Seit Jahren nun schon weiß ich von einer Begegnungsstätte, mitten in Deutschland, in welcher nach dem buddhistischen und hinduistischem Prinzip gelebt und gelehrt wird.
Sein Jahren schon bin ich immer mal wieder auf deren Seite, folge aufmerksam den Berichten der Besucher und finde immer wieder Gründe, nicht zu buchen.
Nun ist es soweit. Inmitten einer Sinnkrise und weil ich eh nichts besseres zutun habe, schreibe ich dem Ashram eine Mail. Wenn ich richtig im Internet gelesen habe, gibt es die Möglichkeit, sich ohne Kosten, für eine ganze Weile, im Ashram aufzuhalten. Der Deal ist, dass man seine Zeit dem Ashram und der dort lebenden Mitgliedern zur Verfügung stellt und dafür schlafen und essen kann. Das hört sich doch super an.
Für mich spricht aus dem Geschriebenen, dass man dort seine Ruhe findet, Yoga praktizieren kann, das Essen vegan und vegetarisch zubereitet wird und ohne Alkohol und Zigaretten auskommen muss, da die Energiebahnen frei und clean sein sollen.
Eine Antwort der Ashram Leiterin kommt promt. Sehr herzlich werde ich gebeten, mich zum angegebenen Tag im Hause einzufinden und das Versprechen, das Angebot kostenfrei in Anspruch nehmen zu können, wird ebenfalls bestätigt. Ich bin beeindruckt und freue mich auf die gebuchte Auszeit.
Ein paar Tage später ist meine bunte Tasche schnell gepackt und der günstig gebuchte Flixbus fährt mich Richtung Norden. Mir gehen meine frühere Yoga Erfahrungen durch den Kopf, ich blättere im Satsang Buch einige Texte in Sanskrit durch und freue mich darüber, dass mir selbst die Melodien noch geläufig sind. (Der Satsang ist das Singen von Mantras)
So ganz unbedarft gehe ich nicht an das Thema heran, es ist vielmehr das Anknüpfen an Bekanntes aber längst Vergrabenes, da mein Leben und die Zeit in den letzten Jahren, den Raum für Sitzen und meditieren einfach nicht zuließen.
Nun gönne ich mir das, bin voller Vorfreude, habe ein Lächeln im Gesicht und warte geduldig und entspannt auf den Anschluss Bus, Richtung Ashram, welcher in 3 Stunden fährt. Die Reise selbst gehört ja immer zum Ziel dazu und so kann ich entspannt die neue, ungewohnte Umgebung genießen, rieche das Meer, treffe auf Matrosen und freue mich erneut, diesen Schritt getan zu haben.
Das Rufbus Taxi kann nur 8 Leute fassen, jeder Platz ist besetzt und es macht den Anschein, als ob die eine oder andere, ebenfalls zum Ashram möchte. Jedenfalls ist das meine Interpretation der Kleidung, der Körperhaltung und des müden Gesichtsausdruckes.
Ich wollte so sehr nicht einschlafen, als mich der Schlaf überkommt, welcher ganz gewiss das Ruckeln des Buses über die lange Küstenstraße, ausgelöst hatte. "Manchmal braucht es eine andere Kultur, eine andere Sprache, um sich wieder mit sich und Gott zu verbinden." höre ich meine frühere Yoga Lehrerin in meinem Kopf, als mich der Busfahrer wach rüttelt und fragt, ob ich auch hier, am Ashram, aussteigen wolle?
Noch schlaftrunken trotte ich den anderen Schäfchen hinterher, bis ich schließlich den Gebäudekomplex vor mir sehe. Nun bin ich wieder hellwach, glücklich und innerlich aufgeräumt.
Die Absprache mit meinen Menschen zuhause lautet: Kein Kontakt! Kein Telefon, keine Whatsapp, mich einfach in Frieden lassen, bis ich mich am Tag X wieder melde.... So gibt es noch einen letzten Gruß meinerseits in die Familiengruppe und eine letzte Zigarette, im sicheren Abstand zum Hauptgebäude, bevor ich mich in die Reihe der Ankömmlinge zur Anmeldung stelle. Vorwiegend ältere Frauen, die vor mir anstehen, alle bepackt mit vielen Taschen und im Yoga Stile gekleidet, bunte Tücher umhängend, laut plappernd - das nehme ich als erstes wahr, bevor meine Blicke durch die Räume wandern, welche hell und freundlich erscheinen und mir der Duft aus Räucherstäbchen und Tee in die Nase fährt. Ich höre das Klappern von Töpfen aus der nahe liegenden Küche und beobachte herumlaufende Menschen, meist in gelben T-Shirts und weißen Hosen, die offensichtlich zum Personal des Ashrams gehören. Sie tragen Zettel oder Handtücher durch die Gegend und wirken nicht offener oder fröhlicher, als die, die hier in der Reihe stehen.
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Im Ashram
Short StoryIn dieser Geschichte geht es um das Leben im Ashram (klosterähnliches Meditationszentrum) Wie verbringt man dort so seinen Tag... Welche Vor- und Nachteile ergeben sich... Lasst euch mitnehmen auf eine spirituelle Reise, mitten in Deutschland. Viel...