𝘼𝙜𝙖𝙥𝙚

29 3 0
                                    

Das Wasser strömt. Ihre sanfte Haut, ihre porzellane Haut wird Tropfen für Tropfen befeuchtet. Die Wärme durchdringt ihr kaltes Äußeres und ist in Harmonie mit ihrem Inneren. Sie durchzieht ihr halbes Ganzes. Träne für Träne erwärmt sich in den heißen Dämpfen. Die Stille, die alte Stille, wird übertönt. Ihre Leere findet nicht das Volle, nur das Halbe. 

Eros durchströmte durch ihre Arterien, weg von ihr. Kälte durch ihre Adern. Es fehlte ihr, die Waage, die nicht wog, doch sie fand sie nicht. Ihr Ziel, jedoch seins nicht. Materiell war es, der Austausch zwischen ihr und ihm. Objekt für Objekt, Tat für Tat. Gefühle blieben in der Aura, im Kern vergebens. Für ihn war es der Moment, für sie war es ein Lufthauch, eine kurze heiße Briese, die ins Kalte überging.

Die Wände beschlagen, ein Tropfen nach dem anderem fließt die grauen Fliesen hinunter. Auf dem Glas nur eine dünne Schicht, ein Hauch von Nichts. Sie berührt sich und es wird kalt, das Wasser. Ihr Körper, ihr Inneres, eine gleichmäßige Winterlandschaft nach einem Schneesturm. Weiß und Chaos nebeneinander, vermischt. Es ist kalt, der Schnee ist schmutzig, keine Ordnung. Die dünne Schicht, sie wird transparent.

Sie suchte sie und fand sie nicht, fand keinen Ersatz. Dem Ersatz fehlte es an Existenz. Sie besaß nur die eine wiegende. Im Ungleichgewicht war sie. Eine Seite besaß mehr als die andere. Die eine das Materielle, die andere den Willen, die Emotionen, die Energie. Träne für Träne floss ihre schmutzige Haut hinunter. Schmutz von ihm, von seinen unreinen Gliedern. Sie wurde nicht rein, sie erhielt Spuren, Zeichen. Das Umfeld beobachtete sie, es verachtete sie.

Das Wasser fließt nicht mehr. Der Raum erfüllt mit der Energie, positiv und negativ, alles im Gleichgewicht. Sie betretet die weißen Fliesen mit ihrem feuchten Fuß. Körper nass, Haare nass, Gesicht feucht. Sie will sich erwärmen, doch findet nichts. Nichts ist in ihrer Nähe, das ihr dies bieten kann. Alles fern, fern weg von ihr, abgewandt. Ihr Dasein verdunkelt sie. Die Ferne wurde und wird heller. Die Ferne wurde zum Licht. Licht der Abgewandten.

Ihre Taten, ihr Körper ausgenutzt. Aus Maria wurde ein Engel, ein Engel mit verschmutzten Flügeln. Mit ihr wird es anders, denkt sie sich, mit der Waage. Die Waage, die nicht wiegt und nicht wiegen wird.

Das Blut strömt. Ihre schwarze Haut, sie wird Tropfen für Tropfen rot. Die Kälte durchdringt jeden, sie streitet sich mit ihrem Inneren, doch sind im Gleichklang. Vergessen wird sie, vergessen wird die Suchende nach Agape.

𝙃𝙚𝙧𝙯𝙚𝙣 𝘥𝘦𝘳 𝘖𝘳𝘵 𝘥𝘦𝘴 𝘊𝘩𝘢𝘰𝘴 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt