Julian Brandt:
"Es hieß es würde ein junger Mittelfeldspieler zu uns kommen. Jung. Das bedeutete meistens nichts Gutes. Die Jungen waren noch naiv und unerfahren, trotzdem ließen sich viele von ihnen aber keine Ratschläge von den Älteren geben. Sie waren immer davon überzeugt, dass sich der Fußball wandelte und die Älteren eben noch die ältere "Version" des Spiels kannten. Vielleicht kannte ich mich damit so gut aus, weil ich selber damals als ich noch jung und naiv war, dies als Ausrede benutzt hatte. Ich war ja gerade erst volljährig gewesen als ich zu Bayer Leverkusen kam. Deswegen wollte ich meinem neuen Teamkollegen eine Chance geben. Na gut, vielleicht sollte ich mich auch nicht so aufspielen, ich bin ja selbst erst 20. Seinen Namen hatte ich vergessen, aber er würde sich ja auch nochmal vorstellen, ich wusste nur noch, dass er von der Jugendmannschaft kommt. Ich merkte, wie ich eigentlich nur noch in Gedanken versunken auf dem Fahrrad saß und beschloss mein Krafttraining für heute zu beenden. Ich war sowieso der Einzige der noch im Kraftraum war, alle anderen waren schon früher gegangen. Ich packte mein Zeug zusammen und machte mich auf den Weg in die Umkleidekabine. So schnell wie möglich machte ich mich fertig, da ich nicht schon wieder auf die Putzleute treffen wollte, wie es schon ein paar Mal passiert war, als ich auch Ewigkeiten noch im Kraftraum verbracht hatte. Ich schnappte meine Tasche und stürmte aus der Kabine. Ich hing immer noch etwas in meinen Gedanken während ich durch die Flure flitzte. Plötzlich prallte ich beim um die Ecke gehen gegen Etwas. Als ich aufsah, blickte ich in ein etwas beschämtes Gesicht. Die Person, die vor mir stand war ein Stück größer als ich, aber sah etwas jünger aus. "Äh... Tut mir leid ! Ich bin etwas spät dran, hatte es deswegen eilig und habe Sie komplett übersehen", erklärte er mir. Als ich ihn so musterte fiel mir etwas ein. "Bist du der Neue ?", fragte ich ganz direkt. "Ich denke Mal ja, außer es gibt mehrere Neue. Ach übrigens ich heiße Kai... Havertz", antwortete er und streckte mir die Hand entgegen. Ich schüttelte diese und begann: "Und ich bin Jul..." "Julian Brandt", unterbrach er mich, "Ich kenne Sie. Ich bin echt beeindruckt von Ihrer Spielweise !" "Oh danke ! Aber du kannst mich gerne duzen. Wir sind ja jetzt im selben Team", sagte ich. "Okay, cool. Ich muss dann Mal weiter, denn sonst komm ich nicht rechtzeitig um den Vertrag zu unterschreiben und dann sind wir doch nicht in einem Team." Er lachte über seinen eigenen Witz, doch dieses Lachen steckte mich sofort an und auch ich musste grinsen. Dann ging er mit einem "Bis bald !" weiter. Kai war echt nett und cool drauf. Man merkte ihm eigentlich überhaupt nicht an, dass er noch so jung war. Außer vielleicht, dass er so nervös darüber war mit mir zu reden. Was auch immer ich vorhin alles Negative gedacht hatte, musste ich zurücknehmen. Ich war schon gespannt mit ihm morgen zu trainieren.
*
Am nächsten Morgen war ich echt motiviert als mein Wecker klingelte. Was bei mir nicht oft vorkam. Natürlich liebe ich es Fußball zu spielen, aber man könnte das Training auch etwas später machen. Doch heute Morgen war ich so motiviert, da ich mich freute zum ersten Mal Kai spielen zu sehen. Irgendwie mochte ich ihn jetzt schon. Gab es sowas wie "Liebe auf den ersten Blick" auch bei Freundschaften ? Also "Freundschaft auf den ersten Blick" ? Wenn ja, dann war es das wohl zwischen uns. Er hatte einfach so eine sympathische Ausstrahlung, da konnte man ihn ja nur mögen.
Als ich in die Kabine lief, waren schon einige meiner Teamkollegen dort und zogen sich um. Ich ging zu meinem Stammplatz und direkt daneben saß Kai, der mich schüchtern anlächelte und meinte: "Die anderen meinten der Platz hier wäre frei..." "Ja, das ist er auch. Ich sitze direkt neben dir !", antwortete ich freundlich. Zuerst war ich der erste, der ihn auf dem Flur traf und jetzt saß er auch noch in der Kabine direkt neben mir. Ich glaube kaum, dass das noch Zufall ist. Das Schicksal will, dass wir Freunde werden und ich glaube, das werden wir auch. Während ich mich umzog, unterhielten wir uns ein bisschen und Kai erzählte mir wo er herkam. Auch ich erzählte einiges von mir bis wir auf dem Spielfeld waren. Unser Trainer rief uns zusammen und das ganze Team stellte sich in einem Kreis auf. Er begrüßte uns kurz und sprach dann: "Wie die meisten von euch ja bestimmt schon mitbekommen haben, ist heute der angekündigte neue Teamkollege angekommen. Jungs, das ist Kai Havertz." Kai lächelte in die Runde, wobei es ihm sichtlich unangenehm war, dass ihn nun alle anstarrten. Während die meisten ihn noch musterten, redete unser Trainer schon weiter. Nachdem er angekündigt hatte, dass wir jetzt zu zweit eine Übung machen sollten, stieß ich gleich Kai meinen Ellenbogen in die Seite, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich die Übung mit ihm machen würde. "Ich hoffe du machst das nicht nur, weil du Mitleid mit mir, dem Neuen, hast. Du kannst auch gerne mit einem der anderen machen, die du schon länger kennst", erklärte Kai. Ich schüttelte den Kopf. "Ich kenne deren Spielzüge und Ideen schon in- und auswendig, das ist langweilig. Ich bin gespannt was du so drauf hast. Außerdem mag ich dich jetzt schon !" Ich war überrascht wie gut er für seine jungen Jahre mit dem Ball umgehen konnte, ich musste mich anstrengen, dass er mir nicht davon lief. Trotzdem merkte ich schnell, dass er ungefähr gleich dachte wie ich beim spielen, wir zwei harmonierten sehr gut. Nach dem Training verabredeten wir uns und er kam noch mit zu mir, wo wir ein paar Runden Fifa zockten.
*
Anfangs wurde Kai bei den Spielen noch nicht eingesetzt, er war zwar immer im Kader, aber wurde nie eingewechselt. Mich machte das etwas traurig, da ich echt gerne mit ihm spielte. Ich sprach nach einem Training ein paar Worte mit unserem Trainer, da ich wusste, dass ich einer seiner Lieblinge bin. Das Gespräch half wirklich ! Beim nächsten Spiel wurde Kai zum Ende der Partie eingewechselt und zeigte sofort, was er drauf hat. Leider ging keiner der Bälle rein. Doch dadurch wurde das Trainerteam endgültig auf ihn aufmerksam und zum Ende der Saison durfte er sogar ein paar Mal in die Startaufstellung.
Da wir schon während der Saison zu richtig guten Freunden wurden, verbrachten wir auch viel Zeit der Sommerpause zusammen. In den nächsten Saisons wurde Kai immer mehr zu einem Stammspieler. Wir wurden auf und neben dem Platz echt unzertrennlich. Mit ein paar anderen Jungs bei Leverkusen waren wir eine coole Clique geworden. Wir hingen viel miteinander ab, zockten und redeten über alles Mögliche. Auf dem Platz hatten viele Angst vor dem Brandt-Havertz-Duo, denn meistens schoß einer von uns beiden ein Tor mit der Vorlage des anderen. Wir beide waren bekannt. Einige Fans gaben uns sogar den Shipnamen: 'Bravertz'. Dank seiner guten Leistung bei Bayer Leverkusen wurde Kai auch in die A-Mannschaft der Nationalmannschaft aufgenommen und so waren wir auch dort zusammen. Man hatte manchmal das Gefühl wir sahen uns 24/7. Doch es wurde nie langweilig mit ihm. Er war lustig und konnte einen immer zum Lachen bringen, aber wenn es Ernst wurde konnte er auch sehr einfühlsam sein. Das war etwas an ihm, dass ich so sehr mochte..."Warum ich das alle erzähle ? Tja, da ich gerade mit Kai, meinem Bruder und noch ein paar Kumpels in einem Flugzeug sitze und vor der schwierigsten Situation bisher in meinem Leben stehe. Ich weiß überhaupt nicht wann und wie ich ihnen das erklären soll. Warum kam ich nur auf diese Idee mit ihnen nach Barcelona zu gehen, wenn die Saison zu Ende ist, um ihnen Alles persönlich zu sagen ? Wäre es vielleicht nicht besser gewesen, sie hätten es durch die Medien erfahren ? Okay, nein, das wäre echt scheiße von mir gewesen. Ich muss da jetzt einfach durch und es ihnen beichten. Am Tag der Ankunft liefen wir nur ein bisschen durch die Stadt und am Abend kochten wir gemeinsam in unserem Ferienhaus. Nun sitzen wir hier zusammen am Tisch, den wir soeben abgeräumt haben. Ich weiß, dass ich es jetzt tun muss. "Jungs", beginne ich, "Ich denke ihr wisst, dass ich euch nicht einfach so hierher eingeladen habe. Sondern ich habe etwas zu verkünden." Ein Raunen geht durch den Raum. Ich merke, dass ein paar darauf hoffen, ich würde ihnen gleich meine neue Freundin vorstellen. Oh Fuck, wenn die nur wüssten. Ich räuspere mich und fahre fort, um das Alles endlich hinter mich zu bringen. "Es fällt mir nicht leicht das jetzt so zu sagen und mir ist die komplette Entscheidung nicht einfach gefallen." Kai vergräbt sein Gesicht in seinen Händen und murmelt etwas, ich denke, er weiß was gleich kommt. "Ich möchte mich besonders bei meinen Teamkollegen für die tollen Jahre bei Bayer Leverkusen bedanken und ich habe es immer genossen mit euch zu spielen. Doch mir ist klar geworden, dass ich nach 5 Jahren eine neue Herausforderung brauche, deswegen werde ich zum BVB wechseln." Einen kurzen Moment sind alle still und schauen mich nur geschockt oder verwirrt an. Dann steht Kai plötzlich auf und läuft durch das Terrassenfenster nach draußen. Ich möchte ihm schon hinterher, doch mein Bruder hält mich fest und meint: "Lass ihm ein paar Minuten um das Ganze zu verarbeiten." Ich setze mich zurück auf meinen Stuhl und beantworte ein paar Fragen der anderen Jungs, bis ich durch das Fenster sehe wie Kai sich draußen auf die Bank setzt. Ich denke es ist genug Zeit verstrichen, sodass ich jetzt mit ihm reden kann. Langsam bewege ich mich auf ihn zu und setze mich neben ihn. "Ich bin nicht sauer oder so. Nicht dass du das denkst, Jule. Ich meine, es war mir klar, dass dieser Moment eines Tages kommen musste. Entweder du oder ich. Keiner von uns bleibt ewig bei Leverkusen, das ist Fakt. Es hätte auch sein können, dass ich ein perfektes Angebot bekommen hätte und dann dich verlassen hätte. Es war nur so toll diese Saison, alles lief so perfekt. Wir beide, das gefürchtete Duo im Sturm. Ich wünschte so könnte es für immer sein. Doch jetzt, da es Realität ist, dass du gehst, tut es doch mehr weh, als ich gedacht hatte. Ich hab dich wohl echt in mein Herz geschlossen, du Idiot", erklärt er grinsend. Ich lege meinen Arm um seine Schultern. "Ich hab dich auch in mein Herz geschlossen, Bro. Du warst und bist der einzige Grund warum ich an diesem Wechsel gezweifelt habe und es immer noch manchmal tue. Doch ich denke es ist die richtige Entscheidung." "Natürlich ist es die richtige Entscheidung ! Ich freu mich für dich, dass du zu einem hochrangigeren Verein kommst ! Wir sehen uns ja bei der Nationalmannschaft und wir können uns weiterhin treffen." Ich nicke eifrig und antworte: "Klar ! Wir müssen zwar auf jeden Fall zwei Mal im Jahr gegeneinander spielen, aber das bekommen wir schon hin." "Natürlich, wir müssen das einfach nur wie ein 1 gegen 1 in Fortnite sehen", schlägt Kai lachend vor. "Das Duo wird ewig leben !", sage ich. "Ewig Bro !", stimmt er mir zu und ich umarme ihn. Ich bin so froh einen Freund wie ihn zu haben, der mich immer unterstützt und hinter mir steht, auch bei sowas. Ich werde alles dafür tun, ihn als meinen besten Freund nicht zu verlieren. Denn ohne ihn wäre auch ich nicht mehr komplett...
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Bravertz ♡
FanfictionJulian Brandt blickt auf seine erste Begegnung mit Kai Havertz zurück und erzählte, wie es dazu kam, dass sie so gute Freunde wurden. Doch das alles hat einen bestimmten Grund... * Hier kommen immer wieder Kurzgeschichten von Bravertz, die teilweise...