(2) In good and in bad times

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Diese Kurzgeschichte spielt dirket nach dem Barcelona-Trip, deswegen ist das eigentlich eine Vorsetzung des ersten "Kapitels", aber seht es wie ihr wollt ;)
Ich entschuldige mich schonmal im Vorraus dafür, dass das Ende irgendwie so schnulzig geworden ist. Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte höhö
Enjoy ♡
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Kai Havertz:

Direkt nach unserem Kurzurlaub in Barcelona mussten wir zum Training der Nationalmannschaft. Bei dem Gedanken daran, dass dies in nächster Zeit der einzige Ort sein würde, wo ich mit Jule zusammen spielen konnte, musste ich den Kloß in meinem Hals hinunter schlucken. Bis jetzt ist eigentlich alles noch ganz normal. Ich meine, wir haben uns nur ein paar Tage seit dem Trip nicht gesehen und auch nach dem Training bei der Nationalmannschaft werden wir kurz darauf zusammen in einen "richtigen" Urlaub fliegen. Das heißt wir sehen uns fast die ganze Zeit bisher, doch sobald die Vorbereitungszeit für die neue Saison beginnt, werden wir uns kaum noch sehen, geschweige denn wenn die Bundesliga wieder beginnt. Ich versuchte diesen Gedanken so gut wie möglich zu verdrängen, doch immer wieder schliech er sich in meinen Kopf. Ich versuchte einfach die Zeit zu genießen, die wir noch zusammen hatten.
Ich setzte also ein Lächeln auf, als ich aus dem Kleinbus stieg, der uns zum Hotel der Nationalmannschaft brachte. Sofort wurde ich von den wartenden Fans bejubelt und einige schrien meinen Namen. Während ich die Reihe durchging und fleißig Autogramme schrieb und Selfies machte, wurde ich immer wieder von einem Kameramann fotografiert, ein weiterer filmte das Geschehen. Manchmal war das Ganze echt anstrengend und ich war zwar glücklich über die vielen Fans und die freudigen Gesichter der Kinder, die jetzt ein Foto mit mir hatten, aber noch glücklicher war ich darüber, als ich endlich im Hotel drinnen war.
Ich begrüßte alle die in der Lobby versammelt waren und tauschte mich mit ein paar Teamkollegen über die vergangene Saison aus. Ich verstand mich eigentlich mit allen sehr gut, natürlich mit niemandem so gut wie mit Jule, aber daran würde keiner kommen.
Während Timo Werner mir die Ohren vollquatschte, wie sehr er sich darüber freue, dass ab nächster Saison Julian Nagelsmann Trainer von RB Leipzig ist, suchte ich durch die Fenster nach den blonden Haaren meines besten Freundes. Nach kurzer Zeit entdeckte ich ihn und wartete geduldig bis er endlich ins Hotel kam. Doch leider lief er nicht alleine durch die Eingangstür, sondern gemeinsam mit Marco Reus. Die beiden unterhielten sich lachend über irgendetwas. Dann begannen sie alle Anwesenden zu begrüßen.
Als Jule zu mir kam, sagte ich freudig: "Hey! Schon lange nicht mehr gesehen."
Ich lachte über diesen Scherz mehr als Julian, denn dieser schenkte mir nur ein kurzes Lächeln und umarmte mich dann genauso kurz wie alle anderen. Dann stellte er sich wieder zu Marco und sprach weiter mit diesem.
Einen kurzen Moment stand ich einfach nur perplex da. Was war das denn gerade eben? Ich hatte damit gerechnet, dass wir zwei jetzt hier ein bisschen scherzen würden und gemeinsam auf die restliche Mannschaft warten würden. Doch Jule tat genau dies mit Marco und nicht mit mir! Ich merkte wie mich eine leichte Eifersucht überkam und versuchte diese zu überspielen, indem ich mich wieder zu Timo umdrehte.
Natürlich waren Jule und ich trotzdem zusammen in einem Zimmer. Dort angekommen setzten wir uns beide auf unsere jeweiligen Betten und schauten kurz auf unsere Handys. Irgendwann hielt ich einfach die Stille nicht mehr aus und begann: "Waren ganz schön viele Fans da."
"Ja, Marco und ich konnten uns draußen gar nicht richtig begrüßen, wegen dem ganzen Geschrei."
Autsch.
Das war keine Antwort über die ich mich freute. Aber ich dachte mir, durch seine Vorlage könnte ich auf das Thema eingehen.
"Ich wusste gar nicht, dass du mit Marco so dicke bist."
Julian zuckte mit den Schultern. "Wir sind gemeinsam hier in einer Mannschaft, da sollte man sich schon verstehen. Aber es ist mit ihm nicht irgendwie anders wie mit euch anderen."
Nochmal autsch.
'Euch anderen'. Wow. Ich war ihm also nicht wichtiger wie alle anderen hier. Also entweder waren wir dann wohl doch keine besten Freunde oder alle seine Teamkollegen waren seine besten Freunde. Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten und musste fragen: "Ist alles okay zwischen uns? Du wirkst irgendwie so... distanziert."
Schnell schüttelte mein Gegenüber den Kopf und antwortete: "Ich glaube das bildest du dir nur ein. Ich bin wie immer!"
Und autsch.
Ich spürte einfach, das irgendetwas war, aber ich bekam einfach nicht aus ihm heraus was. Bevor ich noch etwas sagen konnte, stand Jule auf und meinte kurz: "Ich treff mich noch mit ein paar Jungs unten."
Dann war er auch schon durch die Tür verschwunden.
Autsch, autsch und doppelt autsch.
Ich ließ meinen Kopf auf das Kissen fallen. Bildete ich mir das etwa wirklich nur ein?
Nein, normalerweise verbrachten wir mindestens den ersten Abend bei der Nationalmannschaft zu zweit auf unserem Zimmer und redeten über die Ankunft und über manche unserer Kollegen die sich in irgendeiner Weise verändert hatten. Vielleicht waren wir dann oft wie Teenager-Mädchen, die über die Frisuren der anderen ablästerten, aber wir hatten eben unseren Spaß dabei.
War ihm das jetzt zu langweilig geworden?
Wollte er womöglich einfach mehr Zeit auch mit anderen verbringen?
Das könnte schon sein. Aber eigentlich schüchterte ihn das Ganze bei der Nationalmannschaft, genauso wie mich, immer etwas ein. Wir waren immer mehr die stillen Beobachter. Gerade gegenüber älteren und erfahreneren, wie Marco, waren wir eher zurückhaltend. So richtig aus uns raus kamen wir nur, wenn wir in einer Gruppe mit ein paar Jungs aus Leverkusen saßen oder welchen, die auch noch jünger waren.
Seit wann war dann aber Julian so eng mit Marco?
Sie hatten doch überhaupt nichts gemeinsam! Naja, die Haarfarbe vielleicht. Aber sonst... Marco spielt bei Dortmund und Jule und ich bei...
Wie kann ich nur so blöd sein?!
Julian spielt ab nächster Saison ja ebenfalls beim BVB.
Aber war das wirklich ein Grund, weshalb die beiden jetzt auf einmal so beste Freunde wurden?
Ich wusste es nicht. Ich bekam einfach keine Antwort auf das alles und vom vielen Nachdenken bekam ich auch schon langsam Kopfschmerzen. Ich beschloss, duschen zu gehen und abzuwarten, was als nächstes passieren würde. Vielleicht war Jule einfach nur heute morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden und morgen früh würde schon alles anders aussehen.

Bravertz ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt