(3) As long as you're by my side

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Julians Sicht:

Ich stieg aus meinem Wagen aus und lief auf direktem Weg in meine Wohnung. Dort angekommen, ließ ich meine Sporttasche fallen und schmiss mich auf mein Sofa. Das Training heute war mal wieder besonders anstrengend gewesen, aber die Bundesliga hatte eben wieder begonnen und es blieb keine Zeit, um sich auszuruhen. Die anderen Teams gaben auch von Anfang an Vollgas, um die Meisterschaft für sich entscheiden zu können.

Ich blickte auf mein Handy und sah, dass ich eine Nachricht von Kai hatte. Sofort öffnete ich diese und las sie mir durch.

《Moin Jule! Bock heute noch was zu machen?》

Ich blickte auf die Uhr. Da wir heute vormittags Training hatten, war es erst 14 Uhr. Es wäre also noch genug Zeit, um sich zu treffen, da ich auch sonst nichts vor hatte.
Ich sagte ihm zu und wartete dann auf eine Antwort. Nach fünf Minuten leuchtete mein Handy auf und ich las Kais Nachricht.

《Willst du zu mir kommen? Ich bin derzeit nicht so in der Laune dazu rauszugehen... Ich erzähl dir das später》

Verwirrt blickte ich auf meinen Bildschirm. Was war nur mit ihm los?
Ich antwortete ihm und richtete mich dann so schnell ich konnte, da ich sobald wie möglich erfahren wollte, was mit Kai los war. Diese Nachricht hatte mich doch ganz schön verwirrt. Er hatte doch wohl nicht Probleme innerhalb der Mannschaft? Für mich sah es die letzten Jahre immer so aus als würde er sich mit jedem gut verstehen. Wenn er irgendwie Stress bei Bayer Leverkusen hätte, dann würde ich mir wieder Vorwürfe machen, warum ich wechseln musste. Wäre ich nicht zum BVB gegangen, dann wäre ich jetzt an seiner Seite.
Doch ich durfte solche Gedanken nicht aufkommen lassen. Die Entscheidung war richtig und ich sollte deswegen keine Schuldgefühle haben. Wahrscheinlich dramatisiert Kai alles nur und am Ende ist es gar nicht so schlimm wie ich gedacht hatte. Ich musste mich einfach überraschen lassen.

Ich betätigte die Klingel und gefühlt zeitgleich öffnete Kai die Haustür. Wir begrüßten uns mit einer kurzen Umarmung, dann bat er mich in sein Wohnzimmer.
Mir fielen sofort die dunklen Augenringe auf, die einen Kontrast zu seiner jetzt so blassen Haut bildeten. Außerdem bezweifelte ich, dass seine Haare am heutigen Tage schon einmal eine Haarbürste gesehen hatten.
Zusammengefasst: Er sah schrecklich aus.
Sofort kamen wieder diese schlechten Gedanken in mir auf. Ich musste ihn sofort fragen was los war, sonst würde ich noch platzen vor Sorge.
"Kai, du hattest in deiner Nachricht etwas angedeutet. Was ist los?", fragte ich ihn direkt. Er überlegte einen Moment, dann rückte er aber mit der Sprache raus: "Sophia hat Schluss gemacht."
Erst jetzt fiel mir auf, dass die Kommode neben seinem Fernseher so kahl aussah. Dort wo eigentlich mal die Bilder von Kai und Sophia in schönen Bilderrahmen standen, war nun gähnende Leere.
Die Situation überforderte mich ein wenig. Ich wusste nicht genau wie ich reagieren sollte. Doch als ich wieder zu Kai blickte und bemerkte, dass ihm nun eine Träne über die Wange lief, rutschte ich zu ihm rüber und nahm ihn in den Arm. Er begann herzzerreißend zu schluchzen und ich spürte seinen ganzen Körper beben.
In diesem Moment war ich froh momentan Single zu sein, da hatte ich so ein Problem nicht. Trotzdem wusste ich ganz genau wie Kai sich fühlen musste. Er benötigte eindeutig Ablenkung, sonst machte ihn das kaputt.
Ich löste mich etwas von ihm, sodass er mich anschauen konnte, dann meinte ich:
"Wie wäre es, wenn wir 'ne Runde zocken, um dich auf andere Gedanken zu bringen?"
Kai nickte sachte, sodass ich es kaum wahrnehmen konnte. Ich schaltete seine Playstation an und kramte die Controller heraus.
"Fifa?", fragte ich, während ich Kai einen der Controller reichte. Auch dieses Mal nickte er nur leicht als Zustimmung.
Wenn er weiterhin so wenig sprach, konnte dieser Nachmittag ja lustig werden. Ich musste ihn irgendwie herauslocken.
"Du weißt, dass ich dich haushoch fertig machen werde oder?", behauptete ich grinsend. Kai schenkte mir ein schwaches Lächeln. Normalerweise hätte er nun sagen müssen, dass ich keine Chance gegen ihn hätte. Doch nicht mal das bekam er heute über die Lippen. Ihm musste es echt beschissen gehen.
Ich besiegte Kai mit 3:0, da er total unkonzentriert war und die meiste Zeit die Bälle verlor.
Ich musste mir eine neue Strategie ausdenken.
"Bro, willst du vielleicht darüber sprechen?"
Kai tat so als wüsste er nicht wovon ich sprach. "Worüber sprechen?"
"Über eure Trennung. Was war der Grund warum sie Schluss gemacht hat?", fragte ich. Kai dachte einen kurzen Moment nach, dann begann er: "Sie meinte, sie könnte das nicht mehr. Ich hätte kaum Zeit für sie, würde nur im Training oder bei irgendwelchen Spielen sein. Natürlich wusste sie am Anfang worauf sie sich einließ, als wir ein Paar wurden. Ihr war bewusst, dass ich jedes zweite Wochenende irgendwo in Deutschland unterwegs wäre und jeden Tag trainieren musste, doch trotzdem wollte sie es versuchen für die Liebe. Aber jetzt wurde ihr das alles zu viel. Sie hatte anscheinend in letzter Zeit Probleme an der Uni, aber konnte nicht mit mir darüber reden, da ich nie Zeit hatte. Sie braucht jemanden, der immer für sie da ist und das schaffe ich einfach nicht."
"So ist nun mal unser Leben. Der Fußball ist nicht nur ein Beruf für uns, er ist unsere Leidenschaft. Wir brauchen eine Freundin, die das versteht und uns zu liebe auch mal zurückstecken kann. Wenn Sophia dazu nicht in der Lage ist, dann ist sie nicht die Richtige für dich", erklärte ich meine ehrliche Meinung.
Kai nickte wieder. "Du hast Recht, Jule. Und mir ist das auch klar, trotzdem tut es weh."
"Natürlich tut es das. Keiner verlangt von dir, dass du es einfach so wegsteckst."
"Meine Wohnung ist auf einmal so kahl. Sophia hat einiges mitgenommen." Kai zeigte auf die leere Kommode, die mir auch vorhin schon aufgefallen war.
"Wir könnten in die Stadt fahren und nach Deko suchen, die in eine Männerwohnung passt", schlug ich vor.
"Ich bin dabei", Kai lächelte glücklich.
Ich wollte gerade aufstehen, da meinte er noch: "Übrigens Danke! Es hat echt gut getan darüber mit jemandem zu reden. Du bist der beste Kumpel, den man sich wünschen kann."
"Ich bin immer für dich da, auch wenn ich jetzt weiter weg wohne. Vergiss das nicht", antwortete ich.
"Und du kannst natürlich auch immer zu mir kommen, wenn du irgendwelche Probleme hast", erklärte Kai.

Nachdem Kai sich soweit gerichtet hatte, dass er vor die Tür gehen konnte, ohne für einen Zombie gehalten zu werden, fuhren wir mit meinem Auto los.
Wir klapperten einige Läden ab und hatten am Ende genügend gefunden, womit man eine Wohnung für einen Mann perfekt einrichten konnte. Meine Favoriten waren die handgroßen Oldtimer, die so detailiert waren, dass man meinen konnte, jemand hätte ein paar echte Wagen geschrumpft. Diese schmückten nun die Kommode, auf der früher die Pärchenbilder standen. Ehrlich gesagt gefiel es mir jetzt fast besser als vorher, aber vielleicht lag das auch an meiner Liebe zu alten Autos.

Nachdem alles seinen Platz gefunden hatte, ließen wir uns wieder aufs Sofa fallen.
"Ich würde sagen, das haben wir gut hinbekommen!", stellte ich fest. Kai stimmte mir zu. "Die Idee war eindeutig besser als das mit dem Zocken", meinte er schmunzelnd.
"Tut mir Leid, ich war mit der Gesamtsituation eben überfordert", gab ich lachend zurück.
Einen kurzen Moment schwiegen wir, doch dann begann Kai: "Ich hätte vielleicht noch eine Bitte an dich."
Ich schaute ihn an. Sein Gesicht spiegelte eine Mischung aus Unsicherheit und Belustigung. Was auch immer jetzt kommen würde, es konnte nichts gutes sein.
Als ich ihn auffordernd anblickte, sprach Kai weiter: "Willst du mir vielleicht helfen das Badezimmer zu putzen? Da hängen überall noch Sophias Haare."
Ich seufzte. Das war wieder der alte Kai, genauso wie ich ihn kannte.
"Biiitteee! Immer wenn ich eins ihrer Haare sehe, erinnert es mich wieder an sie und der Schmerz kommt wieder." Kai schaute mich mit seinem besten Überredungsblick an, sodass ich trotz meiner Empörung zustimmen musste. "Aber das ist das erste und letzte Mal, dass ich irgendwelche Frauenhaare aus DEINER Wohnung entferne", stellte ich klar.
Kai lachte und ich war einfach nur froh meinen lebensfrohen und heiteren besten Freund wieder zu haben.

***
Ich habe es endlich mal wieder geschafft einen neuen Teil zu schreiben.
Ich hoffe natürlich, dass Kai und Sophia noch lange ein glückliches Paar sind, aber ich brauchte einen Grund, warum Kai traurig sein könnte und da kam mir eben die Idee haha
Mehr hab ich eigentlich gar nicht zusagen, daher...

...bis zum nächsten Teil :)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 07, 2020 ⏰

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