Ein Schrei

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Schnell biege ich um eine Ecke. Ich habe 2 Minuten! Kommt, Füße bewegt euch schneller.
Meine Schulsachen fest umklammert, laufe ich in Windeseile die Flure entlang. Mein gestresster Blick huscht durch meine Umgebung. Hoffentlich übersehe ich niemanden ohne meine Brille.
Und da macht es schon Rums. Ich stolpere. Mit meinem Händen vorwärts knalle ich auf den Boden. Im Flug verstreuen sich meine Schulsachen über den ganzen Flur. Ich höre Gelächter.

"HE. Du blindes Huhn, pass doch auf wohin du läufst!". Amber, ein Mädchen mit überdurchschnittlich wenig Gehirnzellen. Dummes Lachen beriselt meine Ohren. Wie ich es hasse! Jeder weiß wie schlecht ich sehe, aber nein, keiner würde Rücksicht auf mich und meine Behinderung nehmen. *Schluchz*

Schnell nicke ich nur, ertaste mehr hastig und unbeholfen meine Schulsachen und versuche aufzustehen. Dabei verhädere ich mich in meiner Umhängetasche. Und küsse den Boden erneut. Ok, ich spüre, wie rot ich werde.

Mehr Gelächter hallt durch die Flure. Das Gefühl von Wut brodelt in mir. Schnell hetze ich auf, sprienge in eine Richtung und eile davon. Ohne dabei die offene Schulschranktüre zu berücksichtigen.

Ein dumpfer Knall ertönt. Eindeutig ist heute nicht mein Tag! Erneut stolpere ich einige Schritte rückwärts. Noch mehr gehässiger Gegackere.

Sie haben Glück, dass ich heute nicht meine Brille trug. Besonders Amber. In meiner Wut würde ich ihr direkt eine Klatschen. Zugunsten der Angeklageten würde ich nur Ärger bekommen.

Möglichst elegant versuche ich mein letztes Stück Ehre zu retten und schlendere von Dannen. In eine, mir vollkommen fremde Richtung. Als meine Ohren kein Gewiehere von Gehirnzellen amputierten Amöven hörten und ich um eine Ecke gebogen war, ertasten meine Finger eine Türklinke und schon öffne ich sie.

Ich stand in einem Raum. Meine Finger fühlen weiche Wände. Aber komisch weich. So rixhtig komisch flauschig. Ich sah nichts. So sehe ich schon wenig, aber es ist stockdunkel.
Vorsichtig, ganz vorsichtig, mache ich einen Schritt nach vorne. Das war aber ein Fehler.

Ich fühlte mich auf einmal schwerelos. Als würde mein Körper eine Verbindung mit der Luft eingehen. Meine Sinne funktionieren nicht. Ich riche nichts, sehe keine verschwommenen Lichter und kann nichts ertasten außer Leere.
Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an und ich landet schon wieder auf etwas Weichen. Federleicht, so leicht, ich habe noch nie etwas vergleichbares gespürt.
Geblendet versuchte ich meine Augen langsam zu öffnen. Aber es dauerte.

Und da erschüttete die Edylle ein schrecklicher Schrei. Ein Schrei, so hoch, es würden alle Fenster zersprengen. " Der Sturm kommt!". Bumm, alles ist wieder schwarz!

Ein unvorstellbar lautes Surren reist mich aus meinem Schlaf. Ich halte mir den Kopf. Hör auf! Verdammt! Es krümmt meinen ganzen Körper. Es macht mich verrückt! Hör auf!! Nicht einmal durch mein verzweifeltes schlagen an meine Stirn verstummt es. Es wurde lauter.

Meine Augen bilden Tränen. Ich ertrage es nicht! Verzweifelt rapple ich mich auf. In mein verschwommenes Sichtfeld tretet eine Gestalt. Klein und zart. Etwas streift mein linkes Handgelenk. Sofort umklammert es meine Hand und versucht etwas halt zu finden.

Und da hört das nervenraubende Piepsen auf. Erleichtert schnappen meine Lungen nach Luft. Stille durchfährt meinen Körper. Eine beruhigende Stille.

Ich wische über mein Gesicht. Vor mir steht eine alte Gestalt. Buggelig und faltig, bekleidet mit alten Fetzen. Verschreckt reiße ich meine Hand aus ihrer und lief. Wohin? Ins Nirgends.

Keine echten Dinge. Es existiert nichts. Nebelschwaben umringten mich. Der Boden ist hart und schwarz. Gehetzt sprienge ich von der einen Richtung in die andere. Wo bin ich?!

,,Der Prinz wird dich finden." flüstert ein Stimme. Wer? Was!?

Es entsteht ein Ziehen in meinem Körper. Nein! Was ist nur los? Was passiert hier nur!

Es blendet und da lande ich in meinem Bett. Was? Wo? Wie?

Verstört schweift mein Blick durch mein Zimmer. Alles so wie es sein soll. Mein großer Wäschehaufen gammelt in der einen rechten Ecke, der Stabel mit den Schulheften in der anderen. Meine Zimmerwände sind in weiß gestrichen. Mein Bett stehr, wie ich es in Früh zurückgelassen habe, in der Mitte des Zimmers. Die Bettwäsche ist wie immer zerknüllt.

Langsam stehe ich auf. Immer mit der Ruhe, nicht dass dir wieder so etwas passierte wie vor 2 Minuten . Mein Hand tastet automatisch nach meiner Brille auf dem Nachtkästchen. Dort liegen auch die alten Tickets für den Museumsbeuch.

Letzte Woche besuchten wir das Museum für grichische Kunst. Sehenswert! Ich kann es wirklich nur empfehlen. Aber die Führerin war zum kotzen. Langweilig, wie der Mond weiß! Sie hatte eine Motivation eines Steines. Nein, sogar ein Stein hatte mehr Motivation...

Es ist bereichernd meine Brille aufzusetzen. Man sieht alles so, so klar und deutlich!

Nachdenklich über die Ereignisse schlendere ich aus meiner kleinen Wohnung. Irgendwohin, wo ich mich sicher fühle. Zufälligerweise begleitet mich mein Hund Cesurca. Eine kleine Mischung aus allem. Sein Fell war flauschig und übersät von Flecken. Kleine Punkte, überall an seinem Körper verteilt. Während wir zusammen in eine Richtung liefen, schaut er mich zwischendurch mit seinen braunen Augen an. Aber die meiste Zeit auf irgendwelche Dinge in der Umgebung. Seine Schnuppernase durchgehend am Boden.

Meine kleine Schnuppernase und ich bleiben bei einer Waldkreuzung stehen. Warum? Das frage ich mich heute noch. Wäre ich dort nicht stehen geblieben und hätte meinen Hund gestreichelt, könnte ich mein Geheimnis heute noch geheim nennen!

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liebe Grüße von Seppel

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 17, 2019 ⏰

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