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Er lief auf direktem Weg nach Hause. Ihm folgte Niemand, dass würde er sofort merken. Alle seine Sinne waren geschärft, er fühlte eine innerliche Befriedigung. Sie war tot. Sie konnte nichts dafür. Ihr Leben war ganz normal, sie lebte mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester in einem Reihenhaus in der Nähe. Morgens fuhr sie mit dem Fahrrad zur Schule, er grinste, auch noch eine die die Umwelt nicht verschmutzt. Vielleicht sollte er das nächste mal Jemanden aussuchen der jeden Meter mit dem Auto fuhr. Nach der Schule gab es Mittag und das einzig Interessante was sonst in ihrem Alltag passierte waren Treffen mit Freunden, Besuche bei der Oma und ihr wöchentliches Sportprogramm.

Er konnte keinen aussuchen der ein kaputtes Leben hatte. Das passte nicht in sein Konzept. Ob er Mitleid mit diesen Menschen hatte? Nein, soweit würde er jetzt nicht gehen, Gefühle dieser Art waren ihm gänzlich unbekannt, dennoch eine Art Verständnis war vielleicht da.

Die Menschen die ein perfektes Leben lebten, die mussten leiden. Diese Menschen die das Leben hatten, was er sich immer gewünscht hatte. Alle mussten leiden, aber die jungen schlanken Mädchen zu töten machte einfach wesentlich mehr Spaß und es richtete prinzipiell mehr Leid an als die Großeltern zu eliminieren.

,,Konzentrier dich nicht nur auf deinen Spaß! Du hast eine Aufgabe zu erfüllen. Selbst wenn du die jungen Mädchen lieber tötest, vernachlässige nicht die anderen!'' Diese Stimme in seinem konnte aber auch nervig sein.

Er wohnte weit ab von der Stadt in einem kleinen Häuschen im Bungalow-Stil. Sein kleiner Garten rund um das weiß verputzte Häuschen war gepflegt, obwohl das der falsche Ausdruck war. Die Millimeter genau geschnittene Hecke und der Rasen, der aussah als würde er täglich mit einer Nagelschere geschnitten werden, konnten etwas penibel wirken.

Aus dem Schornstein trat kein Rauch aus, er mochte die Kälte. Sie verhalf ihm dazu etwas zu fühlen. Die Kälte oder die Hitze, aber im Winter war es nunmal einfacher die Kälte direkt zu nutzen, als die Wohnung auf 40 Grad zu erwärmen.

Er schritt den kleinen Weg zu seiner Haustür entlang, ein Klingelschild gab es nicht, wieso auch, er bekam keinen Besuch. Für den Fall, dass doch mal Jemand klingeln sollte würde er die Tür sowieso nicht öffnen. Dieses Haus war sein und Niemand außer ihm durfte es betreten. Der Schlüssel ließ sich schwer drehen, die Kälte war in den Schließzylinder gekrochen. Mit einem leichten knarren öffnete sich die Tür, ein unbeschreiblicher Duft schlug ihm entgegen. Es war nicht direkt ein Duft, es war eher kein Duft. Er besaß keinen Duft.

Es roch nach Nichts und doch roch dieses Nichts nach etwas. Dieser Geruch war seine Heimat. Andere Menschen empfanden dies als unangenehm, gerade deshalb, weil sie keine Worte dafür finden konnten. Sie fühlten ein Unbehagen und wussten nicht warum. Ein lächeln huschte über seine, von der Kälte erröteten Wangen, schon früher blieben die Menschen auf Abstand. Selbst seine Mutter hatte ihn selten umarmt und immer versucht den Duft mit Hilfe von Duftkerzen zu überdecken. Sie war erfolglos geblieben, denn Nichts kann man nicht überdecken. Nichts ist nirgendwo und überall.

Nachdem er seine Stiefel fein säuberlich abgetreten und seinen Mantel an die Garderobe gehängt hatte, ging er in die Küche. Das warme Licht durchflutete den Raum und spiegelte sich auf der Marmorplatte die auf den schwarzen Holzschränken angebracht war. Genauso tiefschwarz wie diese Schränke war auch der Kaffee den er sich aufbrühte.

Er warf, während der Kaffee dampfend auf dem Tresen stand, welcher die Küche von seinem Wohnzimmer trennte, einen Blick nach draußen. Die Dunkelheit ließ ihn erneut lächeln. Sein Lächeln war eigentlich wirklich schön, es war liebevoll und strahlte wirkliche Freude und Zufriedenheit aus.

Doch dies war nur der Fall, wenn man seinen Augen keine Aufmerksamkeit schenkte. Denn jene verrieten, was er eigentlich war. So sehr er auch versucht diese Manko seiner Maske zu beheben, er schaffte es nicht. Diese stahlblauen Augen strahlten enorme Kälte aus. Menschen fröstelten, wenn er sie mit seinem Blick traf.

Seinen Kaffee in der Hand ließ er sich auf die dunkelbraune Ledercouch fallen. Er liebte Leder. Im Winter sog es die Kälte in sich hinein und im Sommer heizte es sich auf. Er konnte es fühlen.

PsychoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt