,,Grausamer Mord'' ,,Rätselhafte Nummer'' ,, Polizei bittet um Mithilfe'' - die Fernsehnachrichten, die Zeitungen, das Internet. Alle spielten sie mit ihm und er spielte mit ihnen.
Er lag im Bett. Die Decke und die Kissen zerknauscht neben, über und unter ihm. Pluto wirkte fast wie eine Karikatur, so sehr hob sich das schwarze Fell des Katers von den weißen Bezügen ab. ,,Guten Morgen mein kleiner Teufel. Na, gut geschlafen?'' Das Fell fühlte sich unwirklich seidig an. Seine Stimme war rau.
Mühsam hievte er sich aus dem Bett und griff nach seinem Bademantel. Nur in Boxershorts und Mantel schlurfte er in die Küche.
Es waren genau vier Stunden vergangen und er brühte sich seinen Kaffee auf. Der Duft erfüllte den Raum. Das weiche Fell des Katers an seinen Waden formte seine Lippen zu einem Lächeln. Er gab ihm einen frischen Napf mit Wasser und füllte den Futternapf auf. Anschließend begab er sich mit der dampfenden Tasse Kaffee auf seine Terrasse. Die verschneite Landschaft sah so aus, als wäre sie noch nicht aufgewacht, doch die Kälte die sie ausstrahlte und die Wärme des Kaffees weckten ihn umso schneller. Er sog die klirrende Luft ein und starrte ein paar Sekunden gedankenverloren in den klaren blauen Himmel. Ein bisschen abwarten musste er noch. Nummer 212 war noch nicht dran. Er wollte kein typischer Serienmörder werden. Er war in seinen Augen nichtmal ein Mörder. Ein Menschenleben war seiner Meinung nach sowieso nichts wert, dementsprechend war es nicht allzu schlimm, wenn er ein paar von Ihnen für sein Spiel benutzte. Er schlug sogar eigentlich zwei Fliegen mit einer Klappe. Er nutze ihre Gefühle um welche wahrzunehmen und beschäftigte die ganze Kleinstadt. Jeder der sich selbst schonmal von außen betrachtet hat, der weiß wie winzig wir sind. Kleiner als Ameisen und sinnloser als der Staubflusen in der hintersten Ecke unter dem Bett. Bei dem Gedanken fiel ihm ein, dass er heute Staubsagen könnte. Der Wald, auf den er von seiner Terrasse aus blickte, versetzte ihn jeden Morgen aufs Neue in eine melancholische Grundstimmung. Er wusste nicht genau, ob es Melancholie war, aber andere Menschen hätten es vielleicht so betitelt. Sie mussten ja immer allem einen Namen geben. Die Stille die die Bäume ausstrahlten, die absolute Ruhe obwohl sie so vielen Lebewesen ein Zuhause gaben. Er war immer wieder fasziniert davon. ,,Diese Bäume, ohne sie könnte ich nicht existieren.'' Dachte er und nahm einen letzten Schluck Kaffee. Die alten Holzbohlen knarrten als er wieder ins Wohnzimmer ging, die Tasse abstellte und sich auf den Weg zum Bäcker um die Ecke machte. Er sah natürlich fabelhaft aus. Er gehörte zu dem kleinen Schlag an Menschen, die sich immer fertig machten, selbst wenn sie zum Bäcker um die Ecke gingen. Schwarzer Mantel, dunkle blaue Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Es war Winter, deshalb trug er einen Alibi-Schal, damit ihn die Menschen auf der Straße nicht als sonderlich abstempelten. Wie einfach sie zu manipulieren waren, der Schal den er trug bestand aus feinster und leichtester Seide und tat alles, außer ihn warm halten. Der Anblick eines Mannes mit einem Schal, egal ob er warm hielt oder nicht, beruhigte allerdings die Personen die ihm entgegen kamen.
Die kleine Bäckerei war genau das, was man sich unter einen Kleinstadtbäckerei vorstellt. Es wurde jeden Morgen frisch gebacken und nichts kam aus dem Großhandel. Die Verkäuferin war die liebenswerte alte Besitzerin des Ladens und hatte ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen. In ihren grauen Locken verfing sich immer ein bisschen Mehl und ihre rötlichen Apfelbäckchen brachten selbst ihn am Morgen zum lächeln. Sie war schlicht und einfach ein herzensguter Mensch und strahlte dies mit jeder Faser ihres Körpers aus. Der Duft von frischem Gebäck schlug mir entgegen wie eine Peitsche, als er die Tür des Ladens öffnete. Eine gute Peitsche, waren ja keine Plätzchen, sondern Brot. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Frau Burchert lächelte ihn an, wie jeden Morgen. ,,Guten Morgen! Wie immer?'' Er lächelte ebenfalls und antwortete: ,,Guten Morgen. Ja, bitte.'' Sie packte ihm zwei Vollkornbrötchen und ein Schokoladencroissant ein, währenddessen brabbelte sie vor sich hin. Das was da ihren Mund verließ hatte ungefähr soviel Konsistenz wie ein Vakuum. Er lächelte, nickte ihr ab und an zustimmend zu. Plötzlich wurde es aber doch interessant. ,,Haben Sie von dem schrecklichen Mord gehört? Ach was sag ich denn da, natürlich haben Sie das. Sie sind doch ein so gebildeter Mensch und Sie machen doch auch irgendwas mit Leichen, oder? Ich könnte sowas ja nicht, da bleibe ich lieber bei meinen Brötchen. Mit denen kann ich reden und sie wachsen und gedeihen fröhlich im Ofen vor sich hin. Ach was red ich da! Haben Sie es gehört? Die Kleine von den Schusters. So nette Leute sind das und das Mädchen, so ein engagiertes kleines Ding. 17 Jahre war sie alt, oder? Himmel, entschuldigen Sie, ich bin ja völlig in meinem Redefluss untergegangen, jetzt erzählen Sie doch mal.'' Typisch, wenn sie einmal begonnen hatte, dann redete diese Frau ohne Punkt und Komma und teilte ausnahmslos jeden Gedankenfetzen mit, der ihr gerade durch den Kopf waberte. Er lächelte trotzdem freundlich weiter, im Normalfall musste er durch ihre kommunikative Art nicht antworten, sondern nur freundlich nicken. ,,Frau Buchart, wenn ich ihre Ausführungen jeden Morgen missen müsste, dann wüsste ich über nichts Bescheid.'' er gewann sie mit einem lächeln für sich das filmreif gewesen wäre ,,von dem Mord habe ich aber tatsächlich schon gehört. Direkt im Morgenmagazin haben sie es gebracht. Dieses junge Ding. Hoffentlich kommen die Ermittler schnell voran. Ich werde selbstverständlich meine Hilfe anbieten, sofern sie gebraucht wird.'' Die alte Dame schenkte ihm eines ihrer berühmten alte-Dame-lächeln und packte ihm die Brötchen und das Croissant ein. ,,Sie sind ein guter Mensch Herr Fuchs. Von Ihrer Sorte sollte es mehr Menschen geben!'' Jetzt musste er sich wirklich ein Grinsen verkneifen, stattdessen antwortete er: ,,Frau Buchart, Sie sind zu gütig. Wir sehen uns morgen und passen Sie auf sich auf, schließlich läuft der Täter noch frei herum.'' ,,Sie auch! In unserer kleinen Gemeinde, sowas passiert doch sonst nur in der Großstadt. Schrecklich sowas. Schrecklich.''
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Psycho
HorrorEr ist anders. Er liebt seine Katze, schwarzen Kaffee und zu töten. Das Messer aus der frischen Wunde zu ziehen, den letzten Atemzug seiner Opfer in seine Lunge zu saugen und die Gefühle in ihren Augen zu sehen. Er ist anders, aber er ist gut dar...