Das Labyrinth

4. Ticci Toby

Ich sah, wie Ticci Toby seine Axt schwang und Ninas Gesicht traf, sie fiel zu Boden. Ich wollte zu ihr rennen, doch er stellte sich mir in den Weg. "Na los, steh auf!", befahl er ihr und sah dann wieder zu mir. Das reichte! Ich lief auf ihn zu und verpasste ihm einen Tritt, worauf ich einen Fausthieb folgen ließ. Ich sah wieder zum Gegner, der keinerlei Schmerzen zeigte. Ganz im Gegenteil, er lachte nur. "Du kannst es so oft versuchen, wie du willst, im Gegensatz zu dir verspüre ich keine Schmerzen." Mit diesen Worten packte er mich an den Haaren und ließ meinen Kopf gegen die Wand sausen. Ich versuchte, den Schwindel so gut es ging zu ignorieren, während ich ein paar Schritte nach hinten stolperte. Ich schaffte es, der Axt auszuweichen, sodass sie nicht mein Gesicht, sondern meine Hand traf. Ich schrie bei dem knackenden Geräusch auf und hörte fast gleichzeitig das Lachen von Ticci Toby. "Dann werde ich euch eben hier und jetzt umbringen", sagte er und ich ging ein paar Schritte zurück. Wir hatten keine Chance gegen ihn, das wusste ich. Plötzlich bemerkte ich Nina neben mir und kurz danach hörte ich ein gedämpftes "Hallo!" Ticci Toby senkte seine Axt. "Wen hast du angerufen?", rief er aufgebracht. Einen kurzen Moment war es so still, dass ich nur meinen eigenen Atem hörte. Ich dachte nach und eine Sekunde später nahm ich Nina das Handy aus der Hand und warf es Ticci Toby an den Kopf. Danach drehte ich mich um und lief mit Nina die Treppe hinauf und den Gang entlang. Ich wusste nicht, wo ich hinrannte oder ob Ticci Tobi vielleicht so schnell war wie Jeff, aber das war mir im Moment alles egal. Denn das einzige, was ich nun fühlte, war Wut. Wut auf das, was sie mit uns gemacht hatten, darauf, dass sie uns überhaupt enführt hatten und Wut darauf, dass sie es für selbstverständlich hielten, uns für etwas zu bestrafen, das sie in dieser Situation vermutlich auch getan hätten. Für einen kurzen Moment war ich versucht, umzudrehen und es ihm heimzuzahlen, doch mein gesunder Menschenverstand hielt mich davon ab. Stattdessen ließ ich mich von meiner Wut antreiben und lief noch ein Stück schneller. Ich legte meine Hand auf die Klinke der nächsten Tür, zog sie bei den Schmerzen jedoch sofort zutück. Vermutlich war sie gebrochen. Nina schien es zu verstehen und öffnete für mich die Tür, bevor wir durch den nächsten Gang liefen. Zurückzuschauen traute ich mich nicht, stattdessen hätte ich mal lieber nach vorne schauen sollen, denn im nächsten Moment rannte ich gegen jemanden. Ich sah hoch und erkannte den Elf sofort, Ben. Dieser schien anfangs sichtlich verwirrt, zögerte dann allerdings nicht lange, Nina und mich sofort zu packen und uns somit am Weiterlaufen zu hindern. Zum ersten Mal sah ich hinter mich und bemerkte Ticci Toby, der ziemlich wütend schien, soweit man das bei seiner Maske erkennen konnte. "Geh weg, Ben, das erledige ich", sagte er wütend und wollte Ben zur Seite schubsen, doch dieser blieb standhaft. "Was soll das? Jeff hat klar und deutlich gesagt, dass wir ihnen nichts tun sollen!", schrie Ben. "Jeff hat mir nichts zu sagen, ich will meine Rache!", schrie Ticci Toby zurück und ich dachte schon, dass sie jeden Moment aufeinander losgehen würden. Doch stattdessen tauchte plötzlich eine dritte Stimme auf. "What have ich?", fragte Jeff, der zwischen die beiden ging. Er sah erst sie, dann uns an, bevor er fortfuhr. "Did I have euch not ausdrücklich said that ihr sollt in Ruhe lassen them!", sagte er nun etwas lauter und man hörte die Wut deutlich heraus. "Ich will meine Rache und ich werde sie bekommen!", antwortete Ticci Toby mehr zu uns als zu Jeff und ging davon. "You bringen sie zu Smile Dog, und zwar now!", befahl Jeff und Ben lief kleinlaut mit uns durch die nächste Tür. An seinem lockeren Griff merkte ich sofort, dass er nicht so brutal drauf war wie Ticci Toby, allerdings machte ihn das nicht ungefährlich. Ich hatte da schon einiges von ihm gelesen..."Was habt ihr angestellt, dass Ticci Toby so wütend ist?", fragte er plötzlich. Als keine Antwort kam, fragte er erneut, diesmal lauter. "Wir haben Slender getötet", antwortete ich knapp. "Das müsstest du eigentlich vorhin mitbekommen haben", fügte Nina noch sarkastisch hinzu. Ich erwartete einen Wutausbruch, doch stattdessen lachte Ben nur. "Ich frage mich, wie zwei so zierliche und hübsche Mädchen es geschafft haben, Slender zu töten", überlegte er laut. Er musterte uns kurz. "Also, das Blut steht euch definitiv nicht", sagte er dann. Ich konnte mir einen Kommentar einfach nicht verkneifen. "Tut uns leid, dass wir nicht deinen Vorstellungen entsprechen", antwortete ich sarkastisch. Ich hielt es nicht für nötig angesichts der Geschehnisse irgendjemanden hier noch zu siezen. "Oh, ihr entsprecht meinen Vorstellungen", antwortete Ben mit einem Grinsen und ich war froh, als die nächste Tür aufging und dahinter Smile Dog stand. Auch Jane the Killer, Eyeless Jack und Jeff waren im Raum. "Es ist fertig", verkündete nun der Hund und Nina und ich wurden auf Plattformen gestellt. Ich sah mich um, doch die anderen Creepypastas versperrten alle Türen, sodass uns keine Möglichkeit zur Flucht blieb. Wir konnten nur abwarten und zusehen, wie Smile Dog irgendwelche Knöpfe an einem Amaturbrett drückte. "Do ihr have noch last Worte?", fragte Jeff und ich hätte schwören können, dass er unter seiner Kapuze lächelte. Ich schwieg einfach nur, Nina sagte auch nichts. Sekunden vergingen, dann verschwanden die Plattformen unter uns plötzlich und wir fielen. Ich fiel ein paar Meter, bevor ich hart aufkam und schrie, als meine Hand den Boden berührte. Ich bekam kaum Luft und blieb ein paar Minuten liegen, bevor ich mich langsam aufrichtete. Ich drehte mich um die eigene Achse, doch Nina war nicht hier. Panik breitete sich in mir aus und ich wollte schon ihren Namen rufen, doch dass wäre wohl nicht sehr klug gewesen. Nun bemerkte ich den Nebel um mich herum und sofort kamen die Erinnerungen hoch. Ich zitterte, doch trotz meiner Angst und den höllischen Kopfschmerzen lief ich langsam vorwärts. Nina war auf der Plattform neben mir gestanden, demnach konnte sie nicht allzu weit weg sein.