15. Gefährliche SCP-Objekte

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In dem Raum befanden sich alle möglichen SCP-Objekte, die meisten waren zum Glück in einer Art Zellen, die sich an den Seiten des Raumes entlangzogen und unseren Weg säumten. Ich kannte einige SCP-Objekte und wusste, mit welchen man Blickkontakt halten sollte und bei welchen das tödlich sein konnte. Gerade als ich mir einige ins Gedächtnis rief, erblickte ich plötzlich ein kleines Mädchen, das munter auf uns zugehüpft kam. Die Kleine war vielleicht drei oder vier Jahre alt. "Kein Blickkontakt!", rief ich wie aus der Pistole geschossen. "Hallo", sagte das kleine Mädchen zuckersüß, "ich bin ... 53 ... und wie heißt ihr?" "Ignorier sie", riet ich Laura, "das ist SCP 053. Wir dürfen ihr nicht in die Augen sehen oder mehr als zehn Minuten mit ihr zusammenbleiben, weil wir sonst den Drang bekommen, sie oder andere Menschen zu töten." "Interessant. Das heißt, dass wir vor ihr wegrennen sollten, stimmt's?" "Stimmt." Laura und ich rannten los und das kleine Mädchen lief uns hinterher, doch bald war es weder zu hören noch zu sehen, als wir uns nach ihr umdrehten. "Gut", keuchte Laura, "jetzt wissen wir ja, was zu tun ist, wenn wir dem SCP-Objekt 053 begegnen." "Genau", erwiderte ich.

Langsam und immer nah beieinander gingen wir weiter und starrten möglichst nur geradeaus. Auf einmal fiel mir etwas ein:"Hey, wenn du so ein scheußliches merkwürdiges Ding auf zwei Beinen siehst, das aussieht, als hätte es ein zerfetztes Gesicht, dann sag mir bitte Bescheid. Dieses Ding ist nämlich 'Die Skulptur', SCP-Objekt 173." "Wie kannst du dir das alles nur merken?", fragte Laura kichernd. "Na ja ... Creepypastas interessieren mich irgendwie ... genau wie SCPs. Deswegen merke ich sie mir einfach. Jedenfalls, wenn du 'Die Skulptur' siehst, darfst du auf keinen Fall wieder wegschauen, nicht den Blickkontakt unterbrechen. Auch nicht durch Blinzeln." "Das Viech muss aber ganz schön fies sein", antwortete Laura. "Ja, das ist es", stimmte ich ihr zu. Dann schwiegen wir.

Ich merkte, dass ich immer seltener blinzelte, und jedes Mal, wenn ich es doch tat, spannten sich alle meine Muskeln an, da ich befürchtete, 'Die Skulptur' könne jeden Moment auftauchen. Einmal sah ich kurz nach rechts und erblickte eine sehr eigenartige Kreatur hinter einer Glasscheibe. Plötzlich war sie - von einer Sekunde zur anderen - nicht mehr da. Erst jetzt begriff ich, dass ich geblinzelt hatte. "Mist", sagte ich leise. "Was ist denn?", fragte Laura. "Ich ... ich glaube, ich hab gerade die ... die Skulptur gesehen ... aber ich hab geblinzelt ...", antwortete ich leise, aber panisch. "Schau dich um, Laura. Wenn du irgendwas Auffälliges siehst, schau es an und halte Blickkontakt." Laura sah sich um. Ich tat es ihr gleich.

Plötzlich tauchte direkt vor mir ein Gesicht auf. Na ja, Gesicht konnte man das nicht nennen. Es war ein Kopf mit einer Art Gesicht, das entweder vollkommen zerfetzt oder außerirdisch aussah. "Äh, Laura ...", flüsterte ich. "Ich seh's schon", antwortete Laura, "das sieht ja wirklich furchtbar aus." "Okay, wir machen's so ... einer von uns schaut die Skulptur immer zehn Sekunden an und geht rückwärts. Der andere passt auf, dass der eine nicht hinfällt. Nach zehn Sekunden wechseln wir uns ab. Alles klar?" "Verstanden", erwiderte Laura. Ich begann, bis zehn zu zählen und hielt Blickkontakt. "Zehn", verkündete ich laut und blinzelte. Die Skulptur blieb an Ort und Stelle. Ich trat hinter Laura und sagte:"Jetzt kannst du noch einmal blinzeln. Sag, wenn's losgeht." Nach wenigen Sekunden fing Laura an zu zählen. So arbeiteten wir uns voran, immer weiter von der Skulptur weg. Wir waren ein perfektes Team.

Als Laura wieder mit Zählen dran war, stieß ich plötzlich mit dem Rücken gegen etwas Hartes. Es war eine Metalltür. "Halt", sagte ich, "eine Tür." Laura drehte sich um und plötzlich war die Skulptur nur noch knapp fünf Meter von uns entfernt. "Ich schaue sie weiter an, öffne du die Tür", forderte ich Laura auf. Ich trat einige Schritte vor, um es Laura zu ermöglichen, die Tür zu öffnen. Meine Freundin ächzte und mühte sich ab, bis sie die sehr schwere Metalltür aufbekam und sagte:"Geh durch! Ich schaue die Skulptur jetzt wieder an." Sie stellte sich vor mich und ich hielt die Tür auf. Sie ging langsam rückwärts und starrte das SCP-Objekt unentwegt an. Schließlich ging sie an mir vorbei und rief:"Ich bin drin!" "Schau es weiter an!", antwortete ich. Dann schlüpfte ich schnell in den dunklen Raum und zog die Tür zu.

Wir sahen uns um. Wir befanden uns in einer Art Abstellkammer. Dieser Raum war nur größer. Ich erblickte einen Schrank, der mattgrün gestrichen war. Außerdem lagen Besen, Eimer und Lappen herum. Im Schrank steckte der Schlüssel. "Der Schrank ist auch ein SCP-Objekt", erinnerte ich mich, "in ihm befindet sich ein Labyrinth." "Ernsthaft?", fragte Laura, "zuerst werden wir in ein Labyrinth gesteckt, in dem wir in ein kleineres Labyrinth geraten und jetzt stehen wir in diesem Labyrinth vor noch einem Labyrinth!" Sie musste anfangen zu lachen. Obwohl man in einer Umgebung wie unserer immer vorsichtig und wachsam sein sollte, ließ ich mich von ihr anstecken.

Das LabyrinthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt