"Stefan, bist du noch geistig anwesend?", schnippte Flo mir gegen den Kopf und ich erwachte aus meiner Denkstarre.
"Ähm.. Jaja. Natürlich. Bin gerade nur mein Terminkalender im Kopf durch gegangen und ich habe heute zufälligerweise Zeit für dich", stammelte ich vor mich hin und bemerkte wie mein Gesicht wieder wärmer wurde.
"Dann gehen wir doch am besten gleich", meinte Flo und stand sofort auf um sich auf den Weg zu machen. Genau so wie vorher lief ich ihm einfach hinterher.
"Wollen wir es vielleicht so machen das du jetzt bei mir mit fährst und später wenn du wieder heim willst bringe ich dich wieder hier her?", fragte er als wir vor seinem Auto standen.
"Gerne. Ich kenne mich hier noch gar nicht aus und ich würde mich sicherlich verfahren", lachte ich.
"Das versuchen wir ja zu verhindern", grinste er zurück und sperrte sein Auto auf. Wir setzten und hinein und Flo fuhr sogleich los.
"Wo wohnst du eigentlich?", fragte mich Flo.
"Circa eine Stunde entfernt"
"Und dann suchst du dir hier einen Job? Wo ist da die Logik?"
"Das weiß ich selber nicht. Ich habe mir gedacht, dass es doch witzig werden könnte"
"Du bist mir ein Rätsel", lachte er und fuhr in die Einfahrt eines kleinen Hauses.
Wir stiegen beide aus und gingen zur Haustür, die Flo aufsperrte.
"Willkommen in meinem schönen Zuhause", sagte er als er die Tür schwungvoll hinter uns schloss.
"Willst du ein Kaffee oder so?", bot er mir an was ich mit einem nicken bestätigte.
Wir gingen in seine Küche und er machte die Kaffeemachine an. Ich setzte mich an den Küchentisch und ließ mein Kopf so gleich auf die Platte fallen, da ich irgendiwie müde war.
"Ist da jemand müde?, grinste Flo als er zwei Tassen auf den Tisch stellte.
"Schon ein bisschen", murmelte ich und trank etwas von dem Kaffee.
Flo sagte nichts mehr zu meiner Müdigkeit und fing an über irgendwelche Themen zu sprechen. Wetter, Politik und so ein Zeug. Irgendwie sind wir dann schlussendlich auf das Thema Beziehungen gekommen.
"Also ich hatte meine letzte Freundin vor zehn Jahren, aber sie hatte ein Charakter von einer Mülltonne deswegen hielt diese Beziehung nicht lange. Hattest du schon mal ne Freundin?", fragte ich ihn und bereute die Frage im Nachhinein. Natürlich hatte er mal eine Freundin. So wie er aussieht könnte er doch jede haben.
"Nein, aber das liegt daran das ich schwul bin", meint er monoton.
"Oh okay, also ich bin hetero", versuchte ich glaubwürdig zu sagen, was nicht so ganz klappte.
"Das hört sich aber nicht so an", grinste er frech und ich wurde wieder rot.
Verzweifelt suchte ich nach Wörtern die ich sagen konnte um ihn vom Gegenteil zu überzeugen, aber mir fielen keine guten ein und ich blieb stumm.
"Ist ja jetzt auch egal. Willst du mein Garten sehen? Ich hab dort im Frühjahr Blumen eingepflanzt und ich habe das Bedürfnis sie jemanden zu zeigen", sagte er und bevor ich antworten konnte nahm er mein Handgelenk, das sofort anfing angenehm zu kribbeln, und zog mich raus in sein Garten.
"Und wie findest du sie?", fragte er und zeigte stolz auf die Sonnenblumen.
"Sie sehen gut aus, aber sicher das du sie gepflanzt hast?", lachte ich.
"Ja ganz sicher. Sehe ich etwa wie jemand aus, bei dem alle Pflanzen eingehen oder was", fragte er gespielt schockiert.
"Ja. Du siehst nicht aus wie ein Pflanzen Mensch. Anderes Thema. Wieso hälts du eigentlich immer noch mein Handgelenk?", fragte ich und schaute seine Hand an.
"Ähh gute Frage. Komm wir gehen wieder rein", meinte er und zog mich wieder durch die Treassentür in sein Wohnzimmer.
Er setzte sich auf sein Sofa, während ich seine Regale betrachtete.
"Warum hast du eigentlich so viele Bücher?"
"Ich bin Deutschlehrer. Ich muss immer eine passende Lektüre da haben wenn ich meine Schüler mal wieder nerven will", beantwortet er meine Frage und stand plötzlich hinter mir. Etwas überfordert von der Situation drehte ich mich zu ihm um und starrte ihn an. Er stand nur wenige Zentimeter vor mir und seine braunen Augen musterten mich intensiv.
"Sicher das du hetero bist, denn mein Gefühl sagt mir was ganz anderes", wisperte er und nahm mein Kinn zwischen seine Finger.
Die Röte stieg mir schon längst zu Kopf und ich war noch überforderter als davor.
Sollte ich jetzt irgendwas sagen oder ihn einfach weiter anstarren in der Hoffnung das ihm langweilig wird?
Plötzlich klingelte es an der Tür und Flo löste sich genervt von mir. Er ging zur Tür und öffnete sie. Ich blieb wie angewurzelt stehen da ich gerade auf das vorherige Geschehnis klar kommen musste.
"Hallo Silke. Was verschafft mir die Ehre", hörte ich Flo aus dem Flur Silke begrüßen.
"Hallo Flo. Ich wollte dir nur kurz die Bücher vor bei bringen die ich von dir aus geliehen habe", sagte Silke.
"Danke, aber das hättest du doch auch morgen machen können"
"Ja aber ich wollte morgen nichts schweres mitschleppen. Also dann man sieht sich morgen", verabschiedete sich die Frau und ich hörte wie Flo die Tür wieder Schloss.
Ich löste mich von meiner Starre und tu so als würde ich wieder Bücher begutachten.
"Sorry ich hab nicht gewusst das sie noch vorbei kommen will", entschuldigt sich Flo und ließ sich wieder aufs Sofa fallen.
"Du konntes es ja nicht wissen. Es ist schon spät geworden. Ich würde jetzt gerne wieder nach Hause", sagte ich.
"Äh ja klar. Komm ich fahr dich wieder zurück zur Schule", meinte er und wir gingen zu seinem Auto.
Nach einer schweigvollen Autofahrt hielt Flo bei den Lehrerparkplätzen und ich öffnete die Beifahrertür.
"Danke fürs Fahren und für den schönen Tag. Man sieht sich morgen", verabschiedete ich mich.
"Kein Problem Kleiner. Bis morgen", grinste er und fuhr weg.
Warte. Wir hat er mich gerade gennant?
Ich stieg in mein Auto und fuhr Richtung nach Hause, während ich viel über den heutigen Tag nachdachte.
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~pingu

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flophan
RomansStefan. Ein junger angehender Lehrer, der noch nie richtig was mit Liebe zu tun hatte und sich vorerst lieber auf seine neue Stelle konzentrieren will. Florian. Ein erfahrender Lehrer, der schon länger keine Beziehung mehr hatte und sein Liebesleben...