Kapitel 2

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Ech...
Wo zum Teufel bin ich?

Die Kälte brannte in meiner Nase, als ich tief einatmete und meine Augen zu öffnen versuchte, doch es gelang mir nicht.
Außerdem zitterte mein Körper wie wild und mein ganzer Nacken glühte förmlich, sodass ich mich fragte, wie mir überhaupt kalt sein konnte.
Ah, es regnete.
Leise hörte ich den Regen auf den Boden einschlagen und es wurde immer lauter und lauter, so laut, dass ich mir die Ohren zuhalten wollte, jedoch konnte ich mich kein Stück rühren.
In der Luft hing ein scharfer, neuer Geruch. Ich konnte ihn nicht zuordnen, aber er war da und stach in meine Nase.
Langsam konnte ich meine Augen öffnen. Zuerst war alles verschwommen und wässrig, was entweder vom Regen kam oder weil ich geheult habe, bis alles sich löste und ich die Gasse wahrnahm.
"AHHH-"
Panisch schrie ich auf, als mir die Bilder von dem schwarzen Wolf wieder in den Kopf kamen, und stieß mich mit meinen Armen am Boden ab, weswegen ich dann mit dem Rücken auf dem Asphalt lag.
Den linken Arm legte ich über meine Augen, um diese vor dem Regen zu schützen.
Was zum Henker ist nur passiert? Alles tut mir weh...
Unter höllischen Schmerzen setzte ich mich auf und visierte mit trägen Augen die benebelte Gasse, um sicher zu gehen, dass mich nichts bedrohte, sodass ich vorsichtig an die Hauswand rückte.
Ich verzog das Gesicht, als schreckliche Kopfschmerzen mich wie ein Schlag trafen und lehnte meinen Kopf erschöpft gegen die kalte Wand, die mir Gänsehaut bescherte.
Ach fuck.
Das Glühen in meinem Nacken floss in alle Richtungen meines Körper und ich öffnete den Mund, um etwas mehr Luft und Abkühlung zu bekommen.
Warte, wie viel Uhr ist es?!
Ächzend zog ich die Schultasche neben mich und kramte nach meinem Handy, was schon auffällig blinkte.
12:36 Uhr.
Fünf verpasste Anrufe von Mum.
Zwei von J.
Einer von Lis.
Und fünfundzwanzig von meinem besten Freund Kay.
Kraftlos lächelte ich wegen seiner schnell aufkommenden Panik vor mich hin und überlegte, nachdem ich mein Smartphone wieder in meine Tasche gleiten ließ, was ich tun sollte.
Zur Schule gehen?
Angewidert zupfte ich an meinem durchnässten Shirt herum und schüttelte belustigt den Kopf, wobei mir auffiel, dass meine Haare ebenfalls feucht an meiner Stirn klebten, wie meine Kleidung an meinem Körper.
Gut, das dann wohl nicht. Nach Hause?
Ja, dann könnte meine Mutter mich krank melden. Ich würde ihr einfach sagen, dass ich hingefallen bin und mir vor Hunger schwarz vor den Augen geworden ist. Apropo Hunger...
Mit zusammengebissenen Zähnen drückte ich mich von der Wand, richtete mich auf wackeligen Beinen auf und wartete, bis der auftretende Schwindel verschwand, um mit kleinen, humpligen Schritten bei stürmendem Regen nach Hause zu taumeln.

/////

"Oh Gott, Wayne! Was ist denn mit dir passiert?!"
Aufgebracht öffnete meine Mutter die Tür und scheuchte mich herein, nachdem ich schnell meine Schuhe abgestriffen hatte.
"Alles gut, ich hab nur starken Hunger. Kann ich es dir am Esstisch erzählen?", fragte ich und stützte mich am weißen Flur ab, während meine Mutter mir den Schulranzen abnahm und diesen auf den Boden schmiss. "Na klar, geh schon mal in die Küche, ich ruf bei der Schule an."
Völlig verwirrt rannte sie in ihr Büro und donnerte die Tür zu, weswegen ich erschrocken zusammenfuhr und die Beine unter meinem Gewicht nachgaben. War die Tür schon immer so laut?
Ermüdet schlurfte ich durch den Flur und folgte einfach dem starken Geruch von Pasta in die Küche, wobei ich mich fragte, seit wann unsere Wohnung so stark roch.
Ich nahm plötzlich so viele Gerüche wahr, Mums Parfum, die Pisse unserer Katze Mandel, das neue Deo meines Bruders,...
Alles hing so unangenehm vermischt in der Luft und ich hatte das Gefühl, meine Nase wurde von all dem überlastet.
Beruhigt setzte ich mich auf den Holzstuhl und genoss die Wärme, denn ich würde morgen wahrscheinlich krank sein, während mein Blick gierig Richtung Pasta glitt.
Sofort stand ich auf und lahmte zum Topf, in dem die Pasta zubereitet war.
Meine Pupillen schrumpften und ich überlegte gar nicht, sondern griff mit meiner bloßen Hand, von Dreck beschmutzt, in den Topf, fischte die Spaghetti heraus und stopfte sie in meinen Mund.
Zufrieden senkte ich meine Hände und kaute genüsslich die Nudeln, als ich plötzlich Schritte hörte.
Schnell wusch ich mir die Hände, hörte eine Tür klacken.
Ich warf mich leise auf den Stuhl, die Schritte wurden lauter und kamen näher.
"Okay Wayne, dann leg mal los", meinte meine Mutter und holte einen Teller aus dem Schrank, sobald sie den Raum betreten hatte, und das alles, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
"Ich bin hingefallen, anscheinend über irgendwas gestolpert, und mir wurde schwarz vor Augen, als mein Kopf gegen den Bordstein geknallt ist", log ich dreist und ohne mein Gesicht zu verziehen, auch wenn sie mir zwischendurch besorgte Blicke zuwarf.
"Schatz, bitte iss auf und bleib Zuhause, ich melde dich bei der Schule auch für morgen krank, weil du bestimmt eine Erkältung kriegst." Sie stellte den Teller mit Pasta und Tomatensoße auf den Tisch vor mir hin und überreichte mir eine Gabel. "Vergiss nicht zu duschen, okay?" Mit einem sanften Lächeln nickte ich ihr zu, denn ich wollte sie nicht noch mehr beunruhigen. Sie wusste, ich würde den Stoff aus der Schule ohne Probleme nachholen können, aber wie es mir selbst erging, kann sie nicht ahnen, weswegen sie bei allem immer sehr vorsichtig war.
Seit der Sache mit Dad.
"Ach, sollen wir noch zum Arzt oder geht es?", fragte Mum gerade, als sie schon dabei war, den Raum zu verlassen. "Nee nee, geht schon", unterbrach ich mich selber beim Essen und hielt meinen Daumen hoch, weswegen sie lächelte, ihren Arbeitsrock zurecht rückte und das "Okay" Handzeichen gab.
"Ich hab jetzt ein Meeting, ruf also an, wenn was ist."
"Jo."
Schon hörte ich, wie sie durch den Flur ging, sich ihre Schuhe anzog, heraus ging und die Tür ins Schloss fallen ließ, während ich meine letzte Nudel aß. Das ging schnell.
Gesättigt und in Top Form wusch ich den Teller, stellte ihn zurück in den Schrank und trank noch schnell aus dem Wasserhahn, um meinen Durst zu löschen.
Okay, jetzt gehe ich duschen.
Ich hasste nämlich das Gefühl von klebriger Kleidung, die sich an meinen Körper anlegt, weswegen ich schnell ins Badezimmer raste und mich meinen Klamotten entledigte.
Nackt stand ich vor dem Spiegel, betrachtete mich und atmete tief durch, bevor ich mich umdrehte und...

...nichts sah.
"Hääää?", entkam es mir und ich drückte wild die Haut an meinem Nacken hin und her, um die Bisswunde zu finden. Doch nichts, es war, als ob nichts passiert hätte, nicht einmal ein einziger, kleiner Kratzer.
Meine Hände behielt ich auf meinem Nacken, aber ließ die Ellenbogen sinken und beobachtete die einzelnen Wassertropfen im Waschbecken, während ich mich fragte, ob ich halluzinierte.
Plötzlich stach etwas in meinem Nacken. Ganz leicht und so, dass ich es kaum mitbekam, aber dann fing plötzlich mein ganzer Körper zu stechen und brennen an.
Erschrocken riss ich meine Augen auf und stützte mich am Becken ab, während die heftigen Schmerzen, die ich gerade bei lebendigem Leib spüren musste, mir Tränen in die Augen trieben.
Meine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an und ich wollte schreien, aber ich schwieg und weinte stumm, während ich auf den kalten Fliesen im Badezimmer mich zusammen sackte.
Mein Herz pochte.
Etwas unter meiner Haut pulsierte stark.
Irgendetwas wurde zerstört.
Irgendetwas an mir war falsch.
Waren das auch nur Halluzinationen?
Nein, sicher nicht.
"AHHHHH, FUCK!"
Mein Hals brannte und ich keuchte laut, als die Schmerzen sich legten. Gut vielleicht sollte ich doch zum Arzt, das war nicht normal. Und wenn das normal ist, dann sollte unsere Schule uns besser aufklären, was genau mit unserem Körper im Alter von sechzehn Jahren passiert.
Laut schnaufend stand ich auf, vorsichtig und langsam, denn ich hatte keine Lust, dass mir so etwas noch einmal passiert.
Allmählich schleppte ich mich in die Dusche, drehte das Wasser auf und ignorierte das wilde Pochen in meiner Brust und das plötzliche Gefühl, zerdrückt zu werden, als das eiskalte Wasser auf mich nieder prasselte.
Schnell wusch ich meine Haare, meinen Körper, ging dann noch kurz auf Toilette und legte mich mit lediglich einer Boxershorts bekleidet ins Bett. Aber ich schlief nicht.
Ich war wach, mein Puls ging schnell und meine Augen verfolgten jede Bewegung der Fliege, die schon die ganze Zeit in meinem Zimmer herum flog. Das Summen drang laut in meine Ohren. Meine Konzentration lag nur auf dem fliegenden Insekt, als es näher und näher kam, wobei ich nur wie verharrt in meinem Bett lag und es mit den Augen fixierte.
Es war in meiner Reichweite und brummte lautstark in meinem Gehör, weswegen ich instinktiv ausholte und...
Es mit meinen Krallen aufspießte.

"Scheiße, was zum..?!", schrie ich entgeistert und betrachtete geschockt die festen Krallen, die aus meinen Nägeln gewachsen sind. Die Fliege rutschte von ihnen und fiel tot auf den Boden.
Mein Puls beschleunigte sich rasant und mir wurde heiß.
Was passiert nur mit mir? Das alles verwirrt mich. Ich war doch nicht mehr norma-
"Hey Wayne!"
Jacob riss fröhlich meine Zimmertür auf und musterte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue, während ich die Decke von mir striff und aufstand.
"Wow, warst du trainieren? Wusste gar nicht, dass du ein Six Pack hast", merkte er an und über sein Gesicht legte sich ein breites und viel sagendes Grinsen, ich überspielte meine Verlegenheit mit einem Kichern. "Eigentlich habe ich kein Si-" Jacob unterbrach und zwang mich auf meinen freien Oberkörper zu schauen, indem er auf meinen Bauch tippte.
"Wow", staunte ich und wollte über meinen Bauch streichen, aber da ich immernoch ausgefahrene Krallen hatte, beherrschte ich mich. "Ich glaub, ich spinn." "Haha, bestimmt hast du dich in letzter Zeit angestrengt oder so", klärte mich mein Bruder auf und schob sich in mein Zimmer.
"Willst du mit mir was besprechen?", fragte ich und stieg zurück in mein Bett, währenddessen ließ er sich auf meinem Stuhl nieder, wobei er mich bescheuert ansah.
"Ehm, ja. Da ist so ein Mädchen, die hatte ziemlich Panik und hat nach dir gefragt. Ist was passiert? Sag mir bloß, du hast keinen hochgekriegt und bist weggerannt."
"Fuck...", hauchte ich und sprang auf, um mir schnell ein T-Shirt aus dem Schrank zu ziehen. "Lis!"
"Also hatte ich recht?"
"Nein, aber die macht sich sicher Sorgen, ich bin gleich da!"
Hastig und nur mit einem schwarzen T-Shirt und einer blauen Boxershorts bekleidet rannte ich aus meinem Zimmer, stolperte über Jacobs Schultasche im Flur und schloss die Tür auf, hinter der mich Lis besorgt anfunkelte.

Helloooo.
Ich bin gerade voll im Flow, und ihr so?
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Eure
Eule ♠️ (1772 Wörter)

well played, mateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt