CATHERINE
𝓢𝓲𝓮 hatte die Hände auf die kühle Fensterbank gelegt und den Blick hinaus zum Garten gerichtet. Einige Gärtner arbeiteten selbst noch zu dieser späten Abendstunde, bahnten sich ihre Wege durch die Blumen und Sträucher der zahlreichen Beete.
"Eure Majestät" Catherine drehte sich zur Seite. Die langen, roten Haare fielen ihr in das Gesicht als sie sich ein wenig nach vorne beugte und die feine Spitze zwischen ihre Fingerspitzen nahm. Die Zofe hielt ein Kleid in die Höhe. Der Stoff reichte bis zum Boden und die filigranen Träger rutschten nach und nach von dem hölzernen Kleiderbügel. Somit nahm sie den Stoff an sich um diesen über die Decke ihres Bettes zu legen.
Ihre Zofe hatte schwarzes, lockiges Haar und war höchstens fünfundzwanzig. Selbst in der eher unschicken Uniform wurde ihre schlanke Figur betont. Die gebräunte Haut und die vollen, roten Lippen machten sie zu einer wirklichen Schönheit. Catherine konnte ihrem Gesicht keine Persönlichkeit und keine Geschichte zuordnen, und doch kam ihr der Name der Angestellten wie von selbst über die Lippen. "Das Kleid sieht wirklich wundervoll aus, Neda." Mit einem leichten Knicks nahm sie dieses Kompliment dankend an, warf ihren Zopf in den Nacken und betrachtete den edlen Stoff ebenfalls für einige Sekunden
"Ich kann Ihnen nur zustimmen. Doch meine Arbeit hatte hierbei kaum einen Wert, ich denke den Schneiderinnen steht dieses Lob zu."
"Und wer fertigte den Entwurf an?", fragte sie nach.
Sie ging zu dem kleinen, runden Tisch hinüber und nahm die dunkle Scheibe aus ihrer Verpackung. Mit einer sanften Bewegung hob sie die Nadel des Plattenspielers an um die Scheibe darunter ablegen zu können, drückte dann den Knopf mit der Aufschrift "Play" hinunter.
Fast Augenblicklich begannen sich die schwarzen Kreise zu drehen und leise Musik ertönte. "Das waren Sie, eure Majestät."
Die junge Frau, die auf dem Thron dieses Landes saß, drückte die brüchigen Lippen ein klein wenig aufeinander, gab dann ein Nicken von sich. "Natürlich, entschuldige meine Vergesslichkeit."
Als ihr Blick wieder hinaus aus den Mauern des Palastes wanderten, dachte sie für einige Momente an das Gespräch diesen Morgen. An ihr Erwachen und an das Chaos das daraufhin folgte. Und an die Zofe, deren Name sie kannte doch sonst nichts mehr von ihr wusste.
"Besitzen sie die Skizze noch?" Catherine machte einige Schritte zur Seite bis sie vor dem Schreibtisch stand. Der einzige Fleck dieses Raumes, auf dem sich das Chaos türmte. Ein Stapel der Papiere beinhaltete Dokumente und Akten die sie für die folgenden Sitzungen und die vergangenen Gespräche benötigte. Ein anderer zeigte Entwürfe ihrer Kunst, Skizzen die sie nie beendet hatte, kleine Gemälde mit gewelltem Grund und einige Pinsel deren Farbe sie nicht ausgewaschen hatte.
Sie zog erst die eine, dann die andere Schublade auf während die Zofe wieder neben sie trat. "Vermutlich ist sie noch bei den Schneiderinnen – oder sie hat ihren Weg in den Papierkorb gefunden." Sie machte eine vage Handbewegung zu dem Eimer, der unter dem hölzernen Tisch stand. Jedoch nichts mehr beinhaltete. "Verdammt.", murmelte sie. Es war nicht so, dass ihr diese Skizze etwas bedeutete. Geschweige denn, dass sie einen sonderlichen Wert hatte. Doch es war etwas an dem sie sich halten konnte. Etwas, durch das vielleicht wieder ein wenig Klarheit in ihren Geist kommen würde. "Vielen Dank, Neda."
Es war ihr sanftes Lächeln und der Blick zur Tür, der der Angestellten klar machte, dass sie nun nicht mehr gebraucht wurde. Somit knickste sie, drehte sich auf der Stelle um und verschwand innerhalb weniger Sekunden aus dem Zimmer der Kronprinzessin.
Die Klaviertöne, die aus dem altmodischen Lautsprecher an der Wand kamen, waren das einzige Geräusch das das Zimmer nun mit ein wenig Leben erfüllte. Noch immer verweilte ihre Hand an der Stelle ihrer Schublade. Die Stelle, die nicht von dem Chaos eingenommen wurde. die eigentlich nicht leer sein sollte. Der Aufbewahrungsort des Buches, das all ihre Erinnerungen verbarg.
Und genau wie diese, einfach verschwunden war.Die Tasse Tee, hatte einen kleinen Fleck auf dem Buch hinterlassen, in dem die junge Frau eben noch gelesen hatte. Nun stand diese mitten in ihrem Raum, die hohen Schuhe machten sie noch ein Stück größer als sie es ohnehin schon war und Neda war damit beschäftigt, die roten Haare mit den unzähligen Nadeln zu einer Frisur zu stecken.
Es war bereits kurz nach neun. Das Fest innerhalb der Mauern des Palastes war bereits in vollem Gange und ertönte bis in das dritte Stockwerk hinauf, sodass selbst Catherine die Musik hören konnte. "Entschuldigen sie... aber die Locken wollen heute einfach nicht-" Schnell schüttelte sie etwas den Kopf – was wohl nicht sonderlich geschickt war da es Neda in ihrer Tat abermals zurückhielt. "Lassen sie sich Zeit, es eilt nicht sonderlich."
"Dort unten wartet ein Saal voller Menschen auf sie – ich denke das ist ein Grund sich zu beeilen."
DU LIEST GERADE
behind her beauty | laufend
Ficción GeneralTräume erzählen nie von der Realität. Sie sind Fragmente, Erinnerungen, Fantasie und Magie. Eine Verstrickung aus allem was war und sein könnte. Und ihre einzige Chance die Wahrheit zu finden. "Ein Geheimnisse.", gab sie flüsternd zurück und fuhr...