Kapitel 12

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Erschöpft ließ ich mich auf den alten Holzbalken fallen. Mein Rücken tat höllisch weh und ich hatte mindestens einen Splitter in der Hand. Trotzdem kam ich nicht darum, auf das Dach zu klettern. Ich wollte raus aus dem stickigen Zimmer. Eingeengt und bedrängt hatten mich die kahlen Wände, sodass mir selbst mein vermeintliches Fieber egal war. Die Wiese um das Haus war ganz nass von den vielen Tautropfen und kurzerhand hatte ich das, warum auch immer, um einiges trockenere Dach bevorzugt. Der Schnee, der vor wenigen Tagen noch die Umgebung bedeckte, war komplett verschwunden und hatte den vielen bunten Frühlingsblumen Platz gemacht. Ich hob meinen Kopf und betrachtete die vielen Sterne. Vereinzelt konnte man sie noch sehen, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne sich zeigen würde. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und lehnte mich ein Stück zurück. Schon seit dem Gespräch mit den beiden Akatsukimitgliedern konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Viel zu viele Fragen schossen durch meinen Kopf und machten das Entspannen fast unmöglich.

Besonders quälte mich meine Unsicherheit gegenüber meinem Ziel. Einerseits müsste ich zu Orochimaru zurück kehren und dort meinen Plan fortführen. Andererseits, interessierte es mich, was den jungen Uchiha zu Akatsuki trieb und was mein dämlicher Bruder mit meinem Tod erreichen will oder wollte. Auch wäre es nicht schlecht mal einen Blick auf Konoha zu werfen. Nachdenklich wanderte mein Blick auf das Juin. Am einfachsten wäre es die Schlange zu töten. Also vom Prinzip her. Die Umsetzung war da um einiges schwieriger. Er war einer der legendären Sannin und damit ein wirklich ernst zu nehmender Gegner. Außerdem konnte man nie wissen, ob er nicht doch noch ein Ass im Ärmel hatte. In diesem Punkt war ich mir fast sicher. Ob Itachi mir helfen würde?

Die quietschende Tür des Hauses ließ meinen Blick nach unten wandern. Mit einer Hand erhoben und seinem Schwert auf der Schulter stolzierte Kisame den schmalen Trampelpfad entlang und verschwand lautlos zwischen den Bäumen. Er würde wahrscheinlich zu Akatsuki gehen. Warum ging Itachi nicht mit ihm? Wollten sie mich doch verraten? Aber das würde keinen Sinn ergeben. Immerhin hätten sie mich die ganze Zeit schon töten können. Ich verwarf den Gedanken und ließ meine Beine über das Dachende baumeln. Ein kleiner Schatten huschte am Rand des Waldes entlang und aufmerksam verfolgte ich die geschmeidigen Bewegungen. Er stockte, rutschte ein paar Meter über den feuchten Boden und blieb schließlich reglos im Gras liegen.

Neugierig sprang ich auf die Wiese und zischte kurz über den leichten Schmerz an meinem Rücken auf. Wieso will der Dreck nicht heilen? Mit zusammengebissenen Zähnen schlich ich vorsichtig auf den kleinen Schatten zu. Grüne Augen funkelten mir misstrauisch entgegen. Der Schatten stellte sich als ein Kater heraus. Sein schwarzes Fell glänzte edel und er hatte eine weiße Pfote. Leise Miauend lag er zwischen den vielen Blumen und verfolgte jede meiner Bewegungen mit seinem beinahe strengen Blick.

"Na du.",flüsterte ich leise und streckte vorsichtig meine Hand in seine Richtung. Er blieb still und rührte sich keinen Millimeter. Ich zögerte kurz vor seinem Fell und began sanft durch seine weichen Haare zu streichen. "Was machst du den so alleine hier?"
Als wollte er sich rechtfertigen miaute er einmal klagend und streckte mir seinen Kopf entgegen. Ich lächelte leicht, stockte aber als meine Finger auf etwas nasses trafen. Er war verletzt. Behutsam drehte ich ihn um und inspizierte seinen Bauch nach einer Wunde. Ein langer Kratzer zog sich durch das schwarze Fell und an manchen Stellen war er bereits entzündet und eiterte leicht. Ich verzog mein Gesicht und hob den Kater hoch, darauf bedacht die Wunde nicht zu berühren. Eilig lief ich in das Haus zurück und schloss die Tür leise hinter mir. Die erste Hürde wäre geschafft. Jetzt war die Frage, wo sich die Küche befand. Unsicher hantierte ich mit dem kleinen Fellknäul und versuchte die erste Türklinke mit meinem Ellbogen zu öffnen. Treffer! Eine einfache Küche strahlte mir förmlich entgegen und erleichtert setzte ich den Kater neben das Waschbecken. Mit einem gezielten Fingerschnipsen entzündete ich ein paar Kerzen und griff nach dem Handtuch hinter der Tür. Mir war nicht danach die Deckenlampe anzumachen. Misstrauisch verfolgten mich die grünen Augen als ich das Handtuch unter den Wasserhahn hielt.

"Ok kleiner, das kann jetzt ein bisschen weh tun, aber ich will dir nur helfen...",murmelte ich und drehte den Kater so, dass ich gut an den Kratzer rankam. Das geht nicht gut, aber anders könnte ich die Wunde nicht behandeln. Wenn ich den Dreck und die Vereiterung mit heilte, würde er sich eine Infektion holen. Entschlossen began ich die offenen Stellen zu reinigen und versuchte so gut es ging, die fauchenden Laute und die Krallen in meiner Hand zu ignorieren.

"Verdammt!",fluchte ich, als er die Seite mit dem Fluchmal traf und ein höllischer Schmerz sich in meinen Arm ausbreitete.
"Was genau wird das hier?"
Ohne aufzusehen fuhr ich mit meiner Arbeit fort und wickelte die Vorderpfoten des Katers ein. "Er ist verletzt und ich will ihm helfen..."
Konzentriert sammelte ich Chakra in meiner Hand, die sofort anfing grün zu leuchten. Kabutos Training sei dank....

Die Wunde schloss sich langsam und auch das Fellknäul beruhigte sich almählig. Erschöpft nahm ich das Handtuch weg und wusch mir die Hände. Geschafft. Ein leichter Schauer fuhr durch meinen Körper, der noch nicht mit dem enormen Chakraverlust klar kam. Ich stützte mich an dem kleinen Tisch ab und schloss kurz meine Augen um mich zu sammeln. Eine angenehme Wärme legte sich auf meine Stirn und unbewusst lehnte ich mich mehr in die Richtung.

"Du hast immer noch Fieber...",stellte Itachi fest und augenblicklich wurde ich rot. Eilig riss ich die Augen auf und machte einen Schritt nach hinten, um Abstand zu dem Uchiha zu gewinnen, der mal wieder viel zu nahe vor mir stand. Unglücklicherweise blieb ich an dem Tischbein hängen und stolperte durch meine Geschwindigkeit unkontrolliert weiter. Mein Fall wurde abrupt durch einen festen Griff um meine Hüfte gebremst. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus und fuhr angenehm warm durch meinen ganzen Körper. Hochrot starrte ich in die ausdruckslosen Augen vor mir und schaffte es nicht mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Sein Geruch hüllte mich ein und für einen Moment vergaß ich alles um mich herum. Er hatte so schöne dunkle Augen. Eine kleine Falte hatte sich auf seiner Stirn gebildet und verlieh ihm einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. Abwechselnd sah er mir in die Augen. Eine Haarsträhne war ihm ins Gesicht gefallen und baumelte genau vor meiner Nase. Ihr Ende berührte leicht meine Wange und hinterließ auch dort ein warmes Kribbeln.

Miau

Eine Katze? Was macht eine.... Oh Nein! Hastig löste ich mich aus der halben Umarmung und ließ mir ein paar Haarsträhnen ins Gesicht fallen. Ich musste mittlerweile schon dunkelrot sein. Das war so verdammt peinlich...
Ich räusperte mich unwohl und bückte mich zu dem schwarzen Kater um ihn zu streicheln.
"Kiră?",ertönte es leise von Itachi und sorgte dennoch dafür, dass nochmehr Blut in meinen Kopf stieg. Was wollte er? Oh Jashin, bitte lass ihn nicht mein rotes Gesicht sehen... Ich will hier weg....
"Hn?"
Eine kurze Pause entstand und ich hob den Kater auf meinen Arm.

"Können wir reden?"

Kiră Uchiha- HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt