Kapitel 1

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Christopher's Pov:

Dunkelheit. Der Mond schimmerte schwach durch die Fenster. Geheimnisvoll durchflutete es die Fluren des Hauses und tauchte es in mysteriöses Schimmern ein. Ich lief den Gang entlang. An einer geschwungenen Säule mit zehntausend Verzierungen vorbei.
Protzvilla. Und doch so schlecht gesichert. Ich lächelte. Ein Kinderspiel war das. Uhrzeit?
3:27.
Noch drei Minuten.
Zeit, sich zu beeilen. Mein Gang beschleunigte sich lautlos, Treppe hoch, Gang entlang, links einbiegen. Ich blickte den Gang entlang und sprang wieder zurück. Achtung, da läuft jemand. Mitten in der Nacht? Die Person ging aufs Klo. Der Bruder wahrscheinlich. Die Tür ging geräuschvoll zu und ich lugte hinter der Abbiegung hervor. Nichts war zu sehen. Also Weiter gehts.
Angekommen.
Ein Ecksofa schmückte den kleinen Bereich. Ich fuhr darüber. Der samtige Stoff fühlte sich weich an unter den Fingern.
Uhrzeit?
3:29.
Noch eine Minute. Ich setzte mich auf das Sofa. Sehr bequem. Und wartete. Das Uhrticken von der Wand gegenüber erschien auf einmal lauter als sonst. Der Bruder von vorhin kam zurück. Schnell sprang ich auf und verschwand hinter dem Sofa. Er hat mich nicht gesehen. Jedenfalls lief er vorbei, und kurze Zeit später war wieder nichts zu hören. Ich setzte mich wieder hin. Uhrzeit?
3:31.
Wo bleibt er denn? Ungeduldig tippte ich mit den Finder auf mein Bein. Na endlich! Um die Ecke ist er gebogen. Ich pfiff leise. Er entdeckte mich und kam auf mich zu.

"Hey", flüsterte er und quetschte sich neben mich. "Bereit?"
Er hätte sich auch einfach auf die andere Seite setzen können...

"Ja." Wir bewegten uns nicht vom Platz.

"Wollen wir dann nicht mal gehen?", meine Lukas belustigt.

"Es ist so bequem."

"Hey, nicht einschlafen, wir haben noch was zu erledigen." Er stand auf und stupste mich an. Ich seufzte und stand schließlich auch auf. Er ging voraus. Ein Zimmer weiter.

"Bevor ich es vergesse: Der Bruder war gerade eben wach. War auf Toilette."

"Alles klar." Wir blieben vor der Zimmertüre stehen. Lukas drückte leise auf.
Fürchterliches Schnarchen. Ich verzog das Gesicht. Ernsthaft? Die Tür schloss sich wieder hinter uns. Es war finster. Die Jalousien waren unten.

"Jalousien auf?", fragte Lukas.

"Klar."

Lukas ging zu den zwei Fenstern und drückte nach kurzem Suchen einen Knopf, die Jalousien fuhren geräuschlos hoch. Mondschein kam hinein.

"Wie willst du's machen?"

Ich schaute mir die fürchterlich schnarchende Person an.

"Deutlich. Die Familie soll doch einen Schreck bekommen, wenn sie ihn sehen." Ich lächelte. "Lass uns ihn erhängen."

"Alles klar." Lukas beugte sich über die schnarchende Person. "Wie kann man nur so laut schnarchen? Schrecklich."

Ich musste auflachen. Leise.

"Sei nicht so laut."

"Wir wecken ihn doch eh gleich."

"Und der Bruder?"

"Er ist alleine."

"Was ist mit den Eltern?"

"Ups."

"Na also."

Ich musste trotzdem noch ein bisschen kichern, hörte dann aber auch gleich auf. Wir beugten uns beide über ihn. "Lass uns ihn erst töten, dann erhängen."

"Wie du willst." Lukas lehnte sich zurück. "Mach du."

Ich setzte mich auf ihn drauf. Mund zuhalten, los kanns gehen! Ich holte mein Messer heraus. "Halt du ihn fest."

"Klar." Lukas rutschte wieder hinüber.

Ich stach zu. Ganz langsam. Das Schnarchen hörte auf. Panisch schlug das Opfer die Augen auf. Er wehrte sich, versuchte zu entkommen. Vergebens. Ah, so viel Blut. So schön. Die Gegenwehr wurde schwächer. Ein letzter Ruck, dann hörte es auf. Ach, schon tot? Schade. Ich blickte auf die Blutverschmierte Leiche hinab. Wundervoll! Ich grinste und probierte ein wenig von dem Blutgetränkten Messer.

"Das sieht voll creepy aus.", kam es von Lukas.

Ich schaute ihn an. "Was denn?"

"Dein Grinsen." Wir starrten uns an. Dann verfielen wir in Gelächter.

"Christopher! Wir dürfen nicht so laut sein! Was ist mit der Familie?", lachte Lukas.

"Diese Villa ist so groß, die haben ihre Schlafzimmer alle an einem anderen Ende. Die hören nichts. Komm lass uns ihn aufhängen."

"Na, du hast ja wenig Bedenken."

"Oh ja! Aber wir sollten trotzdem etwas leiser sein."

"Klar." Wir standen auf.

"Hörst du das?", fragte ich ihn.

Er schaute mich erschrocken an. "Was? Nein, was denn?"

"It's the sound of silence." Ich streichelte der Leiche über die Wange. "Dieses Geschnarche war nicht mehr auszuhalten."

"Da hast du Recht." Lukas ging aus dem Zimmer, um ein passendes Seil zu finden. Ich blieb bei unserem toten Freund und spielte mit ihm herum. Eine kurze Zeit später kam er auch schon wieder. In der Hand ein passendes Seil.

"Fangen wir an!"

Nach einer kurzen Zeit waren wir fertig. Die Leiche baumelte an der Decke, das Seil wurde an die Deckenlampe angebracht, die jetzt halber herausgerissen dahing.

"Wie viel Uhr haben wir?", fragte Lukas plötzlich.

Ich schaute auf meine Uhr. "4:20."

"Wollen wir gehen?"

"Wenn du willst. Klar." Wir begutachteten noch ein letztes mal unser Wunderwerk, dann verließen wir das Zimmer.

"Ich will mich hier noch ein wenig umsehen. Willst du mitkommen?", fragte mich Lukas.

"Ne, lass mal. Kannst alleine rumstöbern. Ich gehe."

"Wie du willst." Weg war Lukas. Ich ging weiter. Treppe runter, Gang entlang, Treppe runter, Gang entlang. Ich entdeckte eine Person vor mir. Der Bruder, der jetzt Einzelkind ist. Was macht er hier? Ein paar Meter lief er vor mir her. Hoffentlich dreht er sich nicht um.
Ich könnte ihn auch töten. Aber es würde nichts für micc herausspringen. Plötzlich drehte sich der Junge um. Ich blieb augenblicklich stehen. Die Zeit schien still zu stehen. Wir schauten uns in die Augen.
Dann schrie der Junge auf.

"Einbrecher!" Ich rannte davon. Schnell gab ich Lukas Bescheid. Jetzt muss ich nur noch irgendwie hier rauskommen. Ich blickte um die Ecke, um die ich gerade gebogen bin. Ich muss wieder zurück. Von dort bin ich in die Villa gekommen.

Ein Mord für zweiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt