Kapitel 2

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Chapter Text

Es war ein schöner sonniger Herbstnachmittag, als Hermine sich mit Harry und Ron auf den Weg zur nächsten Stunde in magische Geschöpfe machte. Die beiden Jungs waren in eine hitzige Diskussion über das Quiddichspiel am kommenden Wochenende gegen Hufflepuff vertieft, bei dem sie die Spieler des gegnerischen Teams analysierten und mögliche Taktiken durchgingen. Hermine verdrehte die Augen - Quiddich! Auch nach Jahren in der magischen Welt, konnte sie die Begeisterung für diesen Sport nicht nachvollziehen, allerdings hatte sie sich auch nie für Muggelsportarten begeistern können.

Verstohlen betrachtete die junge Gryffindor Ron von der Seite: Rons Wangen waren, genau wie seine Ohren, durch das lebhafte Gespräch mit Harry, leicht gerötet, während seine Augen vor Begeisterung funkelten.

Dieser Anblick sorgte bei Hermine normalerweise für Schmetterlinge im Bauch, aber jetzt wollte sich dieses Gefühl nicht einstellen. Stattdessen fühlte sie sich schuldig, da ihr seit Tagen ein anderer Junge durch den Kopf spukte, und dann noch ausgerechnet Malfoy! Das hatte Ron einfach nicht verdient.

Drei Tagen waren seit ihrer Begegnung auf der Mädchentoilette vergangen- drei Tage in denen Hermine jedes Mal Herzklopfen bekam, wenn sie Draco sah, sei es in einer der Unterrichtsstunden oder beim gemeinsamen Essen in der Halle. Vorher hatte sie gar nicht bemerkt, wie oft sie dem Slytherin normalerweise begegnete.

Hermine wurde zusehends verzweifelter, inzwischen war sie die gesamte einschlägige Literatur in der Bibliothek durchgegangen und dennoch hatte sie keinen Zauber oder Trank gefunden, der sie hätte heilen können. Die meisten Zauber und Tränke waren jeweils für einen spezifischen Trank oder Zauber konzipiert und solange sie diesen nicht kannte, konnte sie auch kein Gegenmittel finden.

Die Recherche hatte die junge Gryffindor so in Anspruch genommen, dass sie nicht einmal dazu gekommen war die nächste Stunde in magische Geschöpfe richtig vorzubereiten, sondern hatte Hagrid gefragt, was in der nächsten Stunde durchgenommen werde.

„Hermine, was machen wir heute in magische Geschöpfe?", fragte Harry und riss die junge Hexe aus ihren Gedanken.

Die Angesprochene errötete und versuchte ihre Wissenslücke zu überspielen: „Heute behandeln wir Ewoks. Laut Hagrid sind Ewoks kleine süße Pelzkugeln, die keiner Seele etwas zuleide tun. Ihr Fell neutralisiert Magie, deswegen sind sie immun gegen Zaubersprüche und man verwendet ihre Haare in manchen Zaubertränken."

„Kleine süße Pelzkugeln?", fragte Ron mit einem „ich habe gerade eine riesige Spinne gesehen Blick" nach, denn bei Hagrid konnte das alles bis zu 3 Meter bedeuten, wahlweise inklusive scharfer Klauen oder spitzer Zähne oder beides.

„Kommt schon, das wird bestimmt lustig", grinste Harry enthusiastisch und stupste Ron kumpelhaft mit dem Ellenbogen.

Zur allgemeinen Überraschung des Trios handelte es sich bei Ewoks wirklich um kleine, etwa 80 cm große Tiere, die große schwarze Augen hatten und mit einem dichten, weichen hellbraunen Fell bedeckt waren und auf zwei Beinen gingen.

Sie hatten die Aufgabe die Ewoks zu kämmen, um so Haare für Professor Snapes Bestand zu sammeln.

„Verdammte Biester!", brüllte Malfoy so laut, dass die gesamte Klasse in seine Richtung schaute. Einer der Ewoks hatte sich an dessen linken Arm gehängt und wollte nicht mehr loslassen, da er ganz vernarrt in Draco zu sein schien. Dann schleuderte der Slytherin einen Stupor auf die Kreatur, welcher aber wirkungslos verpuffte.

'So viel zu meinen guten Vorsätzen', dachte Hermine und ging in Dracos Richtung, da niemand anderes etwas unternahm. Vorsichtig trat sie näher zum zappelnden Draco, schnappte Malfoys Hand und begann den Ewok, unter den starrenden Blicken ihrer Klassenkameraden, am Hals zu kraulen.

Nach einigen Sekunden fing die kleine Pelzkugel regelrecht an zu schnurren, lies Draco los und kuschelte sich an Hermines Hals.

„Danke, Hermine", flüsterte Draco mit einem zaghaften Grinsen bis ihm auffiel, was er gesagt hatte. Danach verhärteten sich seine Gesichtszüge wieder.

Niemand durfte mitbekommen, was er für Hermine, das SCHLAMMBLUD, empfand!

Also sagte Malfoy in seinem gehässigsten Tonfall: „Verschwinde, Granger, und lass deine dreckigen Hände gefälligst bei dir!"

Erst jetzt wurde Hermine bewusst, dass sie immer noch seine Hand hielt und löste den Kontakt so plötzlich, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen. Ein wenig enttäuscht wegen der harschen Zurückweisung, trottete sie zusammen mit dem Ewok zurück zu Ron und Harry. Sie war nicht dumm; natürlich wusste Hermine, warum Draco vor den anderen einfach Malfoy war. Er wollte sein Gesicht wahren, aber deswegen tat es nicht weniger weh.

„So, ja ähm. Richtig anhängliche Gesellen diese Ewoks, aber absolut harmlos wie ihr seht", versuchte Hagrid den Faden nach der Szene wieder aufzunehmen.

Der Rest der Stunde verlief ohne weitere Zwischenfälle, doch Hermine konnte sich nicht mehr konzentrieren, denn immer wieder musste sie daran denken, wie schön es war einfach nur Dracos Hand zu halten.

„Habt ihr Malfoys Gesicht gesehen?", fragte Ron lachend in die Runde auf dem Weg zurück ins Schloss.

„Ja, herrlich, er sah aus als würde er gleich gefressen werden", prustete Harry los.

„Warum hast du Malfoy eigentlich geholfen, Hermine?"

„Ich habe das für Hagrid getan, Ron. Sonst wäre es am Ende noch so gewesen wie bei Seidenschnabel", erklärte Hermine in ihrem besten Besserwissertonfall.

„Hallo..."

„...Hermine", grüßten die beiden Weasley Zwillinge grinsend im Duett.

„Hallo ihr beiden"

„Hast du zufälligerweise unseren sehr geehrten kleinen Bruder gesehen?"

„Ron übt zusammen mit Harry für das Spiel am Samstag."

„Und wie stellt er sich so an?", wollte Fred wissen.

„Er wird bestimmt gut spielen.", vermutete Hermine hilflos.

„Doch nicht das", korrigierte George: „wir wollten wissen wie sich unser dämlicher Bruder bei dir anstellt."

Jetzt war es an Hermine rot zu werden und einige schwerverständliche Satzfetzen vor sich hinzustammeln, die alle sagen sollten, dass da nichts in der Richtung lief.

Synchron schüttelten die Zwillinge die Köpfe und sagten zusammen: „Wir können nicht verwandt sein. Auf keinen Fall. Nie im Leben."

Kopfschüttelnd winkten die beiden Hermine zum Abschied und murmelten noch etwas von „silbernen Tablett" und „direkt vor der Nase".

Das war wieder einmal typisch für die Zwillinge, sie mussten ihre Nasen auch in alles stecken, was sie nichts anging, dachte Hermine und versuchte sich wieder auf ihre Hausaufgaben zu konzentrieren.

Später am Abend saß Hermine immer noch im Gryffindor Gemeinschaftsraum und schrieb einen Brief an Draco Malfoy, den sie ihm mit einer der Schuleulen in die große Halle schicken würde, so konnte niemand nachverfolgen von wem genau der Brief kam. Denn Hermine hatte einen Plan und für diesen Plan brauchte sie Draco Malfoy.

Hermine und Draco 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt