Kapitel 3

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Müde tapste ich im Club rumm und versuchte einigermaßen hilfreich zu sein. Irgendwann die Nacht musste ich doch noch eingeschlafen sein, allerdings nur für ein paar Stunden, wenn überhaupt. Alicia rannte wie immer munter umher und war bestens gelaunt. Sie stand wieder bei diesem Kristian, dem Gitarristen ihrer Band. Die beiden waren bestimmt zusammen. Der Trottel weiss wahrscheinlich nicht mal was für ein Glück er mit Alicia hat. "Dero!" riss mich ihre Stimme aus den Gedanken. Alicia wunk mir zu und strahlte. Ich wunk ihr zurück und setzte mich auf einen Bar Hocker, worauf sie grinsend die Augen verollte und zu mir kam. "Hey, wie gehts dir?" fragte sie und sah mir dabei wieder tief in die Augen. "Gut und dir?" Sie legte den Kopf leicht schräg und setzte sich dann zu mir. "Die Narben auf dem Rücken, das warst nicht du, oder?" hakte sie neugierig nach. "Ich sollte mal beim rein tragen helfen." brach ich das Gespräch ab und ging raus zu Flux und Crap. Ich wollte ganz sicher nicht mit ihr darüber sprechen. Nur Flux und Crap wussten davon und die beiden kenne ich noch aus dem Kindergarten. Es ist eben schwer mich jemandem anzuvertrauen. Die meisten Menschen sind falsch und auch wenn Alicia das ganz sicher nicht ist, kenne ich sie nicht gut genug und überhaupt will ich sie damit nicht "verlieren". Nachdem Aufbau und dem Soundcheck zog ich mich wie immer in einer Stress Situation zurück. Ich setzte mich Abseits draussen hin und spielte mit meinem Messer. So konnte ich mich meistens am besten ab reagieren. Keine Ahnung warum das so war, aber es half. Als Alicia dann plötzlich vor mir stand, ließ ich das Messer vor Schreck fallen und starrte sie an. Alicia setzte sich ohne Wort neben mich und nahm mich in den Arm. Ich wusste nicht ganz wieso, aber ich genoss es immer wieder wenn sie mich umarmte oder meine Hand nahm. "Ist es wegen mir? Hab ich was gesagt, was..." "Nein, nein natürlich nicht. Ich wollte mich nicht ritzen." unterbrach ich sie schnell. "Aber warum dann das Messer?" hakte Alicia nach und schob prüfend meinen Pulli etwas nach oben um mein Handgelenk anzusehen. "Ich hab doch gesagt ich hab mich nicht geritzt. Ich muss das Messer nur manchmal festhalten. Wirklich." versicherte ich und zog meine Ärmel wieder runter. Alicia legte ihren Kopf auf meiner Schulter ab und nahm meine Hand in ihre. "Dann nimm meine Hand wenn du das nächste Mal das Gefühl hast das Messer zu brauchen." Ich sah sie ein wenig verwundert an und schloss dann für einen Moment die Augen. Sie ist so ein unfassbar toller Mensch... Einfach unglaublich. "Versprichst du's mir?" fragte sie, als meiner Seits immer noch nichts kam. "Okay." sagte ich leise, dabei war mir das überhaupt nicht Recht. Nicht das es mir nicht helfen würde. Ihre Hand zu halten lässt mich all meine Sorgen vergessen, aber ich will sie nicht dauernd nerven. Sie nahm mein Messer und steckte es weg, worauf ich sie empört an sah. "Was? Du brauchst es doch jetzt nicht mehr." meinte sie und sah mich ein wenig streng an. "Du verstehst das nicht..." meinte ich und sah beschämt auf meine Füße. "Und ob. Ich hatte früher auch Depressionen, beziehungsweise geht so was ja nie wieder weg, aber du kannst dafür sorgen, dass du es nicht mehr merkst." erklärte sie. Mir stockte der Atem. Alicia hatte mal...ihr ging es auch schon so? Sie wirkt ganz und gar nicht so. Sie ist immer fröhlich und positiv. "Du..." hakte ich nach. Sie nickte. "Aber man kann was dagegen tun. Kris hat mir da raus geholfen und nun helfe ich dir. Also nur wenn du das auch willst." meinte sie und schenkte mir ein leichtes Lächeln. "Darf ich fragen was bei dir der Grund war?" hakte ich nach. Anscheinend war das für Alicia immer noch ein blödes Thema, aber sie erzählte es mir:"Es ist eigentlich ein bescheuerter Grund, aber sowas kann ja durch die kleinsten Kleinigkeiten ausgelöst werden und ich hatte damals auch extrem Stress auf der Uni und naja...da war dieser Kerl den ich total toll fand und er schien das ziemlich lustig zu finden ergo er hat absichtlich vor meinen Augen mit anderen Mädchen rumm gemacht." Was sie da sagte, machte mich noch trauriger. Ich heule hier rumm wie ein 13 jähriges Mädchen, dabei mag Alicia mich wenigstens. Sie macht sich nicht über mich lustig. Gut, sie weiss auch nicht, dass ich sie liebe, aber sie würde das trotzdem nie tun. "Das tut mir leid. Er war echt dumm wenn er nicht wusste was er an dir gehabt hätte." sagte ich und lächelte sie sanft an, worauf sie breit grinste. "Danke, willst du mir jetzt vielleicht auch sagen was los ist?" fragte sie neugierig. Eigentlich wollte ich das ganz und gar nicht, allerdings wäre das nicht fair, da sie mir auch ihren Grund genannt hatte. "Weisst du, ich hab das ausser Flux und Crap noch nie jemandem gesagt..." begann ich. "Du musst nicht. Ich verstehe das." meinte sie und streichelte mir sanft über den Rücken. Sie hat so viel Verständnis... "Meine Kindheit war nicht so, wie sie hätte sein sollen, ich war ab 15 komplett alleine und hab mit 19 angefangen Drogen zu nehmen. Davon bin ich aber schon 7 Jahre weg." erzählte ich und starrte wieder auf meine Füße. Das war gar nicht so schwer, aber ja auch nur die halbe Wahrheit und trotzdem ziemlich peinlich. "Das tut mir leid. Willst du darüber sprechen?" Ich dachte kurz über ihre Frage nach, denn ich wollte mit ihr sprechen, aber es war einfach zu peinlich. Die ganze Scheisse mit meinem Vater... Ich hatte es damals kaum geschafft Flux und Crap davon zu erzählen. Da ich die beiden ja schon aus dem Kindergarten kannte, hatten sie es auch mehr oder weniger selbst mit bekommen. "Vielleicht ein anderes Mal. Es ist spät. Wir sollten den anderen beim Aufbau helfen." meinte ich und ging mit ihr in den Club. Als wir mit dem Soundcheck fast durch waren, kamen schon die Fans, die für heute das meet and greet gewonnen hatten. Als ich sah, wer als letztes rein kam, war es als würde mir die Luft weg bleiben. Was zum Teufel wollte er hier? Wieso kannte er Oomph überhaupt? Er hatte mich sofort erkannt und grinste schelmisch. Nein, das darf nicht wahr sein. "Soll ich das Secrurity holen?" fragte Crap und deutete auf meinen Vater. Am liebsten hätte ich 'ja', gesagt, aber dann würde ich ihm zeigen, dass ich schwach bin und diese Genugtuung wollte ich ihm nicht tun. "Nein, wir machen ganz normal weiter." sagte ich schließlich und rief Alicia für das Duett zu mir. Sie merkte natürlich sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. "Wer ist dieser Mann, der dich die ganze Zeit so ansieht?" wollte sie wissen. "Mein Vater." antworetet ich leise und schluckte einmal hart. Alicia sah mich ein wenig verwirrt an, worauf ich einfach entschloss ihr alles zu sagen. "Okay hör zu, meine Mutter ist schon bei meiner Geburt gestorben, mein Vater war schon immer ein Trinker und hat mich misshandelt." Sie sah mich schockiert an. "Ich wünschte ich wüsste was ich sagen könnte, aber das weiß ich nicht. Es tut mir so leid, dass du das durchmachen musstest." sprach sie und sah mir traurig in die Augen. "Danke, aber du kannst ja auch nichts dafür. Ich sag ihm jetzt er soll verschwinden." meinte ich und lief die Bühne runter, allerdings folgte mir Alicia. "Da ist er ja, mein Sohn. Ist sie deine Freundin? Bestimmt nicht, oder? Sie ist viel zu gut. Du bist nicht in der Lage eine Beziehung zu führen." spottete Mein Vater, was mir wieder einen Stich in der Brust versetzte. Wieder war ich ein kleiner Junge, der sich nicht helfen konnte. "Tija da liegen Sie falsch. Dero ist ein wundervoller Mensch und der beste Freund den man sich nur wünschen kann." mischte sich Alicia ein, legte ihre Arme um meinen Nacken und küsste mich. Warte, was?! Sie, sie hat... Sie hat mich ge-geküsst? Mein Vater schaute ungefähr genauso dumm aus der Wäsche wie ich selbst. "Kommst du, Schatz?" fragte Alicia und deutete auf die Fans. Ich nickte und sagte zu meinem Vater:"Es ist besser du gehst jetzt." "Armseelig wie du dein Geld verdienst, aber mir war von Anfang an klar, dass aus dir nie etwas werden wird. Dero... Was ein dämlicher Name. " meinte er und kehrte mir den Rücken zu. "Im Gegenteil. Es ist bewundernswert was ein toller und begabter Mensch er ist, bei so einem Versager von Vater." zischte Alicia und zog mich an der Hand mit rüber. "Wieso hast du das gemacht?" fragte ich immer noch verblüfft und sah sie an. Alicia zuckte mit den Schultern. "Ich wollte dir nur helfen." "Das hast du, danke, aber er hat Recht." sagte ich und senkte den Blick. "Nur weil wir beide nicht wirklich zusammen sind, hat er doch nicht gleich Recht. Du hast doch bestimmt eine Freundin..." Ich schüttelte den Kopf. "Okay, aber du hattest bestimmt schon mal eine Beziehung." Wieder schüttelte ich den Kopf. Super.... Sie weiß jetzt das ich ein total Versager bin. "Ja und? Du triffst schon noch die Richtige. Manchmal dauert es eben." meinte Alicia und schenkte mir ihr wunderschönes Lächeln. Ich wusste ja wie wunderbar sie war, aber sie wusste fast alles aus meinem beschissenen Leben und sie ist total verständnisvoll und einfach nur toll. " Bei dir nicht..." Alicia sah mich fragend an. "Kristian." half ich ihr auf die Sprünge, worauf sie kicherte. "Er ist wunderbar, aber wir sind schon lange nicht mehr zusammen." Irgendwie war ich gerade voll froh, dass die beiden nicht mehr zusammen sind. Nicht das ich dadurch eine Chance bei ihr hätte, aber trotzdem. Mein Vater ging dann auch endlich und ich konnte in aller Ruhe unsere Fans begrüßen, mit ihnen Fotos machen und Autogramme geben. "Ist sie deine Freundin?" fragte eine Frau und deutete auf Alicia, die gerade mit einem anderen Fan sprach. Was sollte ich jetzt sagen? Natürlich ist sie nicht meine Freundin, aber wie sollte ich erklären was da vorhin passiert ist? "Nein, ist sie nicht." sagte ich und grinste verlegen. Die Frau erwiderte das Lächeln. Sie schien sich über meine Antwort zu freuen und fragte mich weiter aus, ob ich eine Freundin hätte. Auch dies verneinte ich, allerdings merkte sie schnell, dass ich keine Interesse hatte und hielt sich dann eher im Hintergrund. Mein Herz gehörte durch und durch Alicia, auch wenn sie es wohl nie erfahren wird, beziehungsweise mich nie wollen wird. Nachdem Gruppenfoto mussten die Fans dann wieder raus und vor dem Club warten. Derzeit machten wir uns fertig für die Bühne. Alicia sah wie immer bezaubernd aus. Ihr Ex schien das allerdings auch zu merken. Er konnte nämlich weder die Augen, noch die Finger von ihr lassen. Alicia schien es aber auch nichts auszumachen, dass er dauernt press bei ihr stand, ihr über die Wange streichelt oder ihr einen verdammten Kuss auf die Wange gibt. "Wenn dich das stört, geh hin und tu was." meinte Flux und sah mich eindringlich an. "Was soll ich denn deiner Meinung nach bitte machen?" fragte ich genervt. "Hin gehen und mit ihr flirten." sagte er und zog die Augenbrauen hoch. Toll, dass sagt er so einfach. Als könnte ich sowas. Und selbst wenn, sie will mich ja gar nicht. "Dann frag sie ob sie morgen mit dir eine Runde auf der Harley fahren will und lächle dabei. Sag ihr, dass sie hübsch ist... Du kannst flirten. Du bist ein Kerl. Du musst nur einfach mal los lassen." erklärte er und schob mich in ihre Richtung. Jaja, ich kann das... Selbst wenn, es bringt ja nichts. Ich mach mich sowieso nur lächerlich, aber bitte... "Hey, du siehst toll aus." sagte ich charmant und lächelte. "Du auch." erwiderte sie ebenfalls lächelnd. "Danke. Hast du Lust morgen ne Runde auf der Harley mit zu fahren?" Alicia's Grinsen wurde breiter. "Echt? Ja, klar!" rief sie aufgeregt. Hm das war leicht... Nachdem die Vorband dann fertig und Träumst du an der Reihe war, nahm ich Alicia an der Hand mit auf die Bühne und sang das Duett mit ihr. Dieses Mal hatte es auch richtig Spaß gemacht, da ich keine Angst hatte vor ihr zusammen zu brechen oder so. Wir hatten sogar eine richtige Performance für den Song, was sowohl für uns richtig cool war, als auch für die Fans, die das nämlich ziemlich unterhaltsam fanden.

Broken hearts can healWo Geschichten leben. Entdecke jetzt