Auf der Suche nach Wärme

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Ich war kein Frühaufsteher.

Zwar war ich auch niemand, der erst zur Mittagszeit aus dem Bett kroch, aber dennoch war ich nicht der übertriebene Morgenmensch, der um sieben Uhr bereits energetisch an der Decke tanzte.

Wozu denn der Stress? Der Morgen setzte den Start und wenn der bereits schlecht und hektisch war, dann hatte das massive Folgen für den Resttag.

Aufgrund meines unruhigen Schlafs tendierte ich jedoch dazu, früher aufzustehen, weil ich keinen Sinn darin sah, länger im Bett zu liegen, auch wenn ich mich nach Ruhe und Frieden sehnte. Sich ewig in den Laken zu wälzen, frustrierte mich allerdings auch, daher entschied ich mich, den Tag zu beginnen.

Am besten mit einer Tasse Tee, weil mein Magen ein wenig krampfte.

Es war überraschend, um diese frühe Stunde bereits Geräusche aus der Küche zu hören. Neugierig linste ich hinein und erstarrte, da ich glaubte, einen Engel zu sehen.

Er hatte verstrubbelte Haare, ein viel zu großes T-Shirt, das ihm von der einen Schulter rutschte, und darunter lediglich eine Boxershorts, welche kaum noch zu sehen war. Barfuß ging er gähnend zum Kühlschrank hinüber und warf einen konzentrierten Blick hinein, bevor er sich die Packung Milch heraus nahm und sich zurück zum Herd bewegte.

Ich atmete lautlos aus und schlich anschließend an ihn heran, bevor ich die Arme um seine Taille legte und ihn umarmte. Dabei vergrub ich die Nase in seinen Nacken und sog seinen Duft ein, ehe ich das Kinn auf seiner Schulter abstützte.

Jisung zuckte leicht zusammen und kicherte.

,,Hyung ... Was soll das?"

,,Nichts. Gar nichts." Ich wusste auch nicht, wieso mich auf einmal das Bedürfnis gepackt hatte, ihn zu umarmen. Er sah wohl gerade zu knuddelnswert aus.

Jisung lehnte sich nach hinten, sodass ich mein Kinn wieder hob. Sein Rücken ruhte an meiner Brust. ,,Hunger?"

,,Ein bisschen."

,,Gut, ich mache Pancakes."
Ich schaute auf das, was Jisung da in der Pfanne fabrizierte, und begann leise zu lachen, während ich die Arme enger um seinen Körper schlang.

Der Jüngere begann zu schmollen. ,,Was? Hast du etwas dagegen?"

Ich betrachtete den Haufen an Teig in der Pfanne. Schmunzelnd fasste ich an den Griff und schwenkte die Pfanne leicht, sodass sich die Masse ein wenig verteilte. ,,Eigentlich nicht. Hast du denn etwas dagegen, wenn ich dir helfe?"

Ich hatte es nicht beabsichtigt, aber ich merkte, dass ich flirtete. An sich wäre das nichts Schlimmes, wäre es nicht erst sieben Uhr morgens und stände hier nicht Jisung vor mir.

Aber wahrscheinlich bemerkte er gar nicht meinen kleinen Ausrutscher. Zumindest reagierte er nicht darauf. Möglicherweise tat er mir auch einfach einen Gefallen.

,,Gut, du kannst ja mal dein Glück versuchen, während ich Obst schneide", meinte Jisung seufzend und riss sich von der Pfanne los, bevor er wieder im Kühlschrank stöberte und kurzerhand Bananen, Äpfel und Blaubeeren auf seinen Armen balancierte.

Derweil kratzte ich den Teighaufen aus der Pfanne, säuberte sie grob von den verbrannten Resten und verteilte darin Butter, bevor ich mit der Schüssel in Kreisen darüber ging, damit halbwegs etwas Pancake-artiges entstand. Mit ein wenig Schwenken der Pfanne brachte ich das Ganze in Form.

,,Wieso bist du eigentlich schon wach?", fragte ich nebenbei.

Jisung machte sich Platz an der Theke und stellte darauf ein Brett, bevor er die Bananen schälte. ,,Ich bin irgendwie automatisch heute früh aufgewacht und hab gemerkt, dass es meiner Verletzung besser geht. Deswegen konnte ich vor Aufregung nicht mehr schlafen."

MinSung - nostra itineraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt