„Du hast mich gar nicht begrüßt!", tadelt mich das Mädchen, das vor mir steht.„Elena! Ich wusste gar nicht, dass du schon da bist!", antworte ich entschuldigend und umarme sie freudig. Ich kenne Elena vom Tanzen, denn wir besuchen bereits seit über zwei Jahren den selben Gesellschaftstanzkurs und machen gemeinsam mit meinem besten Freund Tony, der ihr Tanzpartner ist, immer unglaublich viel Blödsinn.
„Bin auch grade erst gekommen.", sagt sie und greift sich ebenfalls einen Becher, „Kann man das trinken?" Elena mustert misstrauisch die grüne Bowle in dem Eimer, die sich grade jemand mit der großen Schöpfkelle einfüllt.
„Trinken ja, nur die Früchte solltest du nach Möglichkein weglassen, wenn du nicht grade auf Vodkashots stehst." Zur Antwort macht meine Freundin eine Geste, als würde sie würgen, dann lacht sie mich an und füllt sich auch etwas ein. Ich liebe dieses Mädchen wirklich. Obwohl wir uns nicht so oft sehen führen wir immer wunderbare Gespräche, wenn wir nach dem Tanzen mit der Bahn nach Hause fahren. Im Winter vor einem Jahr haben wir alle gemeinsam oft am Freitagabend bei Alex, meinem Tanzpartner gefeiert oder einfach nur gemütlich zusammen beim Döner gesessen. Mittlerweile sehen wir uns viel seltener, da sowohl Tony als auch Alex ihre Wochenenden hauptsächlich mit ihren Freundinnen verbringen und auch Elena viel mit ihren anderen Freundeskreisen beschäftigt ist. Trotzdem freue ich mich jedes Mal total, wenn ich sie irgendwo treffe.
Eigentlich war klar, dass sie heute hier sein würde, denn sie ist seit dem Kindergarten mit Jonas befreundet. „Cheers!!", proste ich ihr zu. Nachdem sie ihren ersten Schluck genommen hat fragt sie mich grinsend: „Sag mal, wo ist eigentlich dein Freund abgeblieben? Hat der dich im Stich gelassen?"
„Ich hab keine Ahnung ehrlich gesagt,..", gebe ich lachend zurück. Ich merke wie der Alkohol deutlich in meinen Adern pulsiert, alles fühlt sich frei und unbeschwert an. „Ach Elena, ich hab dich echt lieb.", sage ich, kuschle mich an sie und vergrabe mein Gesicht in ihren Haaren. Sie duften gut nach Blumen und Frühling. „Ich dich doch auch!", meint Elena und schlingt ihre Arme um mich. Als ich sie lächelnd wieder anblicke, gibt sie mir ein Küsschen auf die Wange. „Ich bin nicht bi- nur schon betrunken.", stelle ich fest, woraufhin Elena mich einfach noch mal auf die Wange küsst. „Weiß ich, ist doch richtig so!", grinst sie. Noch eine Weile stehen wir so kuschelnd neben der Bar und reden über Elenas derzeitige Versuche ihr Liebesleben auf die Reihe zu kriegen. Ich kann mich schon echt glücklich schätzen, dass ich mit notgeilen, oberflächlichen Kerlen, die einen nur flachlegen wollen, keine Probleme habe.
„Spielt ihr beide mit?", unterbricht plötzlich irgendein Junge, den ich nur flüchtig kenne das Gespräch. Mittlerweile hat sich der Saal schon wieder etwas gelichtet, weil viele sich draußen auf dem Basketballplatz versammelt haben. Jetzt erst fällt mir der kalte Luftzug auf, der aufgrund der weit geöffneten Hintertür durch den Raum geht.
„Was mitspielen?", fragt Elena.
„Bierballturnier", gibt der Junge zur Auskunft, „Wir brauchen noch jemanden in unserem Team."
„Ne da bin ich raus, tut mir leid, ich bleibe lieber bei dem hier.", erkläre ich und halte ihm meinen Plastikbecher mit der Sonne unter die Nase, in dem sich Saure Kirsche und Bananensaft langsam vermischen. „Kiba?", fragt er grinsend, worauf ich zufrieden nicke.
„Also ich hätte schon Lust.", meint Elena, bevor ich noch etwas sagen kann.
„Nice, dann brauchen wir nur noch einen." Und schon zieht Elena mich mit nach draußen. Ich bin froh, dass sie noch jemand anderen für das Team finden und ich am Rand mit meinem Mädchengetränk stehen bleiben kann. Ich finde Bier wirklich nicht lecker und wenn ich mich schon betrinke, dann doch mit etwas, was mir auch gut schmeckt. Auch Markus steht neben dem Spielfeld und wartet auf deine Runde, also geselle ich mich zu ihm und schließe mich dem Gespräch seiner Gruppe an, bis sie spielen müssen. Als sie gewonnen haben, küsse ich ihn stolz. Die Wolken über uns sind erleuchtet von den Lichtern der Stadt und ein kalter Wind weht über die Wiese hinter dem Jugendclub. Er pfeift auch durch meinen dünnen Strickpullover hindurch und lässt mich leicht erzittern.
„Ich glaube ich geh mal wieder rein Schatz.", sage ich leise zu Markus.
„Frierst du etwa?" Grinsend nimmt er meine kalten Hände und streichelt sie kurz.
„Du kennst mich doch." Ich lächle noch einmal, bevor wir uns beide umdrehen und ich wieder in den Jugendclub rein gehe. Es fühlt sich an als würde ich auf Watte gehen, als müssten meine Beine gar keine Arbeit verrichten. Hach ja, manchmal liebe ich betrunken sein.
Ein kürzeres Kapitel heute. Bitte entschuldigt, dass in dieser Geschichte alles so langsam erzählt wird.. Aber da es meine eigene Geschichte ist, ist es mir wichtig nicht zu viele Details auszulassen. Nur so kann man die Entwicklung von Johanna verstehen und ihren Konflikt miterleben.
Über konstruktive Kritik freue ich mich sehr!
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Die Fehler in unseren Herzen
RomanceSo viele suchen Liebe. Und die, die sie haben versuchen alles richtig zu machen, um die Liebe nicht zu verlieren. Doch was ist, wenn dein Herz einen Fehler macht? Wenn dein Leben auf den Kopf gestellt wird? Johannah ist glücklich in ihrem Leben und...