Ein Samstag Abend im Januar (4)

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Der Raum ist relativ leer geworden, eine Gruppe spielt an einem Tisch Bierpong, ein paar sitzen in der Sofaecke und einige stehen an der Bar und beim Buffet. Auch ich nehme mir noch einen dieser köstlichen Schoko Muffins. Wenn ich etwas getrunken habe, bekomme ich immer so eine unglaubliche Lust auf irgendetwas zu Essen, besonders auf Süßes. Und dieser Schoko Muffin ist wirklich göttlich, richtig schön saftig und schokoladig. Mit Markus habe ich damals auch Muffins gebacken an dem Tag, an dem wir uns zum ersten Mal geküsst haben. Er hatte mich zu seinem Geburtstag eingeladen, obwohl wir uns kaum kannten. Beziehungsweise bin ich mir nicht mal sicher, ob ich mich nicht eher selbst eingeladen habe. Und dann hat er mich gefragt, ob wir nicht vorher noch zusammen Backen wollen. Ich habe mir gar nichts dabei gedacht, denn Markus wäre so der letzte Junge gewesen, von dem ich dachte, dass er etwas von mir will, aber er hatte das anscheinend gut geplant. Beim Backen kommt man sich schließlich näher und es wird durch den Ofen auch mal etwas wärmer... Ich muss grinsen bei dieser Vorstellung. Das war schon wirklich ein lustiger Abend, an dem ich auch komplett betrunken war. Vermutlich hätte ich Markus sonst nicht so sehr an mich heran gelassen. Es gab dann diesen Moment, als wir bei ihm im Gästezimmer im Bett lagen und total rumgemacht haben, an dem ich irgendwann meinte, dass das alles doch nicht gut sei, weil er ja nicht mein Freund sei. Markus hat darauf nur geantwortet ‚Noch nicht' und wir haben einfach weiter gemacht. In diesem Moment hat die so unschuldige kleine Johanna, die nach ihrer ersten Beziehung dachte, sie könne nie wieder jemanden lieben, angefangen sich auf diesen Jungen einzulassen. ‚Was kann schon passieren?', habe ich damals gedacht. Und heute, anderthalb Jahre später stehe ich hier an der Bar und esse schon meinen zweiten Schoko Muffin. Mein Leben hat eine ganz gute Entwicklung genommen finde ich.

Es wird mir allerdings schon bald zu ungemütlich die ganze Zeit zu stehen, also nehme ich mir noch etwas zu Essen vom Buffet und geselle mich zu Marianne und ein paar anderen Mädchen in die Sofa Ecke. Jetzt bin ich betrunken genug, um mich ohne zu zögern allen vorzustellen. Obwohl die Gespräche alle belanglos sind, über Schule und wer wen woher kennt, fühle ich mich einfach wohl. Und die großen dunklen Sofas sind auch super bequem im Vergleich zu den Biertischgarnituren. Eigentlich will ich gar nicht mehr aufstehen, aber meine Blase drückt irgendwann doch zu sehr.

Meine Hände fühlen sich warm an, obwohl ich meinen Pulli schon ausgezogen habe und nur noch mein schwarzes Top trage. Da ist es angenehm die kühle kellerwand zu berühren. Am liebsten würde ich mein Gesicht ein Mal kalt waschen, aber wenn man ein bisschen geschminkt ist, ist das keine gute Idee. Stattdessen befeuchte ich nur meine Arme. Angenehm rieselt das Wasser durch meine Finger. Eigentlich fühle ich mich gar nicht mehr wirklich angetrunken, ich habe einfach ziemlich viel gegessen. Meine Haare sehen schon etwas zerzaust aus, aber nicht schlimm genug, dass ich meine Bürste aus dem Rucksack holen würde. Stattdessen lese ich die Nachrichten auf meinem Handy, während ich die Treppe wieder nach oben gehe. Die Sprachnachricht meiner besten Freundin Nayla kann ich mir allerdings jetzt nicht anhören, im Saal wurde die Musik lauter gedreht. Das angenehme Watte-Gefühl ist deutlich schwächer geworden. Ich blicke klar durch den Saal. Die anderen Mädchen müssen sich von der Sofaecke erhoben haben, denn diese ist nun leer, dafür sind nun einige in der Mitte des Saals, wo sogar ein Paar Leute Tanzen. Aber ich will hier nicht einsam rumstehen, also beschließe ich mir meinen Sonnenbecher noch einmal aufzufüllen und danach Markus zu suchen, damit ich jemanden zum Reden habe, schließlich habe ich ihn schon ausreichend in Ruhe gelassen heute Abend und ein bisschen anhänglich kann man schon sein. Irgendjemand hat Hugo mitgebracht, das ist genau mein Getränk, so schön süß und fruchtig, dass man den Alkohol nicht schmeckt. Ich trinke den ersten Becher recht schnell und will mir grade einen zweiten eingießen, als Markus auf mich zugelaufen kommt. Das muss wohl Schicksal sein.

„Oh Mann, ich glaube ich bin betrunken.", sagt er ehrlich und schüttelt dabei grinsend den Kopf. Ich finde ihn immer richtig niedlich wenn er Alkohol getrunken hat.

„Keine Sorge, ich auch." Lächelnd gehe ich auf die Zehenspitzen, schlinge meine Arme um seinen Hals und beginne ihn zu küssen. Wider meines Erwartens geht er sofort darauf ein und erwidert den Kuss heftig, jedoch löst er sich einen kurzen Augenblick später. Erst denke ich, ich hätte irgendetwas falsch gemacht, doch dann nimmt er meine Hand und sagt: „Lass uns kurz nach draußen gehen Schatz!" Auf einmal fühle ich die Watte um mich herum wieder, ob es nun am Hugo liegt oder daran, dass mein Freund mich durch die Vordertür auf die dunkle Straße zieht. Hier draußen vor dem Jugendclub ist es Menschenleer, nur die Musik dringt von drinnen hier her und vielleicht hundert Meter weiter stehen Leute, die rauchen. Ich will noch etwas sagen, aber Markus drückt meinen Körper gegen die Hauswand und beginnt mich zu küssen, innig und voller verlangen, so wie ich es von ihm nur selten gewöhnt bin. Meistens ist er eher vorsichtig, doch heute hält er mich fest mit einer Hand an meiner Taille, während er mit der anderen meinen Kopf stützt, damit der nicht an die Hauswand gedrückt wird.  Ich verliere jegliches Gefühl für Zeit, als wir so eng aneinander gedrängt im Schatten des Gebäudes stehen.

„Schatz, man kann uns sehen...", flüstere ich, obwohl ich lächeln muss.

„Ist doch egal, außerdem ist hier niemand." Seine Küsse werden immer verlangender, seine Hand zieht das Top au meiner Hose und streicht meinen Bauch entlang immer weiter nach unten. Obwohl ich selbst Lust habe, höre ich die Musik und sehe die Menschen, die nun mit dem Rauchen fertig zu sein scheinen und auf uns zu kommen.

„Ich liebe dich.", sage ich und blicke Markus tief in seine braunen Augen, die vor Glück zu strahlen scheinen, „Bitte lass uns das für später aufheben okay?"

„Okay hast recht.", antwortet er immer noch lächelnd. So erlebe ich ihn wirklich selten, aber es macht mich glücklich in ihm diese Gefühle hervorrufen zu können. Die meisten würden Markus als gefühlsschwachen Stein bezeichnen, wie auch ich am Anfang, er ist nun mal auch nicht der emotionalste, aber es gibt diese Momente, in denen diese kalte rationale Hülle durchbrochen wird.

Ich bin froh, dass er mir nicht böse ist, als wir wieder rein gehen, aber eigentlich weiß ich, dass er immer auf das eingeht, was ich mir wünsche. Bereits in der Tür werde ich von Elena abgefangen, die mich aufgeregt anhält: „Sag mal Jo, hast du Janick gesehen?" Etwas verwirrt ziehe ich die Augenbrauen hoch. „Wer ist Janick?"

„Blond? Nicht allzu groß? Irgendwie niedlich?" Elenas Blick spricht Bände für diesen Jungen.

„Du hast echt zu viele Kerle am Start.", lache ich. Dennoch willige ich ein, ihn mit ihr zu suchen, während Markus uns schon mal etwas Zutrinken holen will.

„Er ist wirklich nett!", versichert meine Freundin mir, während wir von der Tür aus unseren Blick durch den Raum schweifen lassen. Nicht allzu groß, blond und niedlich ist ja auch eine herrliche Umschreibung für einen Kerl. Es dauert eine Weile, bis wir Janick schließlich draußen Am Basketballfeld finden, aber ich will Elena und ihn auch nicht weiter stören, wenn sie von ihm so angetan zu sein scheint. Er ist tatsächlich eher der kleine, niedliche Typ und wäre selbst wenn ich Markus nicht hätte nichts für mich. Ich bin froh, dass ich meinen Freund schneller wieder finde. Er steht neben den Sofas mit zwei Bechern in der Hand und unterhält sich mit einem relativ großen Kerl mit braunen leicht gelockten Haaren.

Mal wieder ein Kapitel von mir :) Gebt mir gerne Feedback zu den Charakteren und zu meinem Schreibstil! Langsam wird es spannend...

Die Fehler in unseren HerzenWhere stories live. Discover now