2 Jahre zuvor
Meine Zimmertür stand einen Spalt weit offen, so wie sie es jede Nacht tat. Ich hatte keine Angst vor der Dunkelheit, aber ich fühlte mich wohler, wenn der helle Lichtstrahl in mein Zimmer fiel.
Es beruhigte mich, wenn ich sah was um mich herum geschah.
Diese vollkommene Schwärze bereitete mir immer ein ungutes Gefühl im Magen.Ich starrte auf die Schatten, die immer wieder vor meiner Zimmertür aufblitzten. Sie huschten vor der Tür entlang und verschwanden dann wieder. Ihre Schritte knarrten auf den alten Dielen und ich hörte immer wieder ein leises Geflüster.
Ich zog meine Decke fester um mich und ließ meinen Blick zu der kleinen Standuhr auf meinem Nachttisch schweifen.
6:12 Uhr
Sie waren spät dran.
Später als sonst jedenfalls.Ich blickte aus meinem kleinen Dachfenster und sah die ersten Sonnenstahlen durch die Wolkendecke brechen.
Heute würde ein schöner Tag werden und ich lächelte bei dem Gedanken.
Es war lange nicht mehr sonnig gewesen.Ich sah am Schatten an meiner Wand, wie der Lichtstrahl langsam breiter wurde und die Tür knarzte leise.
Ich hielt den Atem an und presste meine Augenlider fest zusammen.
Sie sollten nicht merken, dass ich schon längst wach war.Die Tür wurde mit Schwung aufgerissen.
,,Happy Birthday to you. Happy Birthday to you."
Ich blinzelte und drehte meinen Kopf dem schiefen Gesang entgegen.
„Happy Birthday liebe June. Happy Birthday to you."Lächelnd schlug ich meine Augen auf und blickte auf das Bild, das sich mir bot.
Meine Familie stand vor meinem Bett, alle noch im Schlafanzug und hielten breit grinsend eine schiefe Torte in der Hand.
Mein Vater in seiner karierten Schlabbelhose erinnerte mich immer an einen liebevollen Riesenbär.
Wie jedes Jahr konnte er immer noch nicht den Text von „Viel Glück und viel Segen" und grinste mich entschuldigend an, während ich lachend die Augen verdrehte und die anderen schief weiter trällerten.Meine zwei Geschwister waren jünger als ich.
Benji war mit seinen vierzehn Jahren schon ziemlich groß und ragte weit über meine Mutter hinaus. Mit beiden Händen in seinen Jogginghosentaschen sang er peinlich berührt das Lied mit und schaute sich die ganze Zeit besorgt um, als könne ihm jemand beobachten oder filmen.
Seine braunen Locken fielen ihm ständig in die Stirn, doch ihn schien es nicht zu stören, denn er war viel mehr damit beschäftigt die Augen zu verdrehen, als meine Mutter die zweite Strophe anstimmte.Meine sechsjährige Schwester Gwen war dahingegen ganz anders.
Sie klatschte während sie sang noch wild mit den Händen und gab alles um jeden Ton auch mindestens um eine halbe Note zu verfehlen.
Ihr roten Bäckchen leuchteten aufgeregt und ihr zwei Zöpfe standen ihr wild vom Kopf ab.
Ihr Schlafanzugoberteil war, wie eigentlich immer, auf links gedreht und sie hielt ihren Teddy fest in der Hand.Meine Mom balancierte die Torte auf beiden Händen und schwang ihre Hüften so freudig im Takt des Liedes, dass ich zwischendurch kurz die Luft anhielt, als der Kuchen fast vom Teller rutschte.
Sechszehn Kerzen türmten auf dem Gebilde aus Teig, Zuckerguss und Glasur und ein aufgeregtes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus.
Sechszehn. Die Zahl gefiel mir ziemlich gut und ich hatte schon viel zu lange darauf gewartet.Mit einem einzigen Zug, blies ich alle Kerzen auf einmal aus, nachdem das Lied (endlich) ein Ende gefunden hatte.
Ich konnte nichts gegen das breite Grinsen tun, dass sich auf meinem Gesicht ausbreitete.,,Alles Gute zum Geburtstag!" Gwen stürmte auf mich zu und umarmte mich.
Sie hatte eine solche Wucht, dass ich beinahe aus dem Bett fiel.
,,Nicht so stürmisch Kleine." lachte ich und Gwen schaute mich böse an.
,,Ich bin nicht klein, hör auf das zu sagen." Doch ihr Blick wurde wieder weicher. „Aber nicht so schlimm heute ist dein Geburtstag!" Sie drückte mit einen festen Schmatzer auf die Wange und ich kicherte.

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Soldier [H.S. Fanfiction]
FanfictionDie Erde ist gezeichnet von Zerstörung und Krieg. Kaum ein Ort leidet nicht unter den verheerenden Folgen des Atomkriegs zwischen den Großmächten des Planeten. Kaum eine Familie ist erstanden geblieben und hat es gemeinsam durch die Trümmer ihrer...