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KAPITEL 3
Yara

Es gibt eine Sache, die ich in meinem noch nicht allzu langen Leben gelernt habe. Etwas, das sich mir jeden Tag in den Weg stellt und ums verrecken nicht von da verschwinden will. Ich habe es erst vor kurzem eingesehen, obwohl ich es schon länger befürchtete. Und das ist die Akzeptanz, die meine Mutter tagtäglich zur Schau stellt. Wobei ich denke, dass es schon lange keine Schau mehr ist, sondern die bittere Wahrheit.    

Davon gehe ich zumindest aus. Und einerseits hoffe ich, dass es stimmt. Denn sonst habe ich unseres idyllisches Familienfoto völlig umsonst zerrissen.

Ich starre auf die beiden Hälften in meinen Händen und presse die Lippen aufeinander. Obwohl meine Mutter auf dem Foto so strahlt wie schon lange nicht mehr, hat ihr Lächeln plötzlich etwas trauriges an sich. Vielleicht hätte ich lieber eine Schere benutzen sollen, damit es wenigstens ein gerader Schnitt ist und nicht so zerfleddert aussieht wie jetzt. Vielleicht sähe ihr Lächeln dann nicht so bedrückt aus. Denn im Gegensatz zu ihr wird das Grinsen von meinem Vater und mir nicht beeinträchtigt.

Ob es das ist, was sie insgeheim will? Dass ich einen klaren Schnitt ziehe? Ein Schnitt, der mich von ihr und meinem Stiefvater trennt?

Ich werfe noch einen Blick auf das zerstörte Foto und schüttele dann den Kopf. Manchmal bin ich richtig blöd. Ich mache Dinge kaputt, die mir etwas bedeuten. Dabei sollten diese Dinge mir eigentlich den nötigen Zuspruch geben, falls ich mal wieder amTiefpunkt angelangt bin.

Mit der Hoffnung das Ganze noch irgendwie zu retten, reiße ich ein Stück Tesafilm von der Rolle und klebe das Foto wieder zusammen. Anschließend pinne ich es zurück an die Magnetwand über dem Schreibtisch und atme tief aus.

Meine Mutter sagte früher immer, dass ich sehr impulsiv wäre. Natürlich habe ich das immer abgestritten. Denn wer möchte schon hören, dass seine Handlungen meistens komplett für den Arschsind? Ein Kind nicht. Ein Erwachsener schon gar nicht. Doch so langsam beginne ich mich zu fragen, ob sie nicht eventuell recht gehabt haben könnte mit ihrer Aussage.

Seufzend stemme ich mich vom Stuhl und mache mich fertig für die Schule. Auch wenn es das Letzte ist, was ich gerade tun will.


***


»Die Schule ist für den Arsch«, summt Elias fröhlich und wirft im Vorbeigehen seine Bananenschale in den Mülleimer. »Drum kauf ich mir lieber 'nen Barsch.«

»Mit einem Barsch kannst du dir aber keine Arbeit verschaffen«, unterbricht Christie seinen unglaublich schönen Gesang und lässt sich ächzend auf die Bank auf dem Schulgelände fallen.

»Der Barsch ist dann meine Arbeit.«

»Dann halt so: du kannst damit kein Geld verdienen.«

»Wenn ich eine Barschzucht betreibe, schon, du liebe Klugscheißerin«, erwidert Elias völlig friedlich, während er den Kopf in den Nacken legt, die Sonnenbrille auf seine Nase schiebt und sich entspannt.

»Sei nicht dumm.«

Elias gibt ein leises Ploppen von sich und grinst. »Deine geistige Eingeschränktheit zeugt leider nur für deine Dummheit.«

Christie setzt sich aufrecht hin. »Ey!«

»Entspann dich«, klinke ich mich ein und mache es Elias nach. Den Kopf in den Nacken und die Augen geschlossen. »Du weißt doch, dass er nur Spaß macht.«

Daraufhin hält sie den Mund.

»Was ist mit der Uhr passiert? Kann ich sie haben, um sie zu verkaufen?«, will Elias wissen und lugt neugierig unter seiner Sonnenbrille hervor.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 26, 2019 ⏰

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