Kapitel 5

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„Scheiß Penner!” vernahm der Punk hinter sich, während er aus einem weiteren Mülleimer Pfandflaschen holte. Ein weiterer Stein fiel in seinem Rucksack und wog ihm schwer auf den Schultern.
Er war ein Penner, das war ihm schon klar geworden. Ein Zuhause hatte er schließlich nicht und auch keine Arbeit. Das Einzige, was er sein Eigen nennen konnte, war sein Ruf und die Freiheit. Der Anarchist wollte doch immer unabhängig sein, warum sollte es ihn dann also stören, wenn andere ihn darin kritisierten?
Doch egal, wie viel er darüber nachdachte, er kam wieder und wieder zum selben Schluss. Es war ihm nicht egal und traf ihn in gewisser Weise.

„Ey Zecke, verpiss dich!” rief ihm ein Jugendlicher hinterher, während er auf dem Rückweg zum Park war.
Doch dieses Mal fiel ihm kein Stein in seinen Rucksack. Leugnen konnte er schließlich nicht, dass er politisch links positioniert war, zumal er stolz darauf war.

Es war inzwischen seine zweite Runde Pfandsammeln gewesen, Jamie hatte sich nur damit abgefunden, dass sie sich im Stundentakt abwechseln würden.
Nur, dass dies nicht sonderlich viel Zeit war, wenn man die teilweise langgezogenen Strecken bedachte, die sie jedes mal zurücklegen mussten, um neues Pfandgut zu finden.
Dennoch, gab sich der Rothaarige zufrieden, seine zwei Beutel gefüllt zu haben.
Bevor er jedoch überhaupt an der Bank angekommen war, wo Jamie mit dem Mädchen warten sollte, sah er bereits, dass etwas anders war und blieb einige Momente lang auf der Stelle stehen.
Der Kies knirschte noch etwas unter seinem schweren Schuhwerk, während er sein Gewicht auf dem Untergrund verteilte.
Seine hellbraunen Augen erblickten das Mädchen aufrecht neben Jamie auf der Bank sitzen.
Er wirkte schlichtweg schüchtern und die beiden schwiegen sich an.
Sie selbst schien etwas traumatisiert.

Mit seinem letzten Schritt blieb er vor den Beiden stehen.
Sein Kollege sah vorsichtig hoch und atmete dann erleichtert auf.
„Na Jamie, zu schüchtern für sowas?” zog der Punk den Skater noch zusätzlich auf, stellte die Tüten neben die Bank und verschränkte dann die Arme vor seiner flachen Brust.

Das Mädchen beobachtete jede seiner Bewegungen genauestens und schien zu überlegen, ob sie ihn kannte.
„Gerngeschehen.” unterbrach ihr Retter deshalb ihr Starren.
Sie schien nicht zu verstehen, was er meinte, bis sie von seiner Körpersprache zu seinem Gesicht blickte.

„Du hast mir geholfen?” fragte sie vorsichtig, wobei ihre Stimme relativ dunkel für ein Mädchen war.
Der Irokesenträger nickte nur, ohne seine Mimik zu verändern.
„Pass das nächste mal auf, wie viel du trinkst. Oder geh nicht alleine raus.”
Sie nickte etwas abwesend und neben der Spur, sah sich scheinbar suchend im Park um.

„Ich geh dann mal meine Runde. Bring du sie nach Hause. Hau rein, wir sehen uns, Coby.” stammelte Jamie nur nervös, nahm sein Pfandgut und sein Board mit sich. Unter dem Blick seines Kumpels verschwand er mit schnellen Schritten.
Seufzend drehte der Punk sein kantiges Gesicht wieder zu dem Mädchen.
„Na komm, ich bring dich nach Hause.” sprach er ruhig und sammelte die Tüten auf, ehe er auf seinen Schützling wartete, der etwas unbeholfen aufstand und ohen Einwände neben ihm herzulaufen begann.

GEFRIERBRAND- Herz unter 0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt