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06. Es geschah in der Novembernacht am Schwarzen See

KAPITEL 6
Es geschah in der Novembernacht am Schwarzen See
3. November 1976
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„Wieso machst du eigentlich Musik?"

Am liebsten hätte Vanessa auf Sirius Frage mit einer sarkastischen Antwort reagiert, aber als sie zu ihm sah, konnte sie nichts als ehrliches Interesse in seinen Augen sehen.

Die beiden hatten sich von der Geburtstagsfeier des Rumtreibers zurückgezogen und gingen gemeinsam über das Schulgelände, wobei sie dabei waren eine Runde um den schwarzen See zu drehen. Plötzlich hatten die beiden inmitten der lauten Musik nebeneinander gestanden und beschlossen, dass sowieso niemand bemerken würde, wenn sie kurz nicht auffindbar waren.

„Um meine Gefühle auszudrücken - und diese Gefühle rüberzubringen" antwortete sie und vielleicht sorgte die Angetrunkenheit von Vanessa und Sirius dafür, dass ihr Gespräch wesentlich ernster wurde als es sonst der Fall war. „Ich fühle mich manchmal unverstanden, obwohl das wahrscheinlich unlogisch ist, aber... Ich habe das Gefühl, die einzige Person, die mich verstehen kann, bin ich."

„Letztendlich sind wir doch alle allein." stimmte Sirius ihr zu und blieb plötzlich stehen. „Wollen wir uns setzen?"

„Du bist das Geburtstagskind. Einmal im Jahr tue ich, was du möchtest." stimmte sie mit einem Lächeln zu und war dankbar sich auf das Gras setzen zu können, da sie sich ein wenig wackelig auf den Beinen fühlte. „Und du bist sicher, dass du nicht zurück auf deine Feier möchtest?"

„Ich war sechs Stunden da, meine Freundin ist weg und der Zeitpunkt ist sowieso erreicht, wo keiner mehr daran denkt, dass es meine Feier ist." Sirius legte sich flach auf den Boden und Vanessa drehte sich zu ihm um, um ihn mit schief gelegtem Kopf anzusehen.

„Du musst echt immer im Mittelpunkt stehen, was?"
Sirius grinste lediglich, als er ihre Frage hörte und Vanessa wandte ihren Blick zum Himmel, an dem sich der beinahe runde Mond abzeichnete und sanfte, helle Strahlen auf die Erde schickte, die sich im Wasser des Schwarzen Sees spiegelten. Eine Windbrise wehte durch Vanessas Haar und eine leichte Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen. Der November dieses Jahres hatte einige trockene Tage zu bieten, aber Vanessa wusste, dass der Winter bald mit aller Härte zuschlagen und das Gras unter einer Schneedecke bedecken würde. Die kommende Kälte war schon deutlich zu spüren, aber das war bei der Uhrzeit auch kein Wunder.

Als Vanessa sich wieder umdrehte, bemerkte sie, dass er sie immer noch ansah und so sehr sie sich auch anstrengte, konnte sie den Blick auf seinem Gesicht nicht deuten. Er wirkte beinahe abwesend.
Nun bemerkte auch Sirius, dass sie ihre braunen Augen auf ihn gerichtet hatte und er deutete zum Himmel. „Das ist Sirius." erklärte er ihr und erst verstand sie nicht, was er ihr sagen wollte. Doch als sie ihren Blick auf die Sterne richtete, wurde ihr klar, dass er ihr seinen Stern zeigen wollte.

„Welcher?" fragte sie nach und Sirius lächelte. „Der hellste natürlich."

Vanessa schnaubte und ließ sich auch auf den Rücken fallen, um einen besseren Blick zu haben. „War ja klar, dass du nach dem hellsten Stern am Nachthimmel benannt bist."

Sirius drehte seinen Kopf zu ihr und grinste. „Das einzige, was meine Eltern richtig gemacht haben." meinte er und die Sachlichkeit, mit denen er seine Eltern erwähnte, weckte tiefes Mitgefühl in Vanessa. Ihre Eltern zeigten ihr, dass sie sie liebten und sie war sehr dankbar für ihre Kindheit, die ihr immer positiv in Erinnerung geblieben war. Sirius hatte diese Art von Liebe nie bekommen.

Elia Allerton, ihre Mutter, kam aus einer reinblütigen Familie, genau wie Sirius, und hatte sich in Vanessas Alter den Traditionen ihrer Familie abgewandt. Ihr Vater Thomas dagegen war ein Muggel, der als Richter arbeitete und seine Frau kennengelernt hatte, als sie in ihrer Ausbildung zur Aurorin war. Manchmal fragte sie sich, wie es möglich war, dass sich Zauberer und Muggel ineinander verliebten. Ganz davon abgesehen, wie schwer es war, seine Magie zu verheimlichen, war es bestimmt nicht leicht, wenn ein Nichtmagier erfuhr, dass es Hexen und Zauberer gab.