Prolog

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Northwest Highlands nähe Inverness

Ein Ort ruhiger und unberührter Natur. Es ist still, nur ab und zu ein Knacken im Unterholz durch die Pfote eines Wildtieres. Eine leichte Bewegung im Baum. Ein Vogel auf einem Ast. Er spreizt seine Flügel und erhebt sich in den Himmel.

Elegant und lautlos gleitet er im Wind über die grüne Landschaft unter ihm. Der Vogel ist groß, hat lange Schwanzfedern und weite Flügel. Er schimmert rötlich-golden und scheint förmlich zu glühen. Seine Augen sind so schwarz wie die Nacht. Ein leises, weit entferntes Geräusch ist zu hören. Der Vogel wendet leicht den Kopf in die Richtung, ehe er kehrt und auf das Geräusch zu fliegt. Es kommt aus der Nähe des Gebirges.

Der majestätische Vogel landet auf einem Ast und starrt nach unten. Eine vermummte Gestalt läuft durch den schmalen Pfad im Wald auf das Gebirge zu, welches sich vor ihr thront.

Sie wirkt panisch und blickt immer wieder über ihre Schulter. Sie hat ein Bündel in den Armen, welches sie fest an sich presst und beschleunigt ihre Schritte. Kurz vor dem Waldrand bleibt sie stehen, verschnauft, schaut sich um.

Ein lautes Knacken lässt sie zusammen zucken. Sie läuft weiter. Immer schneller läuft sie auf dem Pfad, der den Berg hoch führt. Ihr Ziel scheint die kleine Höhle zu sein, welche nur noch wenige Meter von ihr entfernt liegt. Weitere Schritte sind zu hören.

Sie kommen näher. Keine Sekunde später stürmen vier bewaffnete Männer den Pfad entlang. Die vermummte Person wird noch schneller und stürzt mit dem linken Fuß über einen Stein am Boden.

Das Bündel fällt zu Boden. Es ertönt ein lauter Schrei. Die Person rappelt sich auf, hebt das Bündel an und versucht es zu beruhigen. Die Person humpelt weiter. Der linke Fuß schleift am Boden. An der Höhle angekommen, legt die Person das Bündel behutsam auf denen steinigen Boden. Dann nimmt sie das Tuch vom Kopf.

Darunter erscheint ein Mann. Er ist mager, hat ein langes Gesicht mit hohen Wangenknochen und eingefallenen Augenhöhlen. Unter seinen Augen haben sich schwarze Ringe gebildet. Seine Lippen sind eingerissen und eine große Narbe von Nase bis Stirn ziert sein Gesicht. Der hagere Mann zieht seinen langen, von Motten durchlöcherten Mantel aus. Ein schmutziges, Blut-durchtränktes Verband ist fest um seinen rechten Oberarm gebunden.

Vorsichtig nimmt er es ab. Die Wunde ist schwarz und es hat sich Eiter gebildet.

Das Bündel bewegt sich. Der Mann nimmt es vorsichtig hoch und öffnet eine kleine Schleife. In seinen Armen liegt nun ein kleines Kind. Es schreit und strampelt und schlägt wild mit seinen kleinen Armen und Beinen herum. Der Mann wiegt es sanft hin und her, versucht es zu beschwichtigen. Als das Kind verstummt, steht der Mann auf. Er schwankt kurz, stützt sich an der Felswand ab. Dann geht er in die Höhle. Als er wieder zurückkommt, hält er ein Schwert in der Hand.

Mittlerweile sind die anderen vier Männer an der Höhle angekommen. Die vier unterhalten sich leise miteinander. Dann dreht sich einer der Männer um. Er geht einen Schritt auf den Mann zu. Dieser weicht ängstlich zurück und stolpert beinahe wieder. Das Kind zuckt zusammen, schreit los.

"Bring es zum Schweigen!", ruft ihm ein Mann genervt zu. "Sonst tu' ich es!", fügt ein anderer gehässig hinzu. 

Der hagere Mann drückt das Kind an sich. Verzweifelt versucht er, auf es einzureden. Es zu beruhigen. Tränen laufen seine Wangen hinunter.

Plötzlich steht ein Mann vor ihm, nimmt ihn das Kind aus der Hand. Der Mann will sich wehren, doch er ist zu schwach.

"Na wen haben wir denn hier?", fragt der Mann höhnisch und betrachtet das schreiende Kind.

"Ich bekomme Kopfschmerzen. Bring es zum Schweigen", sagt der erste Mann wieder.

"Wie ...? Du willst, dass ich das Kind umbringe?", fragt der Mann verwirrt und er klang auch ein bisschen nervös. "Davon war aber nie die Rede."

Der andere Mann, der offensichtlich der Anführer ist, verdreht spöttisch die Augen. "Du kannst es natürlich auch den Wölfen oder den Bären zum Fressen geben."

 Der Mann schluckt, als sein Anführer einen Schritt auf ihn zu machte.

"Was Hammond? Du willst mir doch nicht sagen, dass dich das Vater-sein so sehr verändert hat."

 Der Anführer lacht laut. Seine breiten Schultern beben vor Lachen. Dann, mit einer schnellen Bewegung bückt er sich, hebt ein faustgroßen Stein auf und schlägt dem Kind den Schädel ein.

 Er lässt den blutigen Stein zu Boden fallen. Hammond starrt mit großen Augen auf den winzigen schlaffen Körper in seinen Armen.

Ein herzzerreißender Schrei ertönt.

"Nein! Nein, nicht mein Sohn!", brüllt der hagere Mann mit schmerzvoller Stimme. 

Sein Blick fliegt von seinem Sohn zu dem breiten Mann. "Das wirst du bereuen!", brüllt er laut und in seine Augen blitzen Trauer, Verzweiflung und Hass auf. Mit erhobene Schwert rast er auf die Männer zu.

Ein sirrendes Geräusch durchschneidet die Luft, als der breite Mann sein Schwert zieht und mit einem Stoß in den kleinen Mann vor ihm stößt. Dieser keucht erschrocken auf, lässt sein Schwert fallen. Der Hass in seinen Augen weicht der puren Panik und dem Schock. 

Der Mann vor ihm lacht und betrachtet ihn mit Verachtung und Spott. Dann dreht er das Schwert in seinem Bauch herum, ehe er es herauszieht. Der Mann stöhnt, brüllt und heult vor Schmerz. Er bricht zu Boden. Er huste, spuckt Blut. Mit zitternden Armen stützt er sich am Boden ab. Die kleinen spitzen Steine bohren sich in seine Handfläche und Knie. Er hebt seinen Kopf und fragt mit qualvoller, erstickter Stimme: "Wer schickt euch?" 

Er spuckt erneut Blut, Schweiß läuft seine Stirn herunter. 

"Die englische Krone!", sagt der breite Mann laut, ehe er das letzte Mal auf den am Boden knienden Mann einsticht. 

Ein letztes Mal dreht er das Schwert, ehe er es wieder herauszieht und hochhält. Das Blut seines Opfers tropft auf sein Gesicht und er bricht in schallendes Gelächter aus und in seinen Augen ist Stolz und Wahnsinn zu erkennen. Ein anderer Mann bückt sich herunter und dreht den leblosen Körper herum.

Seine Augen sind starr und glanzlos. In seinem Mundwinkel hat sich Blut gesammelt.

Auch die anderen zwei Männer treten näher. Der Mann namens Hammond lässt das Kind neben seinen Vater fallen. Dann grinsen sich die vier einander an. Einer der Männer tritt nach vorne und spuckt auf das Gesicht des Mannes am Boden. Er lacht gehässig. 

"Lang lebe die Königin!", ruft er laut und lacht. Die Männer drehen sich um und laufen, lachend und singend, den Pfad hinunter.

Der Vogel blinzelt einmal, bevor er erneut seine Flügel ausbreitet und in den düsteren, mit Wolken verzogenen Himmel fliegt. Langsam gleitet er davon. Es fängt an zu regnen und die Farben der Landschaft verschwimmen allmählich. Der Vogel krächzt laut und mit einem kräftigen Flügelschlag steigt er höher und höher. Dabei krächzt er weiter und lauter. 

Es klingt fast wie ein Lachen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 10, 2023 ⏰

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