2 - Wir Beide

14 0 1
                                    

Da saß er wieder, mit dem Blick aus dem Fenster. Manchmal saß er eine halbe Stunde lang so da. Manchmal mit einer Tasse Kakao in beiden Händen. Wenn ich ihn fragte, ob alles in Ordnung sei, sagte er ja. Aber er wirkte unglücklich, irgendwie etwas sehnsüchtig, wenn er da so saß. Irgendwann, als wir nach dem Abendbrot einen Spaziergang machten, versuchte er es mir zu erklären.
"Es fühlt sich manchmal so an, als hätte ich etwas verloren."
"Was meinst du?"
"Ich weiß es nicht. Irgendetwas ist weg, was bei mir sein sollte", er trat ein Steinchen weg und schaute zu mir rüber.
"Es hat aber nichts mit dir zu tun, ehrlich!", sagte er schnell.
"Bist du sicher?"
"Ja, ganz sicher."
"Was könnte es denn sein? Meinst du einen Gegenstand oder vielleicht einen Gedanken?"
"Hm, ein Gedanke vielleicht. Oder einfach ein Gefühl, ein Erlebnis oder sowas."
Wir gingen weiter, kamen den alten Feldweg entlang. Ich ließ im Vorbeigehen die herüber ragenden Ähren durch meine Finger streifen. Er hatte seine Hände in den Taschen.
"Du findest es bestimmt bald wieder. Du darfst nur nicht zu viel darüber nachdenken. Dann fällt dir ganz sicher wieder ein, was es war."
"Mhm"

Die WeideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt