Ein tödlicher Wunsch

547 15 9
                                    

Kennt ihr dieses Gefühl, wenn man etwas tut was nicht so sein dürfte? Ich kannte es und zwar seit heute Morgen.

Wie jeden Tag aß ich abends mit meiner Familie im Esszimmer. Dieser Raum war in unserem großen Haus der edelste Raum von allen. Alles war hier gold und schwarz eingerichtet und sah unglaublich teuer aus. Wir hatten Geld, das heißt wir konnten es uns leisten, doch wir gaben nicht übermäßig damit an. Ich wohl am Wenigsten. Ich wollte einfach nur ein normales Leben haben und die gemeinsame Zeit mit meinen Freunden verbringen. Doch dieser Traum hatte sich nun dem Ende zugewandt.

Ich saß also mit meinen Eltern am Tisch und aß gemütlich, bis wir fertig waren und mein Vater ein Gespräch begann.
“So, Mary. Ich habe gehört du triffst dich mit einem Jungen?” fragte mein Vater und sah mich herausfordernd an. Das konnte nichts Gutes bedeuten, denn schon immer hatte er mir verboten Kontakt mit Jungs in meinem Alter zu haben.
“Ähm... Ja.” Einfach die Wahrheit sagen. Vielleicht hilft das.
“Du weißt was ich davon halte.” sagte er wieder in strengem Ton.
“Ich weiß, aber er ist nicht so einer. Er liebt mich wirklich.” Das hoffte ich zumindest. Ryan hatte bisher nur gesagt, dass er mich mag.
“Das hat deine Großmutter auch gedacht und dann wurde sie mit meinem Bruder schwanger und war allein.” mischte sich jetzt meine Mutter ein.
Immer wieder fing sie mit dieser Geschichte an. Nur weil meine Großmutter sich auf jemand Falschen eingelassen hat, muss ich doch nicht genau so dumm sein.
“Aber ich bin nicht Grandma. Ich mache nicht die gleichen Fehler.” Ich versuchte noch immer sie zu überzeugen, doch tief im Innern wusste ich, dass es nichts bringen würde. Sie war einfach zu stur.
“Das reicht nicht aus. Du wirst diesen Jungen nicht noch einmal sehenund du hast 2 Wochen Hausarrest,verstanden?” sagte mein Vater. Seine Stimme war nun lauter geworden. Das war seine endgültige Antwort und wie ich ihn kannte, würde er sie nicht noch einmal überdenken.
Aber war das sein Ernst? Er konnte mir doch nicht einfach den Kontakt zu Ryan verbieten. Ich sah meine Mutter flehend an, doch sie schüttelte nur den Kopf.
Was hatte ich auch erwartet. Sie ist doch so gut wie immer auf der Seite meines Vater.

“Ich hasse euch. Ich hasse euch. Ich hasse euch. Ich hasse euch.” schrie ich unter Tränen. Sie rollten einfach mein Gesicht hinab, ich konnte es nicht verhindern. “Ich wünschte ihr wärt tot!” schrie Ich sie weiter an. Ich wusste nicht ob ich das ernst meinte, aber wer sagst das denn mal nicht zu seinen Eltern oder denkt es wenigstens, oder?
Kurz sahen sie mich verblüfft und wütend an, doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck.
Sie sahen panisch aus und fassten sich an die Brust und Kehle. Was passierte hier?
“Mom? Dad? Was ist los?!” schrie Ich voller Angst. Was sollte ich tun?
Auf einmal geschah es so schnell. Mein Vater wurde leicht blau und viel ganz plötzlich vom Stuhl.
„Dad! “ rief ich erschrocken.
Er lag einfach reglos auf dem Boden.
Was passierte hier nur? Ich konnte nur da stehen und ihn anstarren, ich war schlicht und einfach überfordert.
Wenige Sekunden später geschah das gleiche mit meiner Mutter. Ich kniete mich sofort neben sie um ihren Puls zu fühlen, vielleicht waren sie nur ohnmächtig,doch ich spürte nichts.
Das konnte doch nicht sein! Sie können mich jetzt nicht verlassen. Ich dumme Gans habe sie angeschrien.
Bin ich schuld? Haben sie sich vielleicht erschrocken und verschluckt? Sie könnten doch nicht von einem auf den anderen Moment sterben. Ich rannte noch einmal zu beiden Körpern und legte meine Finger an ihren Hals in der Hoffnung etwas zu spüren. Doch es war wie vorher. Beide hatten keinen Puls.

Wie in Trance setzte ich mich auf den Boden und lehnte mich an die Wand. Die Beine zog ich ganz nah an meinen Körper, schlang die Arme um sie und legte meinen Kopf auf meine Knie.
Ich bemerkte, dass mir Tränen über das Gesicht liefen, doch ich ignorierte sie.
Was zur Hölle war hier passiert? Sind sie jetzt wirklich tot?
Ich fühlte noch einmal nach einem Puls, doch wieder fand ich nichts. Sie waren wirklich tot. Was sollte ich denn jetzt tun? Meine Eltern waren zwar nicht immer so gut zu mir, aber auch wenn sie mir so gut wie alles verboten haben, waren sie doch trotzdem meine Eltern.
Ich bin 16 Jahre alt und anscheinend jetzt Waise. Meine Eltern sind tot und ich habe es mir auch noch so gewünscht. Ich kann es einfach nicht glauben.
Hatte das etwas miteinander zu tun?
Aber wie könnte das sein?
Noch immer mit laufenden Tränen lief ich zum Hafen. Was sollte ich jetzt sonst tun? Sollte ich die Polizei rufen? Oder doch einen Krankenwagen? Ich wusste nicht was man in so einer Situation tun sollte, deswegen rief ich einfach bei der Feuerwehr an.
„Hallo. Meine Eltern sind gerade einfach zusammengebrochen. Sie haben keine Luft bekommen und jetzt liegen sie hier auf dem Boden. Sie haben keinen Puls.“ redete ich ins Telefon und hoffte dass der Mann an der anderen Leitung mich auch verstand.
„Okay, erstmal ganz ruhig. Wie heißen sie und wo wohnen sie?“ ich konnte nicht verstehen wie seine Stimme so ruhig blieb.
„Mary Clark. Ich wohne in der Bedlington Street 23. Kommen Sie bitte schnell.“
„Einsatzkräfte sind auf dem Weg zu Ihnen.“ sagte er und damit legte ich auf. Ich konnte nicht hier bleiben das war klar. Was würden die denn von mir denken?
Ich hockte mich neben meine Eltern und gab ihnen einen Kuss auf die Stirn. Der letzte Abschied.

Immer ich weinend ließ ich die Eingangstür hinter mir offen und rannte zum Ufer. Ich sah auf dem Wasser eine Fähre. Sie fuhr zu einer Insel, deren Name ich nicht kannte. Aber ich wusste dass es dort einige Mysterien gab. Dort sollten an einem Tag dutzende Schafe gestorben sein, außerdem ist wohl ein Junge verschwunden. Keiner hat eine Spur von ihm gefunden. Angeblich soll es mit dem Kinderheim zu tun haben, welches im 2.Weltkrieg zerstört wurde. Hörte sich an als würde darauf ein Fluch liegen.
Ich steig auf die Fähre und versteckte mich hinter einem Auto um nicht gesehen zu werden. Dort ließ ich meinen Tränen wieder freien Lauf.

*Zwei Stunden später*
Wir waren angekommen und ich rannte sofort weg, soweit ich konnte.
Wenn ich genug mitbekommen hatte, müsste es jetzt nach 21 Uhr sein. Das erklärt auch wieso es so dunkel ist. Mittlerweile sah man fast nichts mehr und ich musste mir einen Platz zum Verweilen suchen. Die Pension war nicht möglich ohne Geld. Hier lebte fast keiner, also konnte ich nach keinem Schlafplatz fragen. Blieb mir nur diese einsame kleine Höhle im Felsen vor mir.

Ich setzte mich an die kalte Felswand und wunderte mich wieso mein Bein so weh tat. Als ich dann meine Hose hochkrempelte, sah ich den Grund.
An meinem rechten Unterschenkel war eine große blutende Schnittwunde. Ich fluchte leise und riss unter großer Anstrengung ein Stück von meiner Hose ab. Es war groß genug um es einmal um mein Bein zu wickeln und festzubinden. Das war zur Sicherheit, damit ich nicht so schnell verblutete. Doch, wollte ich das überhaupt? Leben?
Was würde meine Mom tun? Sie würde sich wahrscheinlich überall durchkämpfen und sogar wilde Tiere jagen und essen, aber so sehr wollte ich nicht übertreiben.
Ich musste wenigstens versuchen die Nacht zu überstehen.
Ich wollte gerade noch weiter darüber nachdenken, als ich merkte, dass meine Sicht immer unklarer wurde. Ich sah nur noch verschwommen und bevor ich irgendetwas hätte tun können, wurde mir schwarz vor Augen und ich driftete in die Ungewissheit ab. Mein letzter Gedanke glat meinen Eltern.

The Miracle Girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt