Mit klopfendem Herzen ging ich in meine Klasse, der Unterricht hatte zum Glück noch nicht begonnen. Ich war total durcheinander.
"Hi Abby, Süße!", riefen manche Jungs. Ich lächelte sie gezwungen an und wunk ihnen. Aber innerlich wollte ich nichts mit ihnen zu tun haben.
"Wo warst du denn so lange?", fragte Alec mich.
"Auf der Toilette, wie schon gesagt."
Ich bemerkte den misstrauischen Blick, den Alec mir zuwarf, ließ ihn jedoch unkommentiert.
Manchmal war Alec einfach zu besorgt, was mich anging, aber das war andersherum nicht anders. Er war durch und durch Beschützer.
Ich wollte ihm nicht von dem Typen erzählen, der mit mir zusammengestoßen war. Dann würde er mir nur noch einmal sagen, ich sollte mich von ihm fernhalten, was ich selber wusste.Nachdem die Schule vorbei war, ging ich hinaus und wartete auf meinen Bruder. Er wollte nur noch schnell zu unserem Biologielehrer, wegen der nächsten Hausarbeit fragen. Ich redete mit Sky, als der Typ, mit dem ich heute früh zusammengestoßen war, ziemlich schnell an uns vorbei lief.
"Wer ist das?", flüsterte ich Sky gehetzt zu.
"Wer?", fragte sie und wackelte mit ihren Augenbrauen. Ich wollte ihr ihn gerade zeigen, doch er war weg. Ich stöhnte frustriert auf.
"Er ist weg."
"Wie er ist weg?"
Sky zog die Augenbrauen zusammen.
"Ich sehe ihn nicht mehr. Ist nicht schlimm, dann zeige ich ihn dir halt morgen."
"Ok." Sky grinste. ,,Du hast mich noch nie nach dem Namen eines Jungen gefragt. Ich muss jetzt zum Bus, wenn du willst, kannst du doch mitfahren."
Damit hatte sie tatsächlich recht, seit Jahren hatte ich mich nicht einmal getraut Jungs genauer anzuschauen. Ich hatte einfach Angst, vor was wusste ich selber nicht.
"Nein alles gut, ich muss noch auf Alec warten.", sagte ich und ging dabei nicht auf ihre Anspielung ein.
"Dann mach's gut." Sie drückte mich kurz und fest und rannte dann schnell in Richtung Bus.In der Zeit, in der ich auf Alec wartete, spielte ich ein bisschen an meinem Handy herum.
Morgen war die Prüfung in Englisch dran. Ich hoffte, dass ich sie schaffen würde.
Ich wartete, wartete und wartete und als ich ihm gerade schreiben wollte, kam er aus dem Schulgebäude.
"Endlich, warum hat es so lange gedauert?"
Als er nicht antwortete, fragte ich: "Ist alles in Ordnung?"
"Jaja, ja. Alles in Ordnung.", sagte er viel zu schnell und grinste mich an. Zumindest versuchte er zu Grinsen, jedoch sah es eher wie eine Grimasse aus.
"Du brauchst gar nicht versuchen mir irgendetwas vorzuspielen, ich weiß, dass nicht alles in Ordnung ist. Und lächel gefälligst nicht, wenn du es nicht ehrlich meinst. Du weißt, wie ich das hasse!", zischte ich.
"Es ist nichts.", behauptete er wieder.
"Hör auf mich an zu lügen!"
"Von mir aus: Es ist etwas, aber ich will darüber gerade nicht reden."
"Gut." Zumindest log er nicht mehr.Wir gingen unseren üblichen Weg zurück nach Hause. Einkaufen musste ich nicht mehr, da ich das gestern schon erledigt hatte.
Wir lösten unsere Übungsaufgaben zusammen. Alec machte die Matheaufgaben und ich Biologie. Sodass ich Mathe nur noch abschreiben musste, während Alec mir die Aufgaben erklärte und Englisch lernen. Ja es war schon cool einen Zwillingsbruder zu haben. Nachdem das erledigt war und ich noch etwas in meinem neuen Buch gelesen hatte, welches ich von der 19-Jährigen Enkelin unserer Nachbarin geschenkt bekommen hatte, war es an der Zeit das Abendbrot zu machen. Es war eigentlich ganz witzig bei uns, fast wie in einer WG. Wir teilten uns in die Arbeit. Sogar eine Liste hatten wir.
Eine Woche machte Alec den Haushalt, die andere ich.
Eine Woche kochte ich Essen, die nächte Alec.
Eine Woche durfte ich mir die Hausaufgaben aussuchen, die ich erledigen wollte, die zweite Alec.
Und so weiter.
Bei uns war das alles gut geregelt, aber meistens ging unser Plan eh nicht auf.
Ich tat jedem Salat und Brot auf den Teller, dazu Schmelzkäse.
Nach dem Essen setzten wir uns vor den Fernseher und schauten eine Serie.*****
Wie jede Nacht hatte ich auch diese wieder Albträume gehabt und war ständig aufgewacht. Es war fast, als hätte ich Angst einzuschlafen. Rowan hatte mich im Traum verfolgt und wo auch immer ich mich versteckte, hatte Rowan mich gefunden. Immer wieder hatte mein Vater mit seiner angsteinflößenden Stimme gesagt: "Egal, wo du dich versteckst, ich werde dich wieder finden."
Nachdem wir unser Müsli aufgegessen hatten, nahm ich müde meinen Ranzen. Alec tat es mit gleich.
Wir verließen das Haus und machten uns auf den Weg zur Schule. Wir waren heute etwas früher als sonst, weswegen uns Sky und Summer nicht abholen kommen würden.
Also liefen wir schweigend zur Schule.
Auf dem Schulgelände angekommen, kamen auch Sky und Summer mit ihrem Auto auf den Parkplatz gedüst.
Wir begrüßten uns gegenseitig und gingen anschließend zusammen ins Schulgebäude.Wir hatten heute in der 515, das hieß, dass eine ganze Menge Treppenstufen vor uns lagen.
Nach circa 60 Stufen fing Sky an zu fluchen.
"Diese blöden Treppen, ich hasse es.", stöhnte Sky.
"Können die nicht einfach mal einen Fahrstuhl einbauen?!"
Wir stiegen weiter die Treppen hinauf und als wir nur noch ungefähr 15 Stufen vor uns hatten, setzte sich Summer einfach mitten auf die Treppe.
"Ich kann nicht mehr.", sagte sie außer Atem.
Ich war gut in Ausdauer, dank Kik Boxen. Wo ich, nebenbei bemerkt, schon eine Ewigkeit nicht mehr war.
Ich bot Summer meine Hand an, die sie dankbar ergriff und zog sie hoch.
Wir schleppten uns ins Klassenzimmer und ließen uns auf die Stühle plumpsen.
Alec begrüßte seine Jungs.
Das Vorklingeln ertönte und viele betraten den Unterrichtsraum.Miss Right öffnete die Raumtür und kam so, mit dem Stundenklingeln zum Unterricht.
Hinter ihr her, lief ein Junge.
"Guten Morgen ihr Lieben, ich habe euch jemanden mitgebracht, er wird ab heute in eurer Klasse lernen, ich hoffe, ihr nehmt ihn nett auf.", begrüßte uns unsere Tutorin. "Stell dich doch bitte deiner Klasse vor.", sagte die Frau an den Jungen gewandt.
Er murmelte nur irgendetwas vor sich hin und drehte sich dann mit dem Gesicht zu uns.
"Mein Name ist Pierce Evans.", sagte er mit seiner tiefen, emotionslosen Stimme. Es war die Stimme von dem Typen, mit dem ich gestern zusammengestoßen war. Er ließ seine eisblauen Augen über unsere Klasse schweifen und blieb an mir hängen. Seine Augen hatten den selben gleichgültigen, kühlen Ausdruck, wie seine Stimme.
Kurzzeitig war es so still in dem Raum, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Dann fingen ein paar Mädchen an, aufgeregt zu tuscheln und manche schauten ihn geschockt an. So auch Sky und Summer, es sah fast aus, als hätten sie Angst vor ihm. Ich hatte einen genauso starren Gesichtsausdruck wie Pierce aufgesetzt. Pierce. Irgendwie passte der Name zu ihm. Er hörte sich gefährlich an.
Pierce würde wahrscheinlich erstmal das Gesprächsthema Nummer eins in unserer Klasse werden.
"Neben Abby ist noch ein Platz frei.", sagte Mrs. Right und zeigte auf den Platz neben mir. Ich saß am Fenster. Meine Augen wurden groß. Und ich schüttelte unmerklich mit dem Kopf. Manche Mädchen warfen mir eifersüchtige Blicke zu, andere aus meiner Klasse schauten mich mitleidig an.
Alec sah nicht begeistert aus. Er saß mit verschränkten Armen vor der Brust da und musterte Pierce eindringlich.
Pierce wirkte genauso überzeugt, wie ich von der Idee.
"Jetzt hab dich nicht so, er wird dich schon nicht auffressen.", zischte mir Sophie zu. Sie war eine von denen, die Pierce jetzt schon anschmachteten. Ich ignorierte sie einfach.
Pierce setzte sich neben mich. Sein Geruch hüllte mich ein. Ich schluckte und drehte meinen Kopf kurz zum Fenster.
Dabei spürte ich den abweisenden Blick, der von ihm ausging und bei dem ich mich noch kleiner neben ihm fühlte. Er hatte diese bestimmte Aura.
Den Rest der Stunde versuchte ich ihn zu ignorieren, was mir jedoch nur teilweise gelang...
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broken but strong
Teen FictionICH WUSSTE NICHT, WO ER MICH HINFÜHREN WÜRDE, ABER ICH WUSSTE, DASS ICH IHM VERTRAUTE... Als ich ihm zum ersten Mal begegnete brachte er mein Herz ins stolpern. Ich wusste nicht, was ich von dem geheimnissvollen Jugen halten sollte. Ich sah ihn und...