Kapitel 10

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Mittlerweile kommt mir ein Tag nicht mehr so vor, als hätte er 24 Stunden, sondern nur noch halb so viele.
Die Tage sind schneller um, als ich gucken kann.
Ich gewinne diese Schule immer lieber, genau wie die Menschen die ich hier kennen lerne.
In nur einem kurzen Monat habe ich es geschafft, mich in eine Gruppe wildfremder Feder-Flügler einzubringen und ein Teil der Truppe zu werden.
Es ist wirklich komisch jetzt auf einmal dazu zu gehören, wenn ich bedenke wie eine "Freundschaft" davor ausgesehen hat.

Akuma ist innerhalb von nur einem Monat sowas wie ein großer Bruder für mich geworden.
Ich hätte niemals damit gerechnet, dass er mir so wichtig wird.
Ich denke ich würde für ihn mehr tun, als man erwarten sollte.
Auch wenn ich ihm natürlich noch nicht ganz Vertraue, was mit meiner Vergangenheit zu tuhen hat, ist er mir doch wirklich wichtig geworden.

Auch der Rest der Truppe ist mir wichtig geworden.
Ich bin nun mit Neiro und Chloe sehr gut befreundet, aber auch Jacob und Tim sind mir als Freunde wichtig.
Ich bin einfach froh, dass sie mich aufgenommen haben, den soweit ich weiß kennen sich die vier schon was länger.
Und ich hoffe, dass diese Truppe noch lange so bleiben wird, wie sie ist.

Die Tests für OWL habe ich auch bestanden.
Seitdem ich das weiß, nehme ich am dortigen Unterricht teil und erlerne gemeinsam mit den anderen Schülern und Akuma den Umgang mit einer Sense.

Heute beginnt der Tag wieder mit einer netten Diskussion über ein Videospiel.
Wie immer sind Jacob und Tim in ihrem Element, während Akuma und Neiro ab und zu auch was dazu sagen und ich mich mit Chloe alleine unterhalte.
Auch der Unterricht ist völlig normal heute, diesmal aber langweilige ich mich zu Tode.
Und das ist nicht so oft der Fall.
Der ganze Tag war sozusagen nicht mehr oder weniger als unser Alltag.
Bis ich nach der letzten Stunde auf Toilette musste.

Nachdem ich aus dem Mädchenklo raus war, kam Jacob auf mich zu.
Nach einem Vergewisserndem Blick nach hinten, ob uns jemand sieht, zieht er mich zur Seite.
Hinter dem Mädchenklo beginnt er schließlich zu reden.

"Ich würde gerne mit dir reden.
Aber allein. Es ist wichtig."
Er schaut mich ernst an.
"Na klar, sag einfach wann." sage ich leicht verunsichert.
"Wie wäre es mit Freitag nach er Schule?" fragt er mich.
"Ja klar, wo?"
Wir verabreden uns dafür, Freitag einfach gemeinsam zu ihm zu Fliegen, direkt nachdem die Schule zuende ist.
Nach diesem Geheimnisvollen 'Gespräch' gehe ich wieder zu Akuma und wir Fliegen wie immer gemeinsam nach Hause.

Der Rest der Woche geht relativ schnell vorbei, auch wenn ich sehr neugierig bin, was Jacob so unbedingt mit mir Besprechen möchte.

Irgendwann ist es dann schließlich endlich Freitag.
Die anderen Schüler fliegen bereits freudig nach hause um ihr Wochenende zu genießen, während ich auf dem Schulhof darauf warte, dass Jacob endlich nach draußen kommt.
Währenddessen verabschiede ich mich schon einmal von Akuma.
Wir umarmen uns, danach fliegt er auch schon nach hause.
Gerade als er weg ist, kommt Jacob aus dem Gebäude.

"Können wir los?" fragt er, als er bei mir angekommen ist.
"Na klar" antworte ich kurz.
Dann fliegen wir in Richtung der Berge los.
Mir fällt auf, das Jacob sehr schnell fliegt.
Es ist etwas schwerer für mich mit ihm Gleichauf zu bleiben, aber es geht.

Nach einer Weile kommen wir in eine etwas abgeschiedene Gegend, fast an der Spitze des Berges, von der aus wir ins Taal sehen können.
Jacob fliegt zu einer bestimmten Stelle im Berg.
Er landet und setzt sich hin.
Ich setzte mich neben ihn, dann schaue ich mich erst in der Gegend um und schließlich auf ihn.

Also, worüber wollte er nun reden?
Es schien ja wichtig zu sein.

"Du scheinst Akuma wirklich gern zu haben, oder?"
Ich sitze mit Jacob auf einem Felsvorsprung, an einer der vielen Steinigen Wände in diesen Bergen.
Ich bin überrascht das er mich sowas fragt, antworte ihm aber.
"Ja. Als einen guten Freund und Bruder. Warum fragst du?"
Ich schaue zu ihm herüber, als er die gute Aussicht von hier zu genießen scheint.
"Es ist mir aufgefallen."
Er macht eine kurze Pause in der er sich umsieht.
Dann redet er weiter.
"Er scheint dich ebenfalls sehr zu mögen."

Ich schaue von ihm weg und sehe mir die kleine Stadt von hier oben an.
Es scheint alles so winzig zu sein.

"Er beschützt dich.
Das macht er nicht bei jedem, weißt du?
Natürlich macht er es auch bei anderen, aber bei dir scheint er besonders Aufmerksam zu sein."
Ich denke ein wenig darüber nach.

Es stimmt, er ist sehr aufmerksam um mich herum und nur die kleinste Provokation nimmt er ernst.
Ich dachte aber, dass das normal sei. Ich hätte nicht gedacht, dass er das wegen mir macht.

"Du musst aufpassen."
Er dreht seinen Kopf in meine Richtung und sein Blick ist Toternst, aber trotzdem nicht Angsteinflößend oder so.
Eher vorsichtig oder besorgt.
Wie jemand, der etwas sehr wichtiges zu sagen hat.

"Worauf?" frage ich ihn leise.
"Du wirst ihm wichtig.
Wenn ihm jemand wirklich wichtig wird, erzählt er ihm seine Dunkelsten Geheimnisse und andere Dinge die er sonst niemals irgendjemandem erzählt.
Von diesen Vertrauenspersonen gibt es nicht viele.
Ich weiß gerade nur von etwa ein bis zwei.
Er würde für diese Menschen alles tuhen, um sie zu beschützen.
Er würde Morden, um sie zu beschützen.
Und er würde alles tuhen, um sie glücklich zu sehen.
Deshalb musst du aufpassen.
Nicht wie ein Babysitter natürlich, aber pass auf das er nichts dummes macht.
Das könnte nämlich nicht nur für ihn böse enden."
Er dreht seinen Kopf wieder Richtung endloser Bergketten.
Ich senke meinen Blick ein wenig.

Er würde sogar Morden?
Das traue ich ihm nicht zu.
Dafür ist er viel zu nett. Oder?
Ich weiß es nicht.
Eigendlich kann ich es mir nicht vorstellen, aber... Was wenn er recht hat?
Jacob kennt Akuma ja viel länger als ich, da wird er wohl die Wahrheit sagen.

"Ach, und noch etwas."
Ich sehe wieder zu ihm auf.
"Das ist ganz wichtig.
Wenn einer seiner Vertrauenspersonen etwas passiert oder sogar stirbt, stirbt ein Teil von ihm mit.
Wenn das geschieht, wird er nie mehr so sein können wie vorher.
Und ich sage dir das, weil ich weiß was schon einmal passiert ist.
Ich will nicht, dass er versinkt."

Ich will etwas sagen, doch ich schaffe es nur zu nicken.
Als wäre mein Hals zugeschnürt.

Er macht sich Sorgen.
Sorgen darum, dass Akuma wirklich Übertreiben könnte.
Oder eher, dass er etwas unünberlegtes tut.
Ich glaube zwar nicht daran, aber Naja.

Jacob behält ein ernsthaftes Gesicht. Dann ändert es sich langsam und seine Gesichtszüge werden weich.

"Keine Sorge.
Ich denke das du das hinbekommst.
Du bist ja schließlich nicht dumm.
Und Akuma hat bisher auch immer gut auf sich alleine Aufpassen können.
Er ist ja schließlich auch nicht doof.
Ich wollte es dir nur sagen, bevor es drauf ankommt.
Dann bist du immerhin vorbereitet."

Ich überlege kurz, entscheide aber das er recht hat.

Stimmt schon.
Besser ich weiß jetzt schon Bescheid, als es später mühevoll selber herauszufinden.
Am besten noch in einer wichtigen Situation oder so.
Das wäre wirklich schlecht.

"Stimmt schon." sage ich.
"Ich hoffe du kannst nachvollziehen, warum ich dir das sage."
Jacob atmet tief durch.
"Ja natürlich." Bestätige ich sicherheitshalber noch einmal.

Wir bleiben noch eine Weile sitzen, machen uns aber dann schließlich irgendwann auf den Weg.
Auf dem Weg denke ich immer wieder über Jacob's Worte nach.
Auch, nachdem wir uns verabschiedet haben und ich zu Hause angekommen bin.

Seltsamerweise bekomme ich das Gespräch nicht mehr aus meinem Kopf, was natürlich auch daran liegen könnte, dass es schon ein sehr wichtiges Thema ist.

Schließlich geht es ab ins Bett und ich schlafe in Gedanken verloren ein.

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