5 // Clint Barton | Trauer

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Inhalt: Nach Natashas Tod fällt Clint in ein tiefes, dunkles Loch. Du willst ihm dabei helfen, hinaus zu kommen.

Info: In diesem Imagine hat Clint keine Frau bzw. Kinder.

~~~

Schweigend sitzt du im Auto und lauschst der leisen Radiomusik. Der Regen prasselt auf die Frontscheibe, es ist ein kühler Herbsttag, etlich viele bunt gefärbte Blätter liegen auf der Fahrbahn und werden von deinem Wagen aufgewühlt.

Du bist auf dem Weg zu Clint.
Seit Tony und Natasha sich geopfert haben und gestorben sind, hat sich dein bester Freund enorm zurückgezogen, meldet sich nur selten und geht kaum noch nach draußen, außer um den Müll zu entsorgen, der mittlerweile überall in seinem Haus zu finden ist.

Natürlich hat dich Natashas Tod auch sehr getroffen, doch du hattest nie die selbe Beziehung zu ihr wie Clint.
Das alles ist schon viele Monate her, doch dem Bogenschützen geht es nicht besser, im Gegenteil - du fängst an, dir große Sorgen zu machen.
Er hat sich noch nie so abweisend verhalten, das obwohl du ihn mittlerweile seit sieben Jahren kennst. Du hast das Gefühl, dass er immer trauriger wird - was dich ganz automatisch ebenfalls unglücklich macht.

Nach einigen Minuten Fahrt parkst du dein Auto vor Clints Garage und steigst, zusammen mit seiner Lieblingsschokolade und einer Packung Chips, aus dem Wagen.
Langsam schlenderst du richtung Tür, dabei siehst du dich genau um.

Mehrere Müllsäcke reihen sich vor der Veranda auf, die karierten Gardinen im Fenster lassen keinen einzigen Sonnenstrahl ins Haus fallen. Die roten Nelken im Blumentopf, für deren Haltbarkeit du Clint immer beneidet hast, sind trocken und hängen schlaff hinunter.
Du seufzt kurz auf, wann hat das endlich ein Ende? Du hast keine Ahnung, wie du ihm am besten helfen kannst. Was würde Nat nur tun?

Mit einer schnellen Bewegung betätigst du die Klingel, auf der sich eine dicke Staubschicht gebildet hat. Du wartest bis Clint die Tür aufmacht, doch nachdem er nach mehrfachen Schellen immer noch nicht gekommen ist, beschließt du, an das Fenster zu klopfen.
Er kann sich nicht ewig verstecken.
Dein Freund braucht Hilfe, das weißt du. Und du bist gerade die einzige Person, die für diesen Job alles aufgeben würde.

Langsam öffnet sich die Tür.
Als du in Clints Gesicht siehst, überfällt dich eine Welle von Mitleid.
Du kannst klar erkennen, wie wenig er geschlafen hat. Tiefe, schwarze Augenringe liegen über seinen Wangen. Seine Haut ist trocken und blass, die Haare matt. Er wirkt leblos.

,,Hey...", brummt er leise und presst seine spröden Lippen aufeinander.

,,Clint... lass uns spazieren gehen.", platzt es augenblicklich aus dir heraus. Du möchtest, dass er es schaffst, aus seinem Haus zu kommen, nicht nur um die Pizzakartons vor der Veranda zu entsorgen.

,,Ich will nicht", grummelt er und möchte bereits zurück in sein Wohnzimmer, doch du bist schneller und packst ihn mit einer ruckartigen Bewegung am Handgelenk.

Clint sieht dich augenrollend an und möchte etwas erwidern, doch du kommst ihm zuvor.

,,Du wirst jetzt mit mir in den Park gehen und ein Eis essen, verstanden?", flüsterst du ernst und blickst ihm finster in die Augen. Auch wenn es vielleicht ein bisschen hart klingen mag, aber er muss es schaffen, sich aufzuraffen.

Nach kurzem Nachdenken nickt Clint schließlich zögernd, bevor er sich schweigend seine Schuhe anzieht und anschließend mit dir das Haus verlässt. Langsam läuft ihr die Straße entlang, der Himmel ist grau und bewölkt, aber immerhin hat es aufgehört zu regnen.

Ihr sagt nichts, sondern macht euch einfach auf den Weg in den Park. Das regelmäßige Platschen unter Clints Schuhen, wenn er auf durch eine Pfütze läuft, begleitet euch.
Du kannst sehen, wie dein bester Freund vor Kälte zittert. Er hat nur ein T-Shirt an, seine Jacke liegt zu Hause.

,,Willst du meinen Mantel?", bietest du ihm nach einer langen Stille an, doch du erhältst nur ein kurzes Kopfschütteln als Antwort.
Ihr läuft weiter und weiter, eine halbe Stunde lang. Bis ihr endlich an dem kleinen Eisladen direkt am Park angekommen seid.
Ein Glück, dass er zu dieser späten Jahreszeit überhaupt noch auf hat.

,,Welche Sorte möchtest du?", erkundigst du dich und kramst bereits einige Münzen aus deinem Geldbeutel.

Es dauert nicht lange, bis eine Antwort kommt.

,,Karamell. Mit Sahne. Und Schokostreuseln."

Bei seiner Auswahl läuft dir ein kalter Schauer über den Rücken.
Clint hasst Karamelleis. Er hatte Natasha immer gefragt, warum sie es so lieben würde. Und nur wegen ihr würde er jetzt Karamelleis essen.
Mit Sahne und Schokostreuseln, genau wie sie es am liebsten mochte.

Schweigend nickst du und bestellst für dich und deinen Freund, danach läuft ihr wieder zurück.
Ihr habt schnell gegessen, schon bevor ihr wieder sein Haus erreicht, ist alles weg.

Du bist stolz auf Clint. Nach Monaten hat er es endlich aus dem Haus geschafft, wenn auch nur mit Hilfe.
Auch wenn ihr nicht viel geredet habt, das war ein wichtiger erster Schritt für ihn.

,,Danke, dass du mitgekommen bist.", murmelst du, als ihr beide auf der Veranda steht, und setzt dir ein kleines Lächeln auf.

,,Danke, dass du mich gezwungen hast...", nuschelt er leise und senkt seinen Kopf. Hast du richtig gehört? Ist er wirklich dankbar, dass er mitkommen musste?

,,Clint, ich-"

,,Sie fehlt mir so sehr...", schluchzt er plötzlich und blickt dir direkt in die Augen, während Tränen über seine Wangen laufen.
Sein Anblick bricht dir das Herz. Er hat es nicht verdient, so zu leiden.

,,Ich auch...", flüsterst du und augenblicklich lässt Clint sich in deine Arme fallen. Weinend klammert er sich an deine Schulter und versucht den dicken Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken.

,,Du schaffst das, hörst du? Wir schaffen das.", erklärst du ihm mit fester Stimme und streichst mit deiner Handfläche sanft über seinen Rücken.

,,Okay...", schnieft er und nickt.

,,Ich werde dir helfen, versprochen."

Und so steht ihr noch einige Minuten vor seinem Haus unter der Veranda, Arm in Arm, während der Regen erneut anfängt, auf den Asphalt zu prasseln und in der Ferne der erste Donner zu hören ist.

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