E I N S

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Ich strich meine Haare aus meinem Gesicht. Zitternd stand ich in meinem Zimmer und starrte auf die Türe. Wollte ich dort wirklich hinausgehen?  Ich wusste doch, was mich dort erwartete.  Los. Reiß dich zusammen. Du kennst das jetzt schon fast 17 Jahre lang. Du packst das. Ich versuchte mich zu motivieren, was mir so gut wie gar nicht gelang. Doch nach einigen weiteren tiefen Atemzügen  schlossen sich meine Finger endlich um die Türklinke und ich drückte diese zögerlich hinunter. Ich setzte einen Schritt hinaus aus meinem Zimmer und sofort stieg mir der gewohnte Geruch entgegen. Eine Mischung aus stickiger Luft, Schweiß und Gras stieg mir entgegen. Ich spürte bereits, wie mir die Galle hochstieg, also schloss ich so schnell ich konnte meine Zimmertüre und hastete durch die Wohnung. Meine Absätze trafen klackernd auf dem Boden auf und hallten durch den Gang.  „Audrey Brianna! Komm sofort her, du nutzloses Stück!“, hörte ich die tiefe Stimme meines Vaters hören. Abrupt blieb ich stehen. Ich wusste, was passierte, wenn ich jetzt nicht auf ihn hörte. Und das war bei weitem schlimmer, als das, was jetzt gleich passieren würde.  Ich zwang mich also einen Fuß vor den Anderen zu setzen und bewegte mich so langsam in das Wohnzimmer, oder wie ich es immer nannte: in die pure Hölle.

Ich bog langsam um die Ecke und sah, wie mein Dad zusammengesunken auf der Couch hängte, mit einem Joint in der Hand. „ Wo willst du schon wieder hin?“, schnauzte er mich an. Ich schluckte hart.  Nervös vergrub ich meine Fingernägel in meiner anderen Hand und bemerkte fast gar nicht den Schmerz, der dadurch durch meinen Körper fuhr. „Antworte mir, wenn ich dich etwas gefragt habe, du Mistgöre!“ Er setzte sich auf, drückte den Joint aus und stand auf. Langsam wankte er auf mich zu. Automatisch wich ich zurück und stotterte: „Ich ähm wollte zu April“- „Schon wieder? Hast du denn nichts Besseres zu tun?! Bring mir lieber ein Bier!“, schrie er. Ich nickte, drehte mich um und lief zum Kühlschrank. Schnell holte ich eine Flasche hinaus, öffnete sie und brachte sie meinem Dad. Er nahm sie ohne ein Wort zu sagen an, trank einen Schluck und spuckte mir den Rest mitten ins Gesicht. Und ehe ich reagieren konnte, landete seine Hand auch schon in meinem Gesicht. Durch die Wucht des Aufpralls flog ich locker einen Meter zurück. Ich konnte nur mit Mühe mein Gleichgewicht halten und gerade so nicht auf den Boden. „Was kannst du eigentlich?! Ich wollte kein Helles!“. Er stolperte auf mich zu. Ruckartig wich ich zurück und spürte die Wand in meinem Rücken. Lauf ,Bree. Lauf!

Ich stolperte also aus der Wohnung. Weinend hielt ich meine Wange fest, während ich so schnell wie möglich das Treppenhaus hinunterlief und einfach nur raus und weg von diesem schrecklichen Ort wollte.

Doch mein Weg führte mich nicht zu April. Er führte mich schon lange nicht mehr zu April. Sie hatte sich von mir abgewandt. So wie sonst auch jeder. Draußen wartete bereits meine Tante auf mich. Sie saß in ihrem schwarzen Porsche und stieg sofort aus, als sie mich sah. Besorgt lief sie mir entgegen. „Oh mein Gott, Schätzchen. Alles okay?“, fragte sie und zog mich in ihre Arme. Ich nickte schwach, obwohl eigentlich das Gegenteil der Fall war. Doch ich wollte einfach nur weg von hier und das so schnell wie möglich. „Komm. Steig ein“ Sie legte eine Hand auf meine Schulter und führte mich zum Wagen. Ich zitterte immer noch am ganzen Körper und so musste sie mir die Tür aufmachen, denn ich war definitiv nicht in der Lage dazu.  Ich setzte mich also in den Wagen, schnallte mich an und schon fuhr meine Tante davon.  Sie sah immer wieder besorgt zu mir hinüber, doch ich legte nur meinen Kopf auf die Lehne und dachte darüber nach was in den letzten zwei Wochen alles passiert war.

Am Montag vor zwei Wochen klingelte das Telefon.  Das Krankenhaus war dran und sie sagten mir, ich solle sofort  herkommen. Verwirrt legte ich auf, schlüpfte in meine Sachen und rannte aus dem Haus. Nach 15 Minuten war ich keuchend angekommen und lief sofort zur Rezeption.  Die Frau dort hatte mich dann nach oben in die Intensivstation geschickt.  Verwirrt war ich oben angekommen und dann hatte mir der Arzt etwas berichtet, was mein eh schon kaputtes Leben erneut zerstört hat.  Meine Mutter, der Grund warum ich überhaupt noch bei meinem Vater lebte, war gestorben. An inneren Blutungen. Woher sie die hatte? Das wusste keiner. Ich brach also heulend zusammen und so hatte mich die Schwester von Mom, meine Tante  Beth gefunden.  Meine Mom hatte das alleinige Sorgerecht für mich, denn sie wollte nie, dass mein Vater irgendwie über mich bestimmen könnte, wenn der Fall eintreffen würde, dass sie nicht mehr lebt. Und so ist es ja dann auch gekommen und da meine Tante meine Patentante war, hatte sie nun das Sorgerecht für mich. Und das war mein Ticket aus diesem Leben, hinein in ein neues. In eine neue Stadt, an eine neue Schule und zu neuen Erlebnissen.

Wheel of Fortune { A Justin Bieber FF by Melina_x }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt