Kapitel 1

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Wieder und wieder bekomme ich die selben Job-Angebote zu sehen. Doch entweder die Bezahlung ist zu niedrig, der Job ist in einem anderen Bundesstaat oder er passt nicht mit meinem Stundenplan zusammen. Ich lasse mich nach hinten auf die Matratze fallen und schnaube laut. Wieso muss das so schwer sein? Ich wühle mit meiner Hand unter meinem Kopfkissen um mein Handy zu finden. Das grelle Licht leuchtet mir ins Gesicht und ich muss die Augen zusammen kneifen. Keine neuen Nachrichten, ich Rolle die Augen und schmeiße mein Handy wieder weg. Keine zwei Sekunden später vibriert es, ich schnappe es und setzte mich aprupt auf als ich den Link den mir meine Beste Freundin Susan geschickt hatte öffne, ein Job-Angebot, als Babysitterin, die Familie hat eine vier jährige Tochter, und sucht für sie Dienstag, Mittwoch und Freitag Abend für drei Stunden eine Babysitterin und sie bezahlen fünfzig Dollar pro Stunde, das sind vierhundertfünfzig Dollar pro Woche. Ein kleiner Schrei entfährt mir und ich mach mich direkt daran an die angegebene E-Mail Adresse meine Bewerbung zu schicken. Dieser Job passt wie die Faust aufs Auge, bitte lass es klappen. Mit einem strahlenden Gesicht schicke ich ein "Daaaaaankeeeee" mit drei kleinen Herzchen, an sie zurück. Bis jetzt habe ich einige Male auf die Hunde meiner Nachbarin aufgepasst, das kann doch nicht so ein großer Unterschied sein, spielen, essen, schlafen. Ich laufe nach unten in die Küche wo meine Mutter gerade das Geschirr vom Abendessen spült, aufgeregt zeige ich ihr das Stellenangebot auf meinem Handy, ich grinse wie ein zwei jähriges Kind das einen Lolli geschenkt bekommen hatte und sofort merke ich wie meine Mutter auch zu strahlen beginnt, "Das freut mich mein Engel, ich hoffe so sehr das es klappt, die Bezahlung ist wirklich toll, aber du weisst das wir dich jeder Zeit unterstützen!", sagt sie und sieht mich dabei mit einem fragenden Blick an. Ich weiss meine Eltern würden mir jeder Zeit das Studium finanzieren, und ich weiss auch, dass sie das wirklich wollen, aber ich möchte mir meinen größten Traum selber finanzieren, seitdem ich zehn Jahre alt war und das erste mal eine Folge von Greys Anatomy gesehen habe war dies mein größter Wunsch. "Nein Mum aber danke, ich weiß das sehr zu schätzen, doch ich möchte das wirklich aller selber machen.",ich gebe ihr noch ein Küsschen auf die Wange und wünsche ihr eine Gute Nacht. Auf meinem Zimmer checke ich sofort meine Email, doch keine Antwort.

9:00, Samstag, 31.08 erscheint auf meinem Wecker als ich am nächsten Tag meine Augen öffne. Noch 2 Tage bis zum ersten Schultag, das letzte Jahr, das letzte Jahr mit meinen Freunden die ich seit der Junior High kenne, das letzte Jahr das ich hier bei meinen Eltern und Brüdern wohne, nach diesem Jahr wird sich alles ändern, und obwohl ich alle zurücklassen muss, freue ich mich trotzdem riesig auf diesen Abschnitt in meinem Leben. Ich gähne und strecke mich während ich mich aufsetze, mein Blick schweift durch den Raum, dann zu meinem großen Erka am anderen Ende des Raumes, sofort springe ich auf als ich den Laptop zwischen den weißen und grauen Kissen entdecke, ich klappe ihn auf und tatsächlich, eine ungelesene Email in meinem Ordner,und sie ist tatsächlich von Mrs. Logan, die Frau die eine Babysitterin sucht.

Guten Abend Mrs. Jones,

Vielen Dank für ihr Bewerbungsschreiben.

Morgen, am Samstag den 31.08, finden Bewerbungsgespräche statt, wir haben bereits vier andere Bewerberinnen, doch ich und mein Mann würden uns sehr freuen sie kennen zu lernen.

Die Bewerbungsgespräche beginnen um 14:30 in unserem Haus - Bedford Dr Street 22, Beverly Hills.

Mit freundlichen Grüßen,
Mrs. Logan

Mit einem strahlenden Gesicht klappe ich den Laptop zu und gehe nach unten wo meine Eltern und meine Brüder bereits am Esstisch sitzen um zu frühstücken. "Ratet mal wer heute Nachmittag ein Vorstellungsgespräch in Beverly Hills hat", sage ich als aller erstes nach dem ich mich auf den Stuhl gegenüber von meinem Bruder Noah gesetzt habe. Neben Noah sitzt George, sein Zwillingsbruder, die beiden sehen identisch aus, bis auf die Haare, Noahs Haare sind etwas länger und dunkelbraun, Georges Haare sind an den Seiten kurz und oben etwas länger und blond gefärbt. Aber sie sind auch vom Charakter so unterschiedlich wie ihre Haare, George ist der rebellische 15 jährige, derjenige der bis spät in die Nacht durch die Straßen zieht heimlich Alkohol trinkt und Zigaretten raucht, Noah hingegen ist der typische Nerd, er ist gut in der Schule, schreibt nur Einser und Zweier, zockt jede freie Minute und zeichnet Comics. "Nimmst du mich mal mit, die haben sicher krasse Partys in Beverly", fragt George, und ich muss einen Moment überlegen ob er das wirklich ernst meint, als ich ihn fragend ansehe, doch er mich weiterhin mit einer hochgezogen Augenbrauen ansieht, merke ich das er es wirklich Ernst meint. "Nein, natürlich nicht George!" Er rollt die Augen und widmet seine Aufmerksamkeit weiter seinem Handy. Meine Mum und mein Dad wünschen mir viel Erfolg und geben mir einige Tipps für das Bewerbungsgespräch, die ich eigentlich nicht gebraucht hätte da ich diese Ratschläge schon auf gefühlt 100 verschiedenen Websiten gelesen habe. Nach dem Essen verschwinde ich sofort wieder in mein Zimmer um mir ein Outfit für das Vorstellungsgespräch rauszusuchen. Ich brauche eine Ewigkeit dafür, da ich nicht zu kindlich, freizügig oder zu altmodisch gekleidet sein möchte, ich weiß es ist nur ein Nebenjob aber ich möchte im Moment wirklich nichts anderes als diesen Job. Nach 15 Minuten ist mein Zimmer ein einziges Chaos, überall auf dem Boden liegen Hosen, Kleider und Blusen. Nach zirka 20 Minuten entscheide ich mich für ein Mintgrünes Kleid mit kleinen Blümchen, dazu eine silberne Kette, Armbänder und passende Ohrringe, ausserdem meine weissen Chucks, die ich eigentlich zu gut allem trage. Meine Mum hat mir das erste mal welche zu meinem 14 Geburtstag geschenkt, danach habe ich sie jeden Tag getragen, bis sie so kaputt waren das ich fast barfuß gelaufen bin. Bevor ich das Haus verlasse schminke ich mich noch ein wenig, ich hab nicht wirklich viel Ahnung von dem was ich da mache, deswegen besteht mein tägliches Make-up nur aus Concealer, Puder, ein wenig Augenbrauenpuder und Wimperntusche. Ganz anders als Susan, sie ist der Make-up-Profi, jeden Tag versucht sie aus ihrem Alltagsmakeup etwas besonderes zu machen, egal ob sie bunten Lidschatten oder Lippenstift aufträgt bei ihr sieht das unglaublich gut aus, mir steht das überhaupt nicht.

Auf dem Weg Nach Beverly Hills bleibe ich noch bei Wendys stehen, wo ich mich mit Harry einen meiner besten Freunde zum Lunch verabredet habe. Um Punkt 13:00 Uhr parke ich meinen schwarzen Jeep auf dem Parkplatz. Ich schnappe meinen kleinen schwarzen Leder Rucksack vom Beifahrersitz und gehe in den Laden. Der Laden ist voll, die Schlange geht fast bis zur Eingangstür und die meisten Plätze innen sind besetzt, ich sehe mich um ob Harry schon da ist, doch wie ich es schon erwartet hatte war er noch nicht da, er verspätet sich immer um mindestens zehn Minuten. Gerade als ich den Blick durch den Raum schweifen lasse sehe ich wie ein Pärchen ihren Platz verlässt, schnell eile ich durch den Laden um den Platz zu ergattern und dort auf Harry zu warten. Nach 15 Minuten stürmt er hektisch in das Restaurant und sucht mich mit einem Verzweifelten Blick. Ich muss lachen da ich weiß, wie sehr es eigentlich hasst zu spät zu kommen doch er schafft es nie pünktlich beim Treffen zu sein. Als er mich endlich entdeckt kommt er mit einem Entschuldigenden Blick an den Tisch. "Harry Harrington, der König der Zuspätkommer hat es auch endlich geschafft, willkommen", sage ich mit einem Lächeln im Gesicht. Er lacht nur und begrüßt mich mit einem einfachen "Hi".
Nachdem er uns beiden einen Burger, Pommes und einen Erdbeershake geholt hatte begann er mir über seine Freundin zu berichten. Zoe Williams. Obwohl ich dieses Mädchen so sehr hasse hat er sich auf eine Beziehung mit ihr eingelassen, weswegen unsere Freundschaft sogar fast in die Brüche gegangen ist. Sie sind seit vier Monaten das Pärchen über die jeder lästert, eine typische on-off Beziehung. "Im Moment ist wieder eine gute Phase, sie bemüht sich wirklich sehr und ich mich auch.", meint er nachdem er mir fünf Minuten nur negatives über sie erzählt hatte. Ich rolle nur die Augen und beiße in meinem Burger. "Wieso hasst du sie eigentlich so sehr?",fragt er nach einer Weile. Komisch das er mich das noch nie gefragt hat, wir sind schon ein ganzes Leben befreundet doch über das haben wir noch nie eine Unterhaltung geführt, er weiß zwar grob was damals im dritten Highschool Jahr passiert ist doch er hat mich nie weiter darauf angesprochen. "Hey heute ist ein guter Tag also lass uns über gute Dinge reden und über die Zukunft nicht über die Vergangenheit", beginne ich, "wie zum Beispiel meinen zukünftigen Job als Babysitterin in Beverly Hills". Er ist ein wenig verwirrt, warscheinlich wieso ich das Thema gewechselt habe, doch dann grinst er breit.
"Du hast endlich einen Job gefunden?"
"Ja später habe ich ein Vorstellungsgespräch,ich hoffe so sehr das es klappt,und ich direkt nächste Woche beginnen kann."
Harry kratzt sich am Hinterkopf und schaut für einige Sekunden aus dem Fenster, bis er mich mit schrägem Kopf ansieht und fragt wieso ich mein Studium nicht von meinen Eltern finanzieren lasse. Ich weiss er hat schon recht ich könnte mich das letzte Jahr noch entspannen und viel mit meinen Freunden unternehmen bevor dann der wirkliche Ernst des Lebens losgeht, meine Eltern für die Aufnahmeprüfungen zahlen lassen und dann später irgendwann während der Uni einen Nebenjob annehmen, so wie Harry es tun wird.  "Ihr habt doch genug Geld, um dir diesen Traum zu erfüllen, wieso machst du dir unnötigen Stress wenn es eigentlich so einfach sein kann", fragt er als er merkte das ich schon etwas länger nachdenke. "Ich weiß, ich weiß, aber ich wollte mir den Traum schon immer von A bis Z selber erfüllen, und Hey bei diesem Nebenjob verdiene ich so viel das ich mir die Ersten Jahre Studium auch noch locker bezahlen kann."
Ich kann sehen wie die Neugier in ihm steigt, doch ich schüttle den Kopf, " ich werde dir nicht verraten wie viel ich verdiene sonst kann ich mir demnächst meine Wendys oder McDonald's Bestellungen selber bezahlen."
Worauf Harry zu lachen beginnt.

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