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[21. August, 2016]

Nala stieß einen leisen Pfiff aus, nachdem sie sich staunend umgesehen hatte. Ich konnte es ihr nicht verdenken, schließlich war dies auch meine erste Reaktion gewesen.

„Das ist ... schön", sagte sie schließlich und steckte ihre Hände in ihre Hosentaschen. „Ich mag die Farben und die schwimmenden Einhörner sind auch ziemlich toll." Zeke hatte Lilacs Zimmer in eine Unterwasserwelt verwandelt. Man kam sich vor wie im tiefsten Meer und um einen herum schwammen jegliche Meereskreaturen, die man sich vorstellen konnte. Delfine, Fische, Wale, Kraken und sogar das Loch Ness Monster hatte seinen Platz gleich am Türrahmen.

„Das sind keine Einhörner", protestierte Lilac sofort, die bis gerade eben ihre Kuscheltiere geordnet hatte, während ich meiner besten Freundin Zekes Malerei zeigte. „Das sind Hippocampi aus der griechischen Mythologie. Vorne Pferd, hinten Fisch und kein Horn." Lilac bedachte Nala mit einem strengen Blick und ich musste mir ein Lachen verkneifen, da es schon sehr amüsant war, wie Nala dann genervt mit den Augen rollte.

„Das Kind hat Fantasie", murmelte sie beim Verlassen des Zimmers. „Meerjungpferde und was kommt als nächstes? Werpferde oder Vampferde?"

Dieses Mal konnte ich mein Lachen nicht zurückhalten. „Wie wäre es mit Pferdefeen? TinkerBell, verstehst du? Da gibt es doch diese Rasse -"

„Jetzt ist es nicht mehr lustig, Roo", sagte Nala kopfschüttelnd und ging zurück ins Wohnzimmer, wo Haven und Cam bereits Kisten auspackten. Ein Seufzen entwich meiner Kehle. Mir kam es vor, als hätte ich in den letzten Stunden nichts anderes gemacht, als Kisten auszupacken - was ja auch die Wahrheit war. Ich konnte wetten, jemand hatte über Nacht weitere 20 Kisten dazu gestellt. Ich würde wohl für den Rest meines Lebens Kartons auspacken.

„Erde an Rubie?", riss mich Haven aus meinen Gedanken und ich sah ihn ertappt mit gehobenen Augenbrauen an. Schmunzelnd strich der Braunhaarige über meine Wange, bevor er sich zu mir herunterbeugte und seine Lippen auf meine legte. Auch wenn seine Küsse Gewohnheit für mich wurden, hieß das nicht, dass ich nicht jedes Mal zu einem schmelzenden Marshmallow mutierte. Ich war so in meinen Glücksgefühlen versunken, dass ich gar nicht bemerkte, wie Haven seine Lippen von meinen löste. „Na komm, sonst frisst uns Nala noch auf."

„Das tue ich wirklich", stimmte Nala ihm nickend zu und deutete auf jede Person im Raum. „Seht euch vor." Cam, welcher direkt hinter ihr stand, rollte nur lächelnd mit den Augen. Er hob den Karton vor sich hoch und warf Haven und mir einen fragenden Blick zu.

„Wo sollen die Handtücher hin?"

„Blauer Schrank im Bad", antworteten wir unisono und tauschten daraufhin einen belustigten Blick aus. Cam verschwand mit unseren Handtüchern, während Nala ebenfalls Gefallen an ihrem eigenen Karton fand. Schnell wurde mir auch bewusst warum. Sie hatte die Kiste mit den ganzen Fotoalben abbekommen.

„Haven als Baby, seht euch das mal an", stieß sie verzückt aus und setzte sich mit dem geöffneten Buch auf unser Sofa, das heute Morgen erst geliefert wurde. Mein Freund seufzte tief, doch ich hatte mich bereits neben Nala fallen lassen.

„Oh, wie süß", lachte ich. Einige der Fotos hatte ich bereits gesehen - Marie, Havens Mutter, liebte es Haven in Verlegenheit zu bringen. Und dies gelang ihr am besten, indem sie seinen Freunden Fotos zeigte, auf denen er als Dalmatiner verkleidet war.

„Damals noch mit Pausbäckchen, Stupsnase und fehlenden Zähnen." Grinsend nahm meine beste Freundin eines der Fotos in ihre Hand und hielt es dann neben Havens Gesicht. „Und jetzt? Jetzt besteht er nur noch aus einem umwerfenden Kieferknochen, Grübchen, Locken und diesen Augen." Amüsiert beobachtete ich wie meine Freundin ihr Gesicht verzog, als Cam genau in diesem Moment den Raum betrat.

7 Monate Herbstgefühle [Leseprobe]Where stories live. Discover now