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Wie an jedem Morgen klingelte mein Wecker viel zu früh und nach langem rumwälzen, schaffte ich es mich aufzuraffen und aufzustehen.

Ich holte eine schwarze Jeans und eine hellrosa Bluse aus meinem Schrank. Nach dem anziehen schaute ich in den Spiegel und suchte nach Anzeichen, das heute der letzte Tag war, an dem ich 15 war. Doch da war nichts. Meine kastanienbraunen Haare fielen mir wie Immer in leichten wellen über die Schulter. Meine blauen Augen bildeten einen guten Kontrast zu meinen vollen Lippen und meinen Grübchen wenn ich lachen musste, was viel zu selten vorkam.

Früher dachte ich immer, der 16. Geburtstag sei etwas besonderes. Doch heute, war es nur ein weiteres Jahr darüber, das meine Eltern viel zu früh gestorben waren.

Ich wohnte nun in einem Kinderheim, aber ich will mich nicht beschweren, weil es eigentlich ganz schön hier ist.

Seitdem habe ich mich sehr stark verändert. Früher hatte ich versucht die Trauer darüber, das ich keine Familie mehr hatte hinunterzuschlucken. Doch irgendwann merkte ich, das das nichts brachte und früher oder später, alles über mir zusammenbrechen würde. Also ließ ich die Trauer zu. Und als sie vorbei war, errichtete ich eine Mauer, weil ich nie wieder so verletzt werden wollte. Doch ich mag mein jetziges ich.

Es war früher auch schwer für mich Freunde zu finden, weil ich nur diejenige war, die ihre Eltern verloren hatte. Irgendwann gab ich die Hoffnung auf und blieb lieber für mich. Ich dachte mir, umso weniger Leute ich kannte, umso weniger besteht die Wahrscheinlichkeit wieder verletzt zu werden.

Ich bin ein starkes Mädchen geworden und nachdem ich die Trauer überwunden hatte, war es mir egal was andere über mich dachten und ich ignorierte das gemurmel, das ab und zu entstand wenn ich in der Schule durch die Gänge lief.

Ansonsten versuchte ich unauffällig zu bleiben, was gefühlt das einzige war, das mir gut gelang, obwohl ich fand, das ich noch ganz passabel singen konnte, aber das wusste niemand.

Die einzige Person die ich näher kannte, war meine Betreuerin im Heim. Amy war in den vielen Jahren wie eine Mutter für mich geworden. Sie unterstützte mich in der schule, wo ich ganz gut war, weil sie wusste wie wichtig es mir war einen guten Abschluss zu bekommen.

Doch an diesem Tag wusste ich nicht, das es der letzte mit einem normalen Leben sein sollte...

Powerful Girl ✔️ (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt