Die Frage, ob Tessa mitbekommen wollen würde, verzichtete Jeanne zu stellen und folgte Blaine, nachdem sie ihm sagte, wenn er nett fragen würde, käme sie eventuell mit. Ihre Schwester hätte ohnehin nein gesagt, weil sie bleiben wollte und im Grunde, sprach nichts dagegen, dass Tessa alleine im Club, da diese alt genug war und längst keinen Babysitter mehr brauchte.
"Mein Schädel", murmelnd rollte sich Jeanne auf die Seite, wodurch ihr mehrere Haarsträhnen ins Blickfeld fielen und sie sich direkt aufrichtige, um sich ihre Haare genauer anzusehen, "Was für eine Scheiße. Weiß? Was ist das?"
"Gewöhn dich schon mal daran", mit einem Drink in der Hand kam Blaine zu ihr ans Bett, setzte sich auf die Bettkante und fing aus einem ihr unerklärbaren Grund an zu Grinsen, "Hat der Hunger bereits begonnen? Ein Verlangen nach etwas wie..... menschliches Gehirn?"
"Herrgott Blaine. Deine Scherze waren zwar noch nie lustig, aber menschliches Gehirn ist selbst für deine Verhältnisse grenzwertig", entgegnete Jeanne, ließ sich zurück in die Kissen fallen und schaute nach wenigen stillen Minuten abrupt zu Blaine, "Oh bitte nicht. Komm, bitte nicht."
"Gestern Abend war es genau das Gegenteil, was du zu mir sagtest", genau das, war es gewesen, was Jeanne nicht von Blaine hören wollte, "So schlimm, wie du mich darstellst, bin ich nicht. Du, ich, wir beide, das war ein schöner Abend. Und Nacht nicht zu vergessen."
"Vielleicht magst du zu den Leuten gehören, aber ich bin darüber hinaus, ein One-Night-Stand nachdem anderen zu haben", doch, ob Jeanne dies nun sagte oder nicht, denn es war Blaine mit dem sie hier redete, "Keine Ahnung, wie das mit uns passieren konnte. Freut mich jedoch, dass sich wenigstens einer daran erinnern kann. Bist du derartiges nicht langsam leid?"
"Sollte ich irgendwann auf die Richtige treffen, dann vielleicht", was niemals geschehen wird, weil es bedeuten würde, einen Menschen in sein Leben zu lassen und das war etwas, was Blaine nicht konnte, "Wollen wir nicht noch wenigstens frühstücken?"
Lieber nicht.
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Zu Hause angekommen waren die Kopfschmerzen längst nicht mehr zu ertragen und das ihr immer wieder, für einen Augenblick, schwarz vor Augen wurde, machte diesen Zustand um einiges besser. Wann hatte Jeanne zum letzten Mal eine Migräne gehabt? Noch gar nicht. Normale bis starke Kopfschmerzen ja aber nicht derartiges. Da half nur eine Sache. Ins Bett gehen und versuchen zu schlafen. Vielleicht würde es danach wieder gehen.
Bereits eine Stunde später vibrierte ein Telefon neben dem Bett, welches auf dem Boden lag anstatt auf dem Tisch. Blind tastete Jeanne über den Holzboden und wischte schlussendlich mit dem Daumen über das Display, um den Anruf anzunehmen. Jede Scheiße, die geschieht, geschieht wohl gleichzeitig. Alles auf einmal. Damit es sich auch wirklich lohnt.
"Hallo?", ging Jeanne an ihr Telefon und kniff dabei immer wieder die Augen zu, weil das Licht in ihren Augen brannte, "Was ist passiert?"
"Genau das Gegenteil, von dem, was wir erwartet haben. Heute Nacht ist unser gesamter Markt eingebrochen. Bislang gab es noch keine Erklärung, aber die Presse will Antworten darauf, wie das passieren konnte", hörte Jeanne eine junge Frau herunter zu rattern, die sich ziemlich im Stress befinden dürfte, wie es klang, "Es wäre glaube ich besser, wenn du mal so langsam in die Firma kommen würdest, und versuchst die Presse zu beruhigen. Vor ab muss ich dir allerdings sagen, dass das Fernsehen längst im Haus ist. Es ist genau das eingetroffen, was gegen aller Erwartungen war."
Das Gespräch war noch gar nicht richtig beendet, da legte Jeanne bereits auf, rollte sich zur anderen Seite und stand erst nach einer gefühlten Ewigkeit auf. Als hätte sie sich irgendeinen ekligen und hartnäckigen Virus eingefangen, denn genau so fühlte es sich an und nicht anders. Eine Grippe womöglich. Schlapp und einfach zu müde für alles, trottete sie ins Badezimmer und stützte sich am Waschbecken ab, als sie in den Spiegel sah. Taylor Momsen ließ grüßen. Bleich..... bleicher als bleich mit dunklen, Blut unterlaufenden Augen starrte ihr Spiegelbild zurück. Die Sache mit ihren Augen, würde sich noch einigermaßen logisch erklären lassen, bloß die Sache mit ihren Haaren nicht. Jeder wusste, sie würde sich niemals die Haare blond gar weiß färben..... färben lassen. Komplett weiß waren diese nun nicht, sondern hier und da eine Strähne. Dort ein dickere und da wieder mehrere dünnere. Pigmentstörung. Bei ihr, all den Jahren, ziemlich unwahrscheinlich.
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Eine gute Stunde später traf Jeanne bereits in der Firma ein und nahm gleich beim Betreten der Presseabteilung eine Mappe von einer jungen Frau mit Lesebrille entgegen. Als die junge Frau, Tyler, Jeannes Ansprechpartnerin der Firma, Jeanne sah, wusste sie zunächst nicht, was sie sagen sollte. Dieser fehlten einfach die Worte, um das Sehende in Worte zu fassen. Wie eine wandelnde Leiche, auch im Aussehen, trottete Jeanne zu einem leeren Büro und ging dabei die Unterlagen durch. Dieser Einsturz hätte nie passieren dürfen. Darauf war niemand vorbereitet gewesen. Die Prognosen waren mehr als nur gut gewesen. Was verursacht dann bitte einen Milliardeneinsturz? Was kann so etwas bitte?
Am heutigen Tag war es der absolute oder pure Horror, PR und Marketing Beraterin zu sein. Wer durfte diesen Vorfall der Öffentlichkeit, den Investoren und Geschäftspartner erklären? Genau, Jeanne, und das der Presse sowie sämtlichen Nachrichtensendern.
Das große Schlachten war hiermit eröffnet. Greifen Sie alle zu. Dort drüben liegen die Messer. Nur zu, toben Sie sich aus.
Nun war es amtlich. Für diese Katastrophe gab es endlich ein Gesicht, mit dem die Menschen es in Verbindung bringen konnten. Ihres. Nicht die Firma, nein, sondern Jeannes. Heute, morgen und in den kommenden Tagen, womöglich auch Wochen, würde jeder von ihr wissen wollen, was und wie das passieren konnte. Schneller konnte man nicht berühmt werden. Durchs und im Internet war es Jeanne mit Sicherheit schon längst. Dem einundzwanzigsten Jahrhundert sei Dank.
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Von Tag zu Tag wurde es immer schlimmer. Dazu kam dann noch der Stress mit dem Einbruch sämtlicher Aktienwerte. Was war das bitte für eine Krankheit? Eine normale Grippe jedenfalls nicht. Konzentration ade.
"Jeanne?", ächzend hob Jeanne den Kopf von der Tischplatte, schaute zur Türe, in der Tyler stand und auf einen Typen mit gelber Tasche zeigte, "Dieser Kerl möchte zu dir? Irgendeine Lieferung sagt er."
"Ich weiß von keiner Lieferung", schmerzverzerrt öffnete Jeanne den Mund, drückte sich die Handballen an den Schädel und schloss wieder Augen, in der Hoffnung, es würde endlich, wie durch ein Wunder, verschwinden, "Von mir aus, soll er hereinkommen und seine Lieferung loswerden."
"Man sehen Sie scheiße aus. Wie lange halten Sie das schon aus?", feixte der Lieferant als wüsste der junge Kerl, was mit ihr los war und stellte seine Tasche auf den Tisch, um eine Plastikbox herauszuholen, die er ihr vor die Nase stellte, "Schöne Grüße vom Boss."
"Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie sprechen", unter dem Blick des Lieferanten, hob Jeanne den Deckel und im selben Moment setzte der Würgereflex ein, "Uah.... ist es das, was ich denke? Noch weiß ich, wer Ihr Boss ist. Ist das widerlich."
"So wie Sie aussehen, ist es mal an der Zeit etwas..... *Nahrhafteres* zu essen. Sie wollen garantiert nicht aussehen, wie Typen aus The Walking Dead", ohne Weiteres schloss der Junge seine Tasche und machte sich wieder zum Gehen auf, "Ein kleiner Anreiz. Ihnen wird es danach besser gehen..... Blaine. Er ist der Boss, aber Sie dürften ja wissen, wer es ist."
Dieser Scherz wurde beim zweiten Mal keineswegs besser. Es änderte dennoch nichts an der Tatsache, dass vor Jeanne ein Gehirn stand. Gehirn. Rind, Schwein oder Schaf?
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VERTIGO [iZombie]
أدب الهواةRe-Upload. 'You could not live with your own failure. And where did that bring you? Back to me.' Zombie in einer Nacht. Genau das, was sich jeder Mensch wünscht. Wer hätte dies je für möglich gehalten? Niemand. All die Filme und Comics waren keinen...