Als ich aufwachte, wusste ich nicht mehr wo ich war und wessen Kopf da gerade auf meinem Schoß lag. Nach ein paar Sekunden erinnerte ich mich aber wieder.
Hatte Jungkook wirklich seinen Kopf auf meinen Schoß gelegt? Niedlich. Ich fragte mich, wie er reagieren würde, wenn er aufwacht.
Er seufzte friedlich im Schlaf. Durch die hellweißen Vorhänge drang das Licht der Morgensonne. Kein Vogel zwitscherte. Das ganze Gebäude schien zu schlafen.
„Morgen die Herrschaften!" rief eine grimmige Krankenschwester und polterte mit einem vollgepackten Frühstückswagen in das eben noch so friedliche Zimmer hinein.
Jungkook zuckte zusammen und fuhr mit seinem Kopf ruckartig hoch. Ich musste über sein komplett verwirrtes Gesicht lachen. Anscheinend wusste er auch kurz nicht mehr, wo er war.
„Du hast da etwas Sabber." sagte ich und deutete auf meinen rechten Mundwinkel. Er wischte sich über seine linke Backe. „Andere Seite, Pabo." sagte ich und verdrehte grinsend die Augen. Warum machte man das nie auf der richtigen Seite?
Das Mädchen im Krankenbett wurde gerade von ein paar Schläuchen befreit und wachte langsam auf.
Neugierig traten wir an ihr Bett heran. „Was ist passiert?" fragte sie und sah erst Jungkook, dann mich mit ihren großen Augen an. „Ich glaube, du hattest eine Alkoholvergiftung." sagte ich.
Und obwohl ich das gesagt hatte, sah sie die ganze Zeit nur Jungkook an. „Wie bin ich hierher gekommen?" Er antwortete: „Wir haben den Krankenwagen gerufen." Sie fasste sich an die Stirn und sank stöhnend in die Kissen zurück. „Wie peinlich."
Jungkook streichelte sie behutsam über den Kopf und sagte: „Das passiert jedem mal." Sie lächelte ihn an und sagte: „Danke."
Was lief da bitte gerade zwischen den beiden ab? Sie war viel zu jung für Jungkook und die beiden kannten sich nicht einmal! Am liebsten würde ich rufen: „Huhuu ich bin auch noch da, ihr Frischverliebten, sich nicht kennenden Egoisten!"
Wahrscheinlich übertrieb ich einfach nur und war selbst die Egoistin. Also beschloss ich, mich für sie zu freuen und verließ mit einem entschuldigendem Lächeln das Zimmer.
Rückblende vierte Klasse, Fasching:
Alle Mädchen tragen Prinzessinenkleider und die Jungs sind als Ritter, Prinzen und Ninjas verkleidet.
Ich bin die einzige, die einen Anzug mit Fliege und offenem Seitenscheitel trägt.
Am Morgen war ich noch voller Stolz vor dem Spiegel gestanden und hatte gedacht, ich sei der perfekte Doctor Who, weil ich eine ähnliche Frisur wie er hatte und fast jede Folge kannte.
Zum Frühstück hatte ich sogar Fischstäbchen in Vanillesoße gegessen.Doch jetzt wurde ich nur ausgelacht, weil keiner den Doctor kannte oder es niemals zugeben würde.
„Ich finde, du bist eine coole Doctorin." sagte irgendwer im Vorbeigehen. Es war Jungkook. Er drehte sich nicht mehr um, doch die Worte hatten meinen Tag ein klein wenig gerettet.
Jemand kannte den Doctor und fand ihn cool. Und fand mich cool...
Die Tür öffnete sich. „Baria? Warum bist du gegangen?" Ich schrak auf. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken."entschuldigte sich Jungkook und setzte sich neben mich. „Kannst du kein Blut sehen?" „Ja" Danke für die Ausrede, ich bin dir was schuldig. „Ich hab ne totale Phobie. Dieses ganze Rot. Und dann noch direkt aus dem Körper...."log ich. Aber ich hasste es, zu lügen. Schon immer. „Außerdem wollte ich euch zweien ein bisschen Privatsphäre gönnen.", gab ich kleinlaut zu. Verdutzt sah er mich an und brach dann ich schallendes Gelächter aus. Als er sich nicht einkriegte, sah uns eine vorbeilaufende Ärztin an, doch ich winkte ab und gab ihr zu verstehen, dass mit ihm alles okay war. „Jungkook, die Leute gucken schon!" fauchte ich ihn leise an und versuchte, ihn wieder aufrechtzuziehen, da er einer gackernde Ente mit epileptischem Anfall viel zu nahe kam, als mir lieb war. Er beruhigte sich langsam wieder. Nach ein paar Minuten erklärte er: „Das ist meine Cousine Lisa." „Oh, das ist jetzt peinlich." kicherte ich und wurde rot. „Das muss schockierend für dich sein, als älterer Cousin." sagte ich mitfühlend, doch er lachte nur bitter. Das kannte ich garnicht von ihm. Verbitterung. „Ich bin sehr froh, sie zu sehen. Manchmal sehe ich meine Familie ein ganzes Jahr nicht. Außerdem ist sie unsere kleine Ausreißerin. Ein schwarzes Schaf, wie mein Onkel sie nennt." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also schwieg ich einfach.
—
Drei Stunden später zuhause fielen mir natürlich hundert Dinge ein, die ich hätte sagen können. Ich könnte mir den Kopf abreißen! Er hätte echt Unterstützung gebrauchen können.Okay, ich habe seine Cousine bis vor die Haustüre gebracht, weil er wieder zum Training musste. Aber jeder hätte das getan. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.
Seufzend krümelte ich mich auf meinem Sessel zusammen und nippte an meinem Tee.
Der Ausblick durch das Fenster, das die ganze Wand beanspruchte, war wie immer wunderschön. Man sah über die abermillionen Hochhäuser hinüber und der breite Fluss, der sich durch die Stadt schlängelte, reflektierte das glitzernde Sonnenlicht.Liebes Tagebuch,
Was soll ich tun? Also heute. Ich habe echt keine Ahnung, was ich heute unternehmen soll. Es ist zwar Samstag, aber trotzdem habe ich keinen Auftrag. Das passiert als Visagistin wirklich selten, sogar wenn man kein bisschen berühmt ist, wie ich. Klar, ich könnte YouTube Videos drehen, aber ich habe echt kein Händchen für Kameras.😬 Sogar Selfies sind eine Herausforderung für mich. Ich finde einfach nie den richtigen Winkel. Whatever. Ich frage mich, wie es Lisa wohl gerade geht. Ihr Vater ist zwar nett rübergekommen, hat mich aber viel zu schnell abgewürgt. Ich mache mir Sorgen, dass er Ihr irgendetwas antut. Ja, das ist übertrieben, aber ich habe da so ein Gefühl... Außerdem kann es gut möglich sein, dass das Ganze Jungkook mehr plagt, als sonst jemanden aus seiner Familie. Sein schmerzvoller Blick, als er von ihr erzählt hat, hat alles gesagt. Er steht jseiner verwahrlosten Cousine sehr nahe. Was macht er wohl gerade?
Ach, da wären wir wieder beim Thema: Was tun?Ich klappte mein Tagebuch zu und schmiss es auf das Couchtischchen. „Du bist mir gerade echt keine große Hilfe." beinahe schuldbewusst lag das Buch dort vor sich hin. „Tut mir leid, so habe ich das nicht gemeint." entschuldigte ich mich und fuhr fort: „Ich bin gerade sehr unausgeglichen, weil etwas sonderbares passiert ist-"Ich hielt inne. War die Begegnung mit Jungkook wirklich so außergewöhnlich gewesen? „Wir haben uns seit Jahren nicht mehr gesehen und auch damals in der Schule hatten wir nie wirklich Kontakt. Und gestern...war alles anders. Wir haben uns komplett anders gegenüber verhalten als sonst. Entspannter. Und..." Ich biss mir auf die Lippe „Er hat im Schlaf seinen Kopf in meinen Schoß gelegt." Ich senkte den Kopf, als würde mein Tagebuch wie durch ein Wunder anfangen, zu quietschen. Doch natürlich geschah nichts. „Oh Gott, ich brauch echt neue Freunde." Sagte ich zu mir selbst und trank frustriert meinen Tee leer.
Nach einer Weile entschied ich mich für einen entspannten Tag mit Badewanne, Gesichtsmaske und Nägel machen. Ins Bett ging ich trotzdem spät, da ich wie gewohnt noch ein paar Folgen Doctor Who schaute.
Kurz, bevor ich schlafen ging, vibrierte mein Handy und eine kurze Nachricht erschien auf dem Bildschirm.
Unbekannte Nummer
-Danke, dass du Lisa in Sicherheit gebracht hast.
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If we gonna do it right
Подростковая литератураBaria ist eine alte Schulkameradin von Steph. Als sie sich näher kennenlernen, verlieben sie sich, müssen das aber aus mehreren Gründen streng geheim halten.