Kapitel 2

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Reinen Herzens

25.07.1611

,,Bleib stehen!" Ich rannte mit meinen kleinen Füßen so schnell ich konnte über die Grünen Wiesen. ,,Ich hab dich gleich.", hallte die Stimme dicht hinter mir. Schnell trugen mich meine Beine durch die Schafherde, die sich lauthals darüber beschwerte. Bevor ich auch nur rechtzeitig schauen konnte, landete ich zwischen den Gänseblümchen.

Ein schwerer Körper flog über mich hinweg und landete etwas weiter weg neben mir. Lautes Gelächter erfüllte meine Ohren. Ich stimmte mit ein und blickte zu dem braunäugigen Jungen neben mir. Seine Grübchen an den Wangen stachen deutlich hervor was ihn jünger aussehen ließ als er war.

,,Kinder!" Sofort verstummten unsere Stimmen und wir saßen kerzengerade zwischen den Schafen. Schwester Maria kam mit zügigen Schritten auf uns zu. Schnell erhoben wir uns und blickten beide schuldbewusst zu Boden. Sie legte sanft ihre Hände auf meine Arme und sah mir tief in die Augen. ,,Victoria seid Ihr verletzt?" Sie atmete erleichtert auf als ich den Kopf schüttelte.

,,George! Du solltest doch die Kartoffeln für das Essen schälen und nicht die königliche Hoheit und die Schafe aufwühlen! Ab mit dir, na los.", ich schielte zu George, der sich langsam auf dem Weg zurück machte. ,,Fürst Henri erwartet Euch bereits.", mein Gesicht hellte sich auf. Henri war seit ich denken konnte für mich da, er war wie der Vater den ich nie hatte.

Ich rannte den kleinen Hügel hinauf und hätte dabei sogar fast ein Schaf überrannt, aber es rannte rechtzeitig aus dem Weg. Von weitem erkannte ich eine große Person die in einen dunklen Umhang gehüllt war. Je näher ich dem Mann kam, desto mehr erkannte ich seine Gesichtszüge. Ein breites Lächeln bildete sich auf den dünnen Lippen der Person vor mir. Ich rannte in die Arme von Henri, der sie weit ausgebreitet hatte.

,,Henri!" Quiekte ich in seine Schulter. Er drückte mich kurz fest an sich und stellte sich wieder kerzengerade auf. ,,Es ist schön dich zu sehen Victoria.", er lächelte zu mir herunter und umklammerte seinen Gehstock. ,,Lass uns einen Spaziergang machen.", er streckte seine Hand nach mir aus die ich sofort ergriff.

Wir steuerten auf die steinerne Brücke zu, die schon seit Jahrzehnten hier stand. Henri sah auf das Wasser und ließ meine Hand los. ,,Du musst immer reinen Herzens sein Vici.", ich wunderte mich warum er das zu mir sagte. ,,Deine Mutter hat mich gebeten auf dich acht zu geben, und das tue ich auch. Du wirst hier bald nicht mehr sicher sein.", er drehte sich nun zu mir und ging in die Hocke. ,,Du musst auf dich aufpassen solange ich nicht bei dir bin. Bald wirst du an einem sicheren Ort leben, aber bis es soweit ist musst du immer unter vertrauten bleiben."

Ich nickte schnell mit dem Kopf und sah auf seine Hände hinab die meine ergriffen. ,,Aber Henri? Wieso will mir jemand was antun, ich habe doch niemanden etwas getan.", er atmete aus und rückte näher an mich heran. ,,Du hast blaues Blut in dir, das reicht den meisten. Zudem bist du noch ein Kind und eine Königin. Sie wollen dich eliminieren bevor du älter wirst und die Chance hast dich zu wehren.", er stand auf und ergriff wieder seinen Stab, wie ich es so schön nannte.

,,Lass uns zurückkehren.", er griff wieder nach meiner Hand und lief los. Langsam lief ich neben Henri her und dachte über seine Worte nach.
Schwester Maria wartete geduldig auf uns und zog mich an der Schulter an sie heran. Henri blickte zu mir herunter und ergriff die Zügel seines Pferdes.

,,Wir werden uns bald wieder sehen, Königin Victoria.", mit Schwung saß er im Sattel und blickte ein letztes Mal zu mir, bevor er mit seinen Wachen davonritt.

Das Herz eines Königs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt