sich zu verlieben

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Es hatte nicht lange gedauert, bis Stegi in einer von Tims Jogginghosen im Schneidersitz auf dem Sofa saß, ein Kissen auf dem Schoß und einen Kakao in der Hand, den Tim ihm in die Hand gedrückt hatte.
Stegi hatte immer eine sehr brüderliche Art mit Menschen umzugehen. Er zögerte nicht bei Körperkontakt und das verdeutlichte er Tim quasi wann immer er die Gelegenheit hatte.
Tim fühlte sich ein wenig überrannt (und gleichzeitig so, als hätte Stegi im richtigen Moment gebremst und stände keinen Atemzug vor ihm.)
„Hast du super gemacht.", meinte Stegi, als er sah, wie Tim bewegungslos im Raum saß, und hob seine Tasse um klarzumachen, dass er seine heiße Schokolade meinte.
Tim lachte und meinte:
„Da ist viel zu viel Zucker drin!"
Er hatte bei sich nicht einmal die Hälfte von Stegis Menge in seine Tasse gelöffelt.
Zur Demonstration, dass dem nicht so war, leckte Stegi sich seinen Schokoschnurrbart ab und grinste.
Tim musterte ein wenig zu lange den übrig gelassenen Kakao in Stegis Mundwinkel. Schnell fragt er „Wollen wir was spielen?" und deutet auf seinen Fernseher, der ein wenig staubig war und von Tim selten benutzt wurde. Er verbrachte einen großen Teil seiner Freizeit nunmal im Teamspeak, da brauchte er das Teil eigentlich garnicht.
Stegi lächelte und an seinen schokoladigen Mundwinkeln bildeten sich winzige Grübchen.
„Aber zuerst-"
Stegi sprang auf, das rote IKEA-Kissen fiel auf den Boden und sofort duckte Stegi sich um es aufzuheben, sodass sein rosaner Hoodie ein wenig hochrutschte. Bei jeden anderen Typen würde das schwul aussehen. Stegi machte es nur noch heterosexueller.
Dann flitzte er in die Küche um, nach einem kurzen Geräusch von laufendem Wasser, mit sauberen Grübchen zurück ins Wohnzimmer zu gehen und sich mit dem Oberkörper aufs Sofa zu schmeißen. Das rote Kissen nahm er direkt wieder in Angriff und schnappte sich den Controller, den Tim ihm schon vorsorglich auf seinen Platz gelegt hatte . Als sie einige Minuten später Schimpfwörter durch den Raum pfefferten, hatte Tim das Gefühl sich entspannen zu können. Manchmal beobachtete er fasziniert, wie Stegis Finger die Knöpfe und Curser in tödliche Waffen gegen seine Gegner verwandelten.
Und ja, zu denen gehörte nunmal auch Tim.
„Ha! Ich hab dich!", rief Stegi enthusiastisch und lachte herzlich los.
„Lieb?", fragte Tim erstaunlich gelassen.
„Ach halt den Rand Tim.", kicherte Stegi und Tim wurde ganz warm ums Herz.
Fuck fuck fuck.
Er sollte definitiv aufhören Stegi noch als eroberbares Objekt anzusehen und mit ihm zu flirten. Er konnte seine Gefühle vielleicht nicht beeinflussen, aber über seine Handlungen sollte Tim die hundertprozentige Kontrolle haben.
Automatisch strich er Stexpert-Witze aus seinem Humor und fing langsam an sich auf der Couch einen Sicherheitsabsand zu Stegi zurecht zu rücken.
War doch alles nicht so schwer.
Er hatte sich im Griff.
Aber nicht Stegi.
Stegi, der immer wieder nachrückte, der, im Gegensatz zu Tim, nicht darauf achtete, dass ihre Knie sich nicht berührten. Der nicht zögerte Tim an die Schulter zu boxen und ihm sogar regelmäßig den Controller klaute weil Tim „zu schlecht" spielen würde.
Das alles fühlte sich einfach nach zu viel an, Tim wurde regelmäßig von Stegi mit Adrenalinkicks versorgt.
Tims rationaler Teil erklärte ihm, dass das alles nur Versehen seien, die nun mal passieren, wenn man zusammen einen Shooter spielte und dabei voller Elan ein paar Schimpfwörter durch den Raum fliegen ließ, aber trotzdem. Tim war ein Mensch und auch er hatte Gefühle die seine Rationalität nicht bändigen konnte. Auch er hatte dieses kleine Hoffnungsflämmchen in der Brust, welches vermutlich jeder verliebte Mensch besaẞ.
Und Stegi lieẞ mit jeder Berührung, mit jedem liebevollen Blick und mit jeder seiner süẞen Bemerkungen einen kleinen Tropfen Benzin in das kleine Flämmchen tröpfeln. Und das tat weh, denn je gröẞer das Feuer wurde, je schmerzhafter würde es später werden wenn jenem der Sauerstoff verwehrt wurde.

Es ist einfachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt