trust me

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Meine Finger fahren die raue Steinwand entlang. Ich suche nach Halt während ich Schritt für Schritt tiefer in die Dunkelheit eindringe. Das Einzige, das ich erkennen kann, ist der Schatten von Dylan, der vor mir die Treppe runtergeht. Es ist so dunkel, dass ich nicht einmal bemerke, dass wir ganz unten angekommen sind. Erst als ich nur noch meine eigenen vorsichtigen Schritte höre, realisiere ich, dass wir bereits da sind.

Ich weiß noch nicht, was hier ist, wer hier sein könnte und vor allem nicht, mit wem ich eigentlich zu tun habe. Der Gedanke daran, beschert mir ein unbehagliches Gefühl.

Plötzlich hallt ein Klicken durch den Raum und kurz darauf flackert das Licht einer Glühbirne, die in der Mitte des Raumes von der Decke hängt und aussieht als würde sie jeden Moment zerspringen. Das Zimmer wird, aufgrund der schwachen Lampe, nur teilweise in das gelb weiße Licht getunkt.

Direkt in der Mitte des grauen Raumes, befindet sich ein alter großer Holztisch, der kaum erkennbar ist unter den ganzen zerstreuten Büroartikeln. Beschriebene Blätter, abgebrochene Bleistifte und Mappen, aus denen die unterschiedlichsten Dinge herausschauen,strecken sich über die komplette Tischplatte. Die Unordnung lässt vermuten, dass er zum einen kein wirklich ordentlicher Mensch ist oder, dass ihn etwas extrem gestresst hat. Doch ich müsste mir die Blätter genauer anschauen, um herauszufinden woran er arbeitet. Aber da er mir nicht einmal kleine Details über sich erzählen will, schätze ich, dass ich keine Chance dazu haben werde. Ich lasse meinen Blick weiter im Raum umherschweifen. Einige Metallregale und abgenutzte Kommoden stehen an den Wänden. Einige Schubladen sind weit aufgerissen und gewähren die Aussicht auf noch mehr Unordnung.

Doch der eigentliche Blickfang des kalten Kellerraumes, ist die riesige Pinnwand, die sich fast über die ganze hintere Wand streckt. Als erstes fällt mir darauf eine große Weltkarte auf, auf der die vier Zentren rot markiert sind. Außerdem sind einige rote Linien eingezeichnet, die mich nachdenken lassen. Könnte es sein, dass er Pyrenia verlassen will und deswegen nach Wegen sucht um eine Strecke zu planen?

Mit fragendem Blick schaue ich zu Dylan, jedoch hat er seine Konzentration auf den Tisch gelenkt. Nach einigen Sekunden, steuert er auf ihn zu und beugt sich darüber. Er wühlt durch den unordentlichen Haufen von bedrucktem Papier, streicht einige zur Seite, bis er anscheinend das Richtige gefunden hat. Er greift es,faltet es in der Mitte und dreht sich dann zu mir.

Meine Augen fallen auf das alt aussehende Blatt, welches er mir entgegenstreckt. Neugierig übernehme ich es.

"Öffne es später", meint er noch bevor ich ihm meine Aufmerksamkeit zugewandt habe.

"Was ist das?", frage ich interessiert.

"Kennst du den Stamm der Vocoturiner?", erwidert er. Ich verneine, indem ich leicht meinen Kopf schüttle.

"Als ich jünger war, so ungefähr vierzehn, habe ich sie bewundert.Gleich nachdem ich aus der Schule kam, schlich ich mich in ihr Dorf, anstatt nach Hause zu gehen. Ich versteckte mich hinter ihren Zelten, in Gebüschen manchmal auch auf Bäumen, nur damit ich ihnen zuhören konnte. Ich habe sie bei Besprechungen oder Versammlungen belauscht. Sie haben mir so viel beigebracht, ohne davon zu wissen. Schon damals, fand ich ihre Theorien und Mythen bewundernswert und auch heute noch glaube ich daran", erklärt er.

Das Funkeln in seinen Augen während er über Dinge redet, die ihn begeistern, fasziniert mich. Endlich vertraut er mir etwas aus seiner Kindheit an. Die Neugier wächst und macht es mir schwer den Zettel nicht zu öffnen und einen Blick darauf zu werfen.

"Und was besagen die ganzen Theorien und Mythen? Was haben sie dir beigebracht?", hake ich nach.

"Sie erklären Gefühle, die Schatten und generell einfach unsere gesamte Welt. Es gibt fast nichts, zu dem sie keine Erklärung haben. Das Papier", er stoppt und deutet kurz auf das hauchdünne Material in meinen Händen, "darauf steht ihre Definition der Trauer. Glaub mir, sobald du es liest wirst du beeindruckt sein", meint er mit einem Lächeln auf den Lippen.

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