7: Fragen und Antworten

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Nachdem Kira von Joven durch die gesamte Schule geführt wurde und sie versucht hatte sich alles so gut wie möglich einzuprägen, um wenn nötig schnell Flüchten zu können, folgte sie den achtzehn Jahre alten Mann zum privaten Garten von Wang.
Schließlich blieb Joven vor einer verschlossenen Tür stehen und wandte sich an Kira.

"Durch diese Tür kommst du in den Garten des Meisters, er wird dich am Karpfen Teich empfangen.
Sei freundlich zu ihm, er ist manchmal sehr aufbrausend vor allem wenn er zuviel getrunken hat.
Ich werde dich jetzt verlassen.
Du findest sicherlich alleine wieder zurück.", sprach Joven und verabschiedete sich doch tatsächlich mit einer Verbeugung bei Kira, die sich zusammen reißen mußte um nicht los zu Lachen.

Eine Verbeugung im ernst? Wo bin ich hier nur gelandet? Sowas galt bei den Kull als Schwäche wenn man den Gegner aus den Augen lässt. Ich hätte ihn ohne zu zögern eine reinhauen sollen, dann hätte er sich nie wieder vor jemanden verbeugt.
Dachte Kira und schaute diesen Joven Kopfschüttelnd hinterher.
Als Kira durch die Tür trat befand sie sich wieder im Freien, das Mädchen stand auf einen Weg aus schwarzen und weißen Kieselsteinen der so breit war das zwei Leute nebeneinander laufen konnten.
Rechts und links neben dem Weg den
Kira entlang lief wuchsen meterhohe
Bambusbäume dicht beieinander.

Es dauerte nicht lange bis Kira eine runde großzügige Lichtung erreichte, die von den Bäumen umgeben war. Das Gras auf der Lichtung wuchs wild und reichte Kira fast bis zu den Knien.
Links am Waldrand stand eine moosbewachsene Statue die einst Mal wunderschön gewesen sein mußte, sie stellte das Abbild von Orphien, der Göttin des Friedens und des Ausgleiches dar.
Kiras Blick verharte für einen kurzen Moment. Orphien die Schwester von Heron sie war wie er einer von den sieben Hauptgötter die in der gesamten Alten Welt verehrt wurden und das genaue Gegenteil für das wofür die Kull standen.

"Bist du zufrieden mein ganzes Volk ist Tod. Eine Kriegerrasse weniger die dich von deinen geliebten Frieden abhält. Ich hoffe die Kull treffen dich im Reich der Götter und vernichten dich", ließ Kira ihren ganzen Zorn heraus der sich in den letzten Tagen angesammelt hatte und wischte sich eine einzelne Träne von der Wange.

"Siehst du das Orphien du verdammte Göttin wegen dir muss ich weinen.
Du bist eine verlogene Göttin und ich Hasse dich.", Schrie Kira so laut sie nur konnte, schnappte sich eine Handvoll Kieselsteine und warf sie alle aufeinmal gegen die Statue.

"Warum schreist du hier so Rum, kann man noch nicht einmal in Ruhe schlafen.",  Vernahm Kira die Stimme von Wang Jierren und als sie sich herumdrehte, saß der alte Mann im Gras.

"Entschuldigt ich wollte euch nicht Wecken"
Verdammt Kira weshalb entschuldigst du dich, er wollte dich doch sprechen.
Dachte Kira und Verstand sich selbst nicht.

"Ist schon gut, ich wollte mich sowieso mit dir unterhalten. Komm Mal mit wir setzen uns auf die Bank am Karpfenteich.", Sprach Wang zu Kira und setzte sich Kopfkratzend in Bewegung.
Der Teich an dem Kira zusammen mit Wang Platz genommen hatte, war nicht besonders groß und auch nicht sehr liebevoll gestaltet, ein rundes Becken um das Steine herum gelegt wurden die schon ziemlich dreckig waren. Das Wasser war auch nicht mehr das klarste und anstatt das Fische darin schwammen konnte Kira nur eine Kröte und ein paar Insektenlarven im trüben Wasser erkennen.

"Warum wolltet ihr mich sprechen, Wang?", ergriff Kira als erste das Wort.

"Nun ja, es sind  zwei Gründe, oder doch mehr? Nein ich glaube es waren zwei.
Der erste ist das ich ein paar Fragen an dich habe, die du mir ehrlich beantworten solltest, dann werde ich auch zu dir ehrlich sein und dir auf jede Frage die du hast eine Antwort geben.
Und der zweite Grund den erfährst du wenn mir gefällt was ich von dir zu hören bekomme. Also wollen wir Anfangen. Du darfst die erste Frage stellen.", Kira überlegte kurz ob sie darauf eingehen sollte, sollte sie wirklich ehrlich zu dem ihr fast Fremden Wang sein?
Sollte sie ihm tatsächlich alles erzählen? Nein nicht alles nur einen Teil, dieser Wang mußte ja nicht wissen das sie die letzte Kull ist.

"Na schön ich werde eure Fragen so gut ich kann beantworten", antwortete Kira und erhielt von Wang ein zustimmendes Nicken.

"Gut,dann fang ich Mal an. Meine erste Frage, ich will wissen wo genau ich hier bin."

"Nun Kira du befindest dich ziemlich weit im Osten von der alten Welt, fast schon an der Küste.
Ganz in der Nähe befindet sich, das Dorf Darrjng. Es ist nicht besonders groß, nur knapp zweihundert Menschen leben dort, von denen die meisten Fischer sind. Von hier aus sind es zwei Tage bis zu dem Ort wo wir dich gefunden haben.", bekam Kira von den alten Mann als antwort.

Ich habe zwei ganze Tage durchgeschlafen. Meine Verletzungen müssen schlimmer gewesen sein als ich gedacht hatte.
Kam es Kira in den Sinn und hatte damit sogleich die Antwort auf ihre zweite Frage.

"Wie lange wollt ihr mich hier behalten?"

"Das liegt an dir, du kannst jetzt gehen oder wenn deine Verletzungen vollständig verheilt sind. Oder du bleibst noch etwas länger.", erklärte Wang in aller Ruhe.

"Gut, das ist sehr gut ich habe keine Zeit zu verschwenden.", Murmelte Kira leise vor sich hin.

"Wieso"

"Wieso was?"

"Ich möchte wissen weshalb du keine Zeit zu verschwenden hast.
Was ist so Wichtig, das es nicht warten kann?
Ich kenne die Kull und ihre Gebräuche sehr gut Kira. Deshalb Rate ich dir, mich nicht an zu lügen.
Du bist nicht auf deiner ein Jährigen Lehr-Reise dafür bist du noch zu Jung.
Verbannt wurdest du auch nicht, sonst hätte man dir dein Zeichen entfernt.
Es gibt nur einen Grund, weshalb eine so junge Kull alleine durch die Welt reist.
Jemand aus deiner Familie wurde ermordet und du hast den Heiligen Bluteid geschworen dich an den Mörder zu rächen. Ist es nicht so?", Fragte Wang Jierren mit fester Stimme, wobei er Kira durchdringend
in die Augen starrte.

Völlig überrascht von Wangs wissen über die Kull und darüber, das der alte Mann mit seiner Vermutung fast ins Schwarze getroffen hatte.
Gab Kira nur ein einfaches Nicken zur Antwort.

"Wusste ich es doch. Das erklärt auch den vielen Hass in deiner Seele.
Nächste Frage, der Mörder ist in die Neue Welt geflohen als du ihn verfolgt hast.
Und du als kleines Mädchen, das noch nie sein Dorf verlasen hat, hat keinen Schimmer wie es dort hin kommen soll?"
Wieder Nickte Kira nur als Antwort.

"Lass mich raten, der Mörder ist ein Mann. Er ist älter und stärker als du,
aber das ist dir egal.
Weil für euch Kull nur wichtig ist den Mörder zu töten ganz egal ob ihr selber dabei Sterbt."

"Ja! Es ist meine Pflicht meinen Bruder zu rächen. Ganz egal wie lange es dauert.", antwortete Kira selbstbewusst.

"Gut damit weiß ich alles was ich wissen muss. Ich spüre zwar, das du mir noch etwas verheimlichts, aber ich denke ich kann dich richtig einschätzen.
Kommen wir nun zum zweiten Grund.
Ich möchte, das du für eine Weile hier bleibst. Ich will dich Unterrichten und dir Fähigkeiten beibringen wie sie zuvor noch nie ein Kull besessen hat.
Kira werde meine Schülerin!"

Kira - Letzte der KullWo Geschichten leben. Entdecke jetzt