Prolog

24 1 0
                                    

T A M A R A

Schmachtend blickte ich meinen Gegenüber an. Analysierte jeden seiner Gesichtszüge, die ich mir in den Jahren, die ich ihn schon kannte genaustens eingeprägt hatte. Die süßen Grübchen, welche immer zum Vorschein kamen wenn er lachte und die kleine Narbe, die seine Augenbraue am Ende durchtrennte. Seine leicht braun gelockten Haare, die mit ein wenig Haargel noch unordentlicher gemacht wurden, als sie sowieso schon waren. Aber am meisten mochte ich seine Augen. Sie waren wie flüssiges Silber und jedes mal, wenn er mich anblickte, hatte ich das Gefühl, dass ich in ihnen ertrinken würde. 

Erschrocken quietschte ich auf, als ich aus meiner Schwärmerei gerissen wurde, weil mir unsanft ein Ellenbogen in die Seite gestoßen wurde.

„Du hast da etwas Sabber am Mund!", flüsterte mir meine Sitznachbarin ins Ohr und ich ließ erschrocken meine Hand erst zu meinem rechten und danach zu meinem linken Mundwinkel fahren, um dann festzustellen, dass sie mich nur reingelegt hatte. Bevor ich ihr auch nur einen bösen Blick zuwerfen konnte, brach sie bereits in lautes Gelächter aus und zog durch ihr, nicht gerade sanftes, sondern eher wieherndes Lachen die Aufmerksamkeit unseres gesamten Tisches auf sich.

Darf ich vorstellen? Meine beste Freundin Melanie. Cheerleaderin, großgewachsen, Rundungen, welche genau an den richtigen Stellen waren und leider auch die feste Freundin meines großen Bruders Nathan, welcher nebenbei erwähnt der Quarterback der Schulmannschaft war. Dadurch, dass die beiden fast 24/7 am rummachen waren, blieben mir leider viele peinliche Situationen nicht erspart, wie zum Beispiel als ich gestern mir ohne Hintergedanken ein Sandwich machen wollte und sie auch gerade in der Küche saßen und aßen. Zu meinem Pech leider kein Sandwich. So wie sie sich geküsst haben, hatte es eher den Anschein, als ob mein Bruder und meine beste Freundin die Absicht hatten sich als nächstes gegenseitig aufzufressen. Aber wenn ich sie nicht gerade in solchen Situationen antraf, waren sie das absolute Traumpaar, denn nicht nur optisch passten die Beiden einfach perfekt zusammen auch charakterlich ergänzten sie sich einfach beneidenswert. Während Melanie sehr hibbelig war und stets die Aufmerksamkeit von allen auf sich zog, war mein Bruder auch mal stiller und gut darin, meine Freundin in manchen Situationen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.

„Hallo? Erde an Tam? Ist da jemand Anwesend oder ist meine beste Freundin verschwunden?", holte mich Mel erneut aus meinen Tagträumereien.

„Sorry", entschuldigte ich mich lächelnd bei ihr und wand mich wieder meinem Essen zu, welches vor mir lag. Genüsslich biss ich in meinen Cheesburger und merkte, wie mir die Soße des Burgers an meinen Fingern langsam runter lief. Ich legte ihn also ab und versuchte sowohl die Reste des Burgers an meinen Fingern, als auch auf meinem Gesicht zu entfernen, als ich schon eine Stimme hörte, die sich durch meine Ohren, an meinem Trommelfell vorbei in meinen Kopf bohrte wie das unangenehme Geräusch, wenn der Lehrer beim Schreiben an der Tafel zu fest aufdrückt und so mit der Kreide ein unangenehmes Quietschen erzeugt.

Habt ihr das Geräusch präsent? Dann merkt auch das unangenehme Gefühl, denn genauso fühle ich mich jedes Mal, wenn ich in der Nähe bin, wenn die Kapitänin der Cheerleader Mandy den Mund öffnet um etwas unheimlich intelligentes zu sagen.

„Baby! Ich habe dich heute morgen vermisst, warum warst du denn so schnell schon weg?", quietschte sie nun dem Hauptthema meiner Tagträume ins Ohr, als sie sich auch schon auf seinem Schoß niederließ. Sie wackelte mit ihrem Hintern auf seinem Schoß herum und küsste mit ihren vom Lippenstift rot gefärbten seinen Hals ab.

Da mir alleine vom zusehen schon schlecht wurde, blickte ich wieder zu Mel und musste grinsen, als wir beide gleichzeitig die Augen verdrehten.

„Hast du etwa wieder so ungesundes Zeug gegessen, Tamara? Wenn das so weiter geht, wirst du nie eine Chance haben zu mir ins Team zu kommen!", hörte ich die Kreide auf Tafel Stimme erneut. Da es leider unmissverständlich war, dass sie mich angesprochen hatte, da mein Name in ihrem Wortbeitrag vorkam, drehte ich meinen Oberkörper wieder zurück in ihre Richtung, holte vorher aber noch einmal kurz Luft, um nicht vollkommen auszurasten, als ich ihr antwortete.

Not my type (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt