23|| Jeon Jungkook

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Für eine gefühlte Minute herrschte Stille im Raum. Jungkook war sich nicht sicher, ob er antworten sollte -und wenn ja, was- oder ob er darauf warten sollte, dass Jin in Lschen ausbrach und ihm sagte, dass alles ein Witz war.

Doch der Ältere verzog keinen Muskel und wirkte nicht so, als wäre ihm nach Scherzen zu mute.

"Eh...", fing Jungkook an, wurde jedoch sofort unterbrochen.

"Setz dich. Das könnte eine längere Geschichte werden und du solltest so ruhig wie möglich bleiben." Jin deutete auf das lilane Sofa, das vor der Wand am Fenster stand und gesellte sich zu Jungkook, als dieser sich gesetzt hatte und seine Hände ordentlich auf seinem Schoß platziert hatte. Abwartend sah er Jin an, wusste nicht, wie sein Ausdruck gerade aussah und was der Ältere von ihm denken mochte.

"Also... wie du weißt sind wir alle Cousins. Auch Taehyung und Yoongi. Als Tae geboren wurde, war Yoongi bereits vier Jahre alt und unter uns fünf ist er somit der Älteste. Kurz nach Taehyungs Geburt wurde etwas festgestellt. Etwas... sehr schreckliches, dass niemals dem Volk verkündet wurde und schon sein ganzes Leben lang geheim gehalten wurde."

Kurz hielt Jin inne.

"Taehyung wurde mit einem angeborenem Herzfehler zur Welt gebracht."

Als Jungkook das hörte, musste er nicht in den Spiegel sehen, um zu wissen, das ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war und er nun aussehen musste wie ein Geist.

"Seine Kindheit war nicht leicht. Die Hälfte davon hat er quasi im Krankenhaus verbracht. Er musste dutzende Untersuchungen und Operationen über sich ergehen lassen und jeden Tag mit dem Gedanken aufwachen, das er vielleicht schon bald sterben würde. Es war nicht leicht. Weder für ihn, noch für seine Eltern, noch für uns alle.
Dann kam Yoongi ins Spiel, der zu diesem Zeitpunkt mehr als nur sein Cousin war, er war Taehyungs bester Freund. Sie verbrachten jeden Tag zusammen, Yoongi wich nie von seiner Seite, egal wie schlimm es um Tae stand und unterstütze ihn mehr als alles andere. Er war ein wahrer Engel. Doch der König und Königin mussten an ihr Königreich und dessen Zukunft denken. Es war schlimm darüber nachzudenken, dass ihr Sohn möglicherweise nicht mehr in der Lage sein wird, um in die Fußstapfen seines Vaters treten zu können, weshalb sie nach langen Überlegungen Min Yoongi in Thronfolge aufnahmen. Er sollte Taehyungs Platz einnehmen und der zukünfitge König von Sapphire werden. Taes Eltern hatten einfach zu große Angst, dass Taehyungs Herz den Druck, unter dem ein König steht, nicht aushalten würde... wenn er bis dahin überleben würde."

Jungkook blieb und hörte weiter zu, richtete den Blick jedoch starr auf den Boden. Er schaffte es nicht, Jin weiter in die Augen zu schauen, die unbändigen Schmerz ausstrahlten, während er an diese Geschichte zurückdachte.

"Somit wurde Yoongi darauf trainiert König zu werden. Alles lief problemlos... bis Taehyung 15 wurde. Natürlich stand er noch immer unter Behandlung im Krankenhaus, doch der Junge erkannte schon damals, was es heißt, ein wahrer Prinz zu sein. Obwohl er krank war, hat er seine Eltern angefleht ihn in die Thronfolge aufzunehmen. Er wollte für sein Land da sein, wenn es dazu kommen würde, den nächsten König zu krönen, er wollte seine Position und die damit verbundenen Pflichten auf sich nehmen, egal ob es ihn dadruch noch schlechter ergehen wird. Der König und die Königin gaben natürlich ihr bestes, ihm die Vorstellung auszureden, doch Taehyung blieb stur und nahm selbst das Risiko in Kauf, früh zu sterben, nur um sein Land besser und stärker machen zu können. Ich bewundere den Jungen, auch wenn er noch so viel jünger ist als ich und ich finde, dass sollte jeder. Er ist bereit so viel zu opfern und das nur für sein Volk, jeder der ihn als schlechten Mensch bezeichnet, soll sich ins Knie ficken."

Jungkook weitete die Augen bei der plötzlich vulgären Ausdrucksweise des Adligen.

Er war sprachlos, fühlte sich, als wäre seine Kehle wie ausgetrocknet.

Jungkook verzog das Gesicht bei dem Gedanken, wie er damals, ehe er Taehyung kennenlernte, über ihn gedacht und geredet hatte. Er hatte ihn an Schnösel bezeichnet, ihn für arrogant und abgehoben gehalten, doch nun einen so wichtigen und unvorstellbaren Part aus seinem Leben zu hören, ließ ihn erkennen, dass Jungkook selbst viel arroganter war, indem er über den Prinzen geurteilt hatte, ohne seine Geschichte und ihn selbst zu kennen.

"I-ich... weiß nicht, was ich sagen soll... wenn ich ehrlich bin", erwiderte Jungkook leise und befeuchtete seine Lippen.

"Am besten gar nichts. Besonders nicht vor Taehyung. Ich bin mir sicher, dass er nicht erfreut sein wird zu hören, dass du über seinen gesundheitlichen Stand bescheid weißt. Ich hätte es dir eigentlich gar nicht erzählen dürfen, dem bin ich mir bewusst, doch Jungkook... ich denke du könntest eine besondere Rolle in Taehyungs Leben spielen. Ich kenne dich zwar noch nicht lange, aber ich kenne Taehyung. So wie er dich ansieht, sieht er normalerweise nur Erdbeerkuchen an", merkte Jin an und klang, als wäre es das normalste aud der Welt, Jungkook mit dem Lieblingskuchen des Prinzen zu vergleichen.

Jungkook musste leicht lachen und war erleichtert, dass Jin das Gespräch mit diesem Kommentar aufgelockert hatte.

"Tu mir einen Gefallen."

Gebannt schaute Jungkook auf und sah dem Älteren in seine dunklen Augen.

"Pass auf Taehyung auf. Es gehört zu seiner Persönlichkeit, dass er eher auf andere achtet, bevor er sich um sein eigenes Wohlergehen sorgt. Deshalb muss es eben einen Menschen geben, der auf ihn Acht gibt. Und ich habe da so ein vages Gefühl, dass du das werden könntest", flüsterte Jin und klang dabei mehr als vielversprechend, was ein ungewohntes Kribbeln in der Magengegend des Braunhaarigen verursachte.

"Jetzt lass uns lieber zurückgehen. Ich will schließlich nicht, dass mein kleines Cousinchen denkt, ich hätte ihm seine Verabredung gestohlen", sagte Jin und stand auf, zwinkerte seinem Gegenüber dabei zu.

Jungkook musste grinsen als er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann, nur, weil Jin erwähnte hatte, dass er Taehyung gleich wiedersehen würde.

Nervös trat er durch die Tür zum Ballsaal, die Jin ihm aufhielt und hinter welcher sich der Prinz befand.

Auch wenn du es nicht weißt, habe ich dich gerade ein gewaltiges Stück besser kennengelernt, Taehyung.

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