ƙą℘ıɬɛƖ 4

2K 173 44
                                    

Dunkelheit umhüllt mich

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


Dunkelheit umhüllt mich. Mit leerem Blick starre ich an die Zimmerdecke, schon lange habe ich es aufgegeben, zu schlafen. Meine Gedanken kreisen um Lean; ich male mir aus, wie er vier Stockwerke tiefer an einer Steinwand des Kerkers lehnt und wie ich keinen Schlaf findet.

Ich weiß nicht, wie ich es überhaupt zur Limousine geschafft habe. Meine Erinnerungen an heute sind verblasst, ich kann an nichts anderes als die morgige Hinrichtung denken.

Fröstelnd stehe ich schließlich auf und ziehe meinen Morgenmantel an. Ich bin schuld, denke ich zum hundertsten Mal und merke, wie meine Augen feucht werden. Verdammt, was soll ich nur tun?

Schuldgefühle überkommen mich und drohen, mir die Luft abzuschnüren. Ich raufe meine Haare und gehe aus dem Zimmer. Ich kann nicht länger hierbleiben, kann nicht länger nichts tun.

Meine nackten Füße tapsen über den Marmorboden der Flure, bis ich die Treppe nach unten finde. Kurz halte ich in meiner Bewegung inne. Was soll ich überhaupt machen? Ich weiß, dass ich etwas tun muss, um meinem schlechten Gewissen zu entgehen. Aber was?

Die modernen Lampen neben den Zimmertüren werfen lange Schatten an die Wände. Fast könnte man meinen, in ihnen die Umrisse von Gestalten zu erkennen ... Meine Augen werden groß. Die Nachtwache!, schießt es mir durch den Kopf. Rasch drücke ich mich an eine Tür rechts neben mir und halte die Luft an. Da der Türrahmen sehr weit nach vorne absteht, müsste mich der Schatten der Lampe daneben gerade so verschlucken.

Mein Herz klopft ungewohnt schnell, als ich die Schritte höre. »Hast du es schon mitbekommen?«, fragt eine der Wachen und läuft so nah an mir vorbei, dass mein Herz in die Hose rutscht. Ruhig bleiben, befehle ich mir und erlaube mir, ganz leise auszuatmen.

Falls ich entdeckt werde, wird Paps misstrauisch. Außerdem habe ich mir heute schon genug Ärger eingebrockt. Ganz zu schweigen davon, dass mir morgen eigentlich das gleiche Schicksal widerfahren müsste wie Lean. Als unsere Blicke sich getroffen haben, waren wir beide schuld. Es gab kein Opfer, keine Person, der Unrecht widerfahren war. Wir tragen beide die Schuld an unserem Blickkontakt, auch wenn Paps das natürlich gleich bestritt, um mich vor den Konsequenzen zu bewahren. Angeblich habe er gesehen, wie Lean mich angeschaut hat. Er wäre schuld, behauptet er.

Wir beide wissen, dass das nicht stimmt. Aber wenn ich den Wachen die Wahrheit gesagt hätte, wäre ich morgen auch erhängt worden. Der größte Skandal seit Langem, ausgelöst von der Prinzessin selbst. Was würde nur das Volk denken?

Außerdem hätte die Wahrheit Lean auch nicht retten können. Sein Todesurteil hatte festgestanden, bevor auch nur eine Person es aussprechen, geschweige denn rechtlich belegen konnte. Unfair, wie ich finde. Aber ich kann nichts daran ändern. Ich bin bloß die Prinzessin, die unter der Herrschaft des Königs steht.

Ich habe mir geschworen, etwas zu ändern, wenn ich Königin werde.

Schnell schiebe ich die Erinnerungen an gestern in die hinterste Ecke meines Gehirns und konzentriere mich stattdessen auf die Gegenwart. Ich muss einen Weg finden, Lean zu befreien, koste es, was es wolle. Als ich also die unterste Etage betrete, raucht mein Kopf. Ich bin jede Fluchtmöglichkeit, die es gibt, durchgegangen, doch vergebens.

Eisblaue LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt