V E R T R A U E N

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| Phoenix Sicht |

Warum kenne ich dich?, schien sein Blick zu sagen.

Eines war sicher so hatte ich mir Taylor nicht vorgestellt. Äußerlich glich er einem ruhelosen Panter, so wie er das Auto abschloss, seinen Markenrucksack, einen Jack Wolfskin schulterte und lässig, zur Gruppe schlenderte.

Die Tatsache, das ich ihn als erstes bemerkt hatte, schien ihn nervös zu machen. Er hielt auf mich zu. Ein unberechenbarer Panter. Der Anschein darüber, ertappt worden sein hinderte ihn nicht daran, sich für das Foto in meinen Händen zu interessieren.
"Kylian, hat wohl die Kamera losgelassen?"
Ich grinste. Etwas schief.
"Ja - und sie glitzert. Bunt."

Mein Kommentar ließ seine Mundwinkel belustigt zucken. Er schien meine einsilbigen Antworten, als Schüchternheit aufzufassen. Das konnte aber auch Einbildung gewesen sein, denn keine Sekunde später, war er wieder ernst.
"Lass mal sehen..."

Sein After Shave stieg mir in die Nase. Der Geruch war leicht würzig, orientalisch.

Ich musste mich überwinden, um nicht den Drang nachzugeben, auf Abstand zu gehen. Meine Angst gegenüber, was passieren könnte, was ich falsch machen könnte, schnürte mir die Kehle zu.

"Das hat Eve gemacht.", meinte er.
Ich runzelte die Stirn.
"Woher?"
"Sie hat immer die Finger im Bild.", er zeigte es mir.

Und wirklich: am unteren Rand, befand sich ein fleischfarbener Fleck. Unscharf.
Zu nah vor der Kamera, um von der Linse fokussiert werden zu können.
Für dieses Kommentar, ernteten wir beide eine schnatternde Standrede, denn Eve stand plötzlich zwischen uns, ihr Finger vor Taylors aristrokratischen Nase.
"Du bist zu spät."

Ein entrüsteter Laut, kam aus der Brust des Panthers. Sein schlagartig kalter Blick, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
"Ich hatte einen Grund."
"Papperlapapp."
Der Finger senkte sich.

Das Blickeduell des Jahrhunderts, spielte sich vor meinen Augen ab. Fast musste ich grinsen. Jeder der Meilen entfernt stand, konnte den Schmäh sehen, den die beiden zu teilen schienen.

Taylors Lachen, ließ mich unerwartet zusammenzucken und die beiden lagen sich plötzlich lachend in den Armen. Eves Lachen hell und fröhlich, Taylors tief und polternd. Der Laut schien von den hohen Tannen zurück zu hallen.
Sie fluchten.
Rissen derbe Witze. Dann klopften sie sich brüderlich, auf die Schultern.

Meine Freundin, war wie ausgewechselt. Sie wusste wie man mit dem Feuer spielte. Denn als nichts anderes, sah ich Taylor an. Als unberechenbar.
Wie Feuer.

Ich hasste das Feuer. Ich hatte genug Brandwunden davongetragen.

Verletzungen, die man vielleicht äußerlich nicht sehen konnte. Von denen nur Eve wusste. Sie war die Einzige, der ich bedingungslos vertraute.
Ihr Blick ruhte auf mir.
Vertrauen, Phoenix.
Du musst lernen zu vertrauen.

Aber das konnte ich nicht. Noch nicht. Alles was ich dachte war: Ich kann das nicht.
Doch sicherlich waren das Gedanken, die meine Freundin nicht verstehen konnten, am wenigsten dieser Taylor.

Seine Hände legten sich unerwartet um meine Schultern. Wollten mich ebenfalls umarmen.
Hi, sagen. Aber ich wollte nicht. Konnte noch nicht. Zitterte, innerlich vor Schmerz.

Ich stieß Taylors weg.
Was mir in der Hand weh tat, die gegen seine Brust wie Pudding wirkte.
Sein Blick bohrte sich erschrocken in meinen, verwirrt zurückgewiesen worden zu sein.

DU KENNST MICH NICHT.

Bleib mir vom Hals, fügte ich in Gedanken hinzu.
Drehte mich knirschend um. Zu meiner Reisegruppe, obwohl ich wusste das der grimmige Blick des Panters auf mir lag.

P H O E N I X                       Aus der AscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt