Stumm betrachtete ich die Sonne, die langsam hinter dem endlosen Meer verschwand und die Welt in eine Mischung aus Rot- und Orangetönen tauchte. Alles was man hörte, waren die Wellen, die an der Küste brachen, der Wind der um die Gräser strich, welche sich nach links verbogen, und die Möwen die laut schreiend über den Ozean flogen und nach essen ausschau hielten.
Alles an diesem schönen Moment, ließ meine Muskeln das erste Mal seit langem wieder entspannen und auch meine Gedanken konnten sich langsam beruhigen, obwohl ich immernoch über die letzten Stunden nachdachte.
Über den Moment, als ich meine Sachen griff und in meinen Pickup stieg. Wie meine Freundin heulend aus dem Haus rannte und versuchte meinen Arm zu greifen, mich dazu zu bringen bei ihr zu bleiben. Wie sich ihr Gesicht schmerzhaft verzog, als sie sprach, wobei ich ihre Worte nicht einmal wahrgenommen hatte und wie sie zusammenbrach, als ich mich ihr entriss und weg fuhr.
Über den Moment, als ich das Meer vor mir sah und mich das erste Mal seit langem wieder zuhause fühlte.Ich hatte meine Ex-Freundin, eigentlich Ex-Verlobte, mit meinem Bruder, an unserem Jahrestag, im Bett erwischt. Wie sie, dreckige Schlampe, laut stöhnend ihren Kopf in den Nacken warf und meinen Bruder ritt, so wie sie es bei mir lange nicht mehr gemacht hatte. Und wie geschockt sie ihren Kopf in meine Richtung drehte, als die Tür mit einem Knall gegen die Wand krachte und höchst wahrscheinlich ein Loch hinterlies. Der Schock war ihr ins Gesicht geschrieben und erst nach ein paar sekunden sogar die Reue, aber ich hatte dies schon übersehen, denn ich achtete viel mehr darauf, dass sie es ausgerechnet mit meinem älteren Bruder trieb, der der selber unter dem Fehltritt seiner Frau litt.
Ich hatte direkt meine Sachen gepackt und verschwand. Dort hin, wo ich jetzt war. An den Strand, 5 Stunden von meinem "Zuhause" entfernt. Mein Pickup stand oben auf einer Düne, sodass ich alles im Überblick hatte und ich saß auf der Ladefläche, hatte schon ettliche Zigaretten geraucht, in der Hoffnung mich zu beruhigen, aber erst als die Sonne unterging, wollte mein Körper frieden finden.
Einige Zeit starrte ich gerade aus, bis sich plötzlich jemand vor mich stellte und mir somit den Blick auf die Sonne versperrte. Beim ersten Mal erkannte ich erst nicht wer es war, aber als ich das zweite Mal meinen Blick auf die Person richtete, wurde mir sofort das Gesicht bekannt. Es war mein damaliger bester Freund, Paul, mit dem ich aber, durch meinen Umzug, den Kontakt velor und somit auch die wichtigste Person in meinem Leben gehen lassen musste.
Ohne das ich, in den paar Sekunden, etwas sagen konnte, umarmte er mich einfach und stellte sich zwischen meine Beine. Geschockt starrte ich über seine Schulter in den Abendhimmel, als ich seinen Duft einatmete und die Augen schloss. Ich merkte wie mir Tränen in die Augen traten, weshalb ich meine Arme um ihn schloss und ihn fest an mich drückte.
Ich konnte nicht verhindern, das ein lautes Schluchzen meine Kehle verließ, was mir sehr unangenehm war, aber als Paul anfing durch meine Haare zu streicheln, merkte ich das es nicht schlimm war, das ich genau jetzt meine Schwäche zeigte und weinte.
Nach ein paar Minuten, es fühlte sich um ehrlich zu sein länger an, löste sich Luke von mir und sah mir in die Augen, wobei er mir eine Träne von der Wange strich. "Was machst du hier, James?", hauchte er, ohne auch nur daran zu denken Abstand zwischen uns zu schaffen.
"Lilith...hat mich mit Keith betrogen." Meine Stimme brach und da ich wieder Tränen in den Augen hatte, drehte ich meinen Kopf weg und kniff meine Augen zusammen. "Mit Keith?! Dein Bruder Keith? Der, der selbst betrogen wurde? Der, de-" "Ja! Mein großer Bruder, Keith."
Eine Zeit lang blieb es still, bis Paul mein Gesicht zu sich drehte und beide Hände an meine Wange legte. Kurz sah es so aus als wolle er was sagen, schloss dann den Mund aber wieder und sah mich einfach nur an.
Es beruhigte mich auf eine komische Art und Weise, weshalb ich das erste Mal Luke richtig mustern konnte. Erst jetzt fiel mir sein Tattoo am Hals auf und auch seine Arme, die von vielen Motiven und Mustern bestückt waren. Seine Hand, die ebenfalls, ein Tattoo auf sich trug.
Von seinen Händen, sah ich wieder hoch in sein Gesicht und musterte dies, wodurch mir auch jetzt erst bewusst wurde, wie ausgeprägt sein Kiefer war und wie voll seine Lippen in der Dunkelheit waren, -die Sonne war nun untergegangen-. Seine Augen leuchteten im Licht des, nun vollständig zu sehenden, Mondes und seine kurz geschorenden Haare glänzten schwach.Anscheinend hatte mich Paul auch gemustert, denn kurz nachdem ich wieder zu mir kam, merkte ich seine Finger an meinen Lippen und seinen Atem auf meiner Haut. Langsam wanderten meine Hände zu seiner Taille und eine strich hoch zu seinem Hals und schließlich zu seinem Hinterkopf, nur um ihn dann mit einem Ruck zu mir zu ziehen und meine Lippen auf seine zu pressen. Was mich damals dazu verleitet hatte einen Jungen zu küssen, den ich seit 2 Jahren nicht gesehen hatte und auch noch mein ehemaliger bester Freund war, war für mich ein Rätzel.
Das einzige worauf ich achtete, war das Gefühl, das mir zeigte das es genau das war was ich wollte, das es richtig war diesen Jungen hier und jetzt zu küssen.So viel hatte ich lange nicht mehr bei einem Kuss gespürt. Es war wie als würde mein ganzer Körper in Flammen stehen, als sich unsere Zungen berührten und wir den jeweils anderen näher an sich drückten. Als wir langsam immer weiter auf die Ladefläche rutschten und die beste Nacht unseres Lebens miteinander verbrachten.
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Erst am Morgen, als die Sonne wieder aufgegangen war und Paul und ich nackt im Meer baden gingen, musste ich wieder an Lilith denken und lies den letzten Tag revue passieren. Und erst jetzt wurde mir klar, das es das beste war was mir je passiert war. Ich war Lilith und Keith auf eine gewisse Art und Weise dankbar, mir so einen schmerz zu zu fügen, denn ohne die beiden, hätte ich Paul nicht wieder getroffen, hätte ihn nicht geküsst und erst recht nicht eine so schöne Nacht mit ihm verbracht.
Es fühlte sich an, als sei alles wieder wie früher, wir neckten uns wie damals, beleidigten den anderen immer wieder aus spaß und fingen kleine Raufereien an. Redeten über Gott und die Welt, ohne uns zu schämen. Das einzige das anders war, war das es immer wieder Momente gab, in denen wir dem anderen in die Augen sahen und uns in ihnen verloren. Das wir immer wieder kleine Küsse austauschten und sogar im Meer miteinander rummachten, am strand miteinander tanzten und die Zeit zu zweit genossen.
Es war mit abstand das schönste was mir jemals passiert war und ich bereue keine einzige Sekunde mit diesem perfekten Jungen. Er war mein Seelenverwandter, mein Schicksal, mein Ein und Alles.
Und selbst jetzt, Jahre nachdem er von uns gegangen war, träumte ich jede Nacht von ihm und sah ihn in den Augen unseres Sohnes. Er war schließlich der Vater von Henry und hatte ihm somit fast sein ganzes Aussehen geschenkt, nur die kleine Stupsnase hatte er von seiner Leihmutter geerbt, die leider auch nicht mehr unter uns weilte.
Auch meine letzten Gedanken, bevor ich starb, waren an Paul gerichtet und ich freute mich schon darauf, ihn im Himmel wieder zu sehen und seine Lippen auf meinen zu spüren.
- Ende -
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The Boy On The Beach || BoyxBoy [OS]
Short StoryOneshot -Abgeschlossen- Seine Verlobte und seinen Bruder im Bett zu erwischen war wohl das beste das James passieren konnte. (Das Bild im Cover gehört nicht mir. Copyright geht an den Besitzer)