Sturm

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So eng hielt Hadrian den Epheben an seiner Brust, dass dieser den Schlag des Herzens bei seinen Worten spüren konnte. Gleichermaßen lebhaft erinnerte sich Antinous an jenen Tag, doch nicht ganz so, wie es der Mächtigste der Römer tat. „Du irrst, mein Kaiser. Weder du, noch jener Löwe, sondern dieser hier, dein Löwe, traf die Wahl."

Der reifere Mann betrachtete das Gesicht seines Liebsten voller Neugier. Was war es, das er sich anschickte zu sagen? „Du?"

„Ja, ich", begann der Jüngling und hob den honigfarbenen Blick empor. „Am Morgen deiner Ankunft war es, im bunten Treiben auf der Straße, die zum Hafen führte. Es hieß, Caesar sei auf dem Weg zu den Schiffen und alles Volk lief zusammen, um dich zu sehen und dir zuzujubeln. Da liefen auch ich und mein Freund Calixtos. Wir wussten, dass man dir zu Ehren Wettkämpfe in der Palästra und Jagden veranstalten würde, aber wir stahlen uns verbotener Weise aus dem Unterricht davon, um schon zuvor einen Blick auf dich zu erhaschen."

Hadrian fand Gefallen an dem, was sein Geliebter ihm da offenbarte und ein Lächeln erfüllte sein Antlitz. Er ahnte, wie es weiter ging. „Ihr saht mich also bereits bei meinem Einzug in die Stadt?"

Sein junger Favorit schüttelte verneinend den Lockenkopf und schaute ihm verheißungsvoll ins Gesicht. „Nein. Calixtos sah nur die Mädchen mit all ihren Reizen, die deinen Weg säumten und mit Blumen und bunten Bändern warfen. Ich aber tat mehr als dich sehen, ich erkannte dich." Wie um dem Folgenden Nachdruck zu verleihen, legte der Jüngling dem Älteren mit zärtlicher Geste eine Hand an die bärtige Wange, bevor er weitersprach. „Mein Vater hatte bereits mehrere Male Bewerber abgewiesen, die darum gebeten hatten, mein Mentor und Erastes zu sein. Zunächst, weil er glaubte, ich sei noch zu jung. Dann, weil sie mir nicht gefielen. Du aber tatest mehr als das. Ich begehrte dich in dem Moment, als ich dich erblickte. Edel, stark und kühn, jeder Zoll ein Kämpfer. Es war kein Zufall, dass ich bei den Wettkämpfen so ... eifrig war. Ich wollte meinem Erwählten gefallen."

„Der Löwe hätte dich töten können, in deinem Eifer", warf Hadrian ein, doch es klang zu stolz, um eine Schelte zu sein.

„Das hat er nicht", gab ihm sein Liebster ganz unverfroren zurück.

Der Mann lachte auf. „Wärst du auch nicht halb so schön und mutig, aber doppelt so frech wie du bist, du wärst noch immer meine einzige Wahl!"

Ohne Zögern beugte er sich nun zu dem Jüngling, um ihn zu küssen. Hadrians Lippen trafen auf die des schönen Griechen und mit dem Kuss entzündete sich zum zweiten Mal in dieser Nacht die Lust des Kaisers. Es genügte nicht mehr, den Jungen in Armen zu halten, zu spüren, wie ihre warmen Leiber, ihre empfindsame Haut sich berührten.

Antinous ging mit Begeisterung auf das fordernde Zungenspiel Hadrians ein und reagierte instinktiv, als der größere Mann ihn in seinen Armen leicht anhob. Er schlang die jugendlichen Beine um die Mitte seines Liebsten, ohne ihren Kuss zu unterbrechen, in den er nun lachte und gluckste. Auch er würde keinen anderen für sich wollen, wäre sein Liebster auch der unbedeutendste Knecht im abgelegensten Winkel des römischen Reiches. Die Götter mussten sie beide auf besondere Weise lieben und gesegnet haben, sonst wäre solch ein Glück wie das ihre nicht möglich. Auch seine Arme schlang der Jüngling nun um den Hals seines stürmischen Geliebten, dessen Atem sich heiß mit seinem Atem mischte. Hadrian stöhnte in tiefen Tönen, die sein sich steigerndes Begehren verrieten. Antinous zog und drängte sich lustvoll an ihn. Er fühlte, wie seine Erektion sich an den Bauchmuskeln des Mannes rieb und dies heiße, wohlige Schauer über seinen Körper jagte. Was geschah wohl als Nächstes? Kaum war der Gedanke gefasst, da verflog er auch schon, denn der Römer packte den Jüngling mit beiden Händen unter dem Po, als sei er nicht mehr als ein Knabe und kaum, dass er ihn so hielt, trug er ihn in Richtung des Zugangs zu ihrem Gemach. Die Kraft, die in dieser Geste und diesem Gang lag, ließen Antinous voll freudiger Erwartung schauern. Sein Geliebter würde ihn gleich nehmen, sich mit ihm vereinigen, unaufhaltsam und ungezügelt.

Wie der Wind zuvor trieb nun Hadrian mit Antinous an seiner Brust die seidenen Vorhänge auseinander und verschaffte sich stürmisch Einlass. Er trug ihn zu dem Lager, wo sich ihr Liebesspiel fortsetzen sollte. Ihrer beider Atem ging stoßweise vor Erregung und kaum hatten sie ihr Ziel erreicht, da ließ der Jüngling von seinem Liebsten ab, nur um sich in seiner ganzen Schönheit vor ihm in Kissen und Laken zu räkeln, ihn dort zu erwarten. Es dauerte nur einen Augenblick, in dem sich Hadrian für das Bevorstehende bereit machte, indem er duftendes Öl in den Händen verrieb und auftrug. Antinous zeigte keinerlei Scheu, nur Verlangen und Lust lagen in seinen honigfarbenen Augen, als sein Geliebter sich über ihm positionierte, ihm die jugendlich starken Schenkel auseinander schob, sich vor und tief zu ihm herunter beugte. Ihre Blicke trafen sich nun, gleich darauf ihre heißen Lippen und der Vorstoß des Mannes, als er in ihn eindrang, ließ den Jüngling erbeben. Er hielt für einen Moment, in dem sich alles zu drehen schien, den Atem an, seine Hände suchten Halt an den starken Schultern seines Liebhabers, dann überließ er sich ganz seiner und dessen Lust. Der junge und der reife Mann begannen laut und lauter zu stöhnen, mit jeder Bewegung, jedem Ruck, jedem Winden ihrer Körper, die sich mehr und mehr zu absolutem Einklang fanden. Der geschmeidige, schöne Leib des Jünglings schien regelrecht zu glühen. Die vom Kampf gestählten Muskeln des Kaisers schienen unermüdlich. Er wusste, wo er seinen Liebsten stoßen, wo er ihn berühren musste, um ihm die größten Wonnen zu bereiten. Antinous genoß in vollen Zügen und verlangte mit Lippen und Zunge, Armen und Händen nach mehr und immer mehr. Hadrian gab es und endlich kamen die ersehnten, ekstatischen Schauer über die Liebenden. Der schöne Grieche bäumte sich mit letzter Kraft unter dem geliebten Mann auf, erschauerte und stieß ein wohliges Ächzen hervor. Hadrian spürte, wie er sich mit aller Macht ergoss und suchte den Blick seines Liebsten in diesem Moment des Glücks, der sie so ganz erfüllte. Er raunte und wisperte seinen Namen. „Antinous, mein Löwe."

Der Jüngling blickte ihn aus strahlenden Augen an. „Hadrian, mein auserwählter Kaiser."




>>> weil es Latein ist :)

AntinousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt