Sachen zusammenpacken. Wäsche, alles was Christian hat, Neun Unterhosen, Zehn Paar Socken, davon zwei gestrickte Paare von Oma, für die kalten Länder, Vier Jeanshosen, zwei Joggingshosen, Fünf kurze Hosen, eine Badehose, falls Christian doch mal Baden geht, obwohl er es hasst. Elf Shirts, Sechs Pullover. Noch vieles mehr. Christian verlor den Überblick. Den Rest packte seine Mom, während Christian zu seinen Dad in die Garage ging, zum Van, den Van den er von seinen Großeltern bekommen hatte. Bekommen für die großen Reisen, die die Christian alle in einer machen wird. Eine Reise, bis zu dem Punkt an dem er am Abgrund stehen wird, am Abgrund seiner Gedanken, die ihn langsam aus seinem Leben reißen.
Es wird alles so weiter gehen.
>>Hey Paps, wie siehts aus, ist der Van bereit?<<, fragte Christian seinen Dad. >>Ja, das Öl hab ich gerade gewechselt, Reifendruck ist optimal, Kühlflüssigkeit und Scheibenwischwasser ist aufgefüllt, mehr kann ich für deine Karre nicht machen.<<, antwortete er. >>Danke Paps.<<, entgegnete Christian und nahm seinen Dad in den Arm, drückte ihn fest, drückte die Tränen in seinen Augen weg. Hinter dem Rücken seines Papas glänzte sein Van, ein 1978 VW - Van, Oma und Opa hatten echt viel Geld in die Hand genommen für diese Karre und am Ende werden sie ihn wiederbekommen. Er glänzte, er glänze Christian hellgrün entgegen, sogar die Farbe hatten sie extra für Christian gewählt. >>Komm setz dich mal rein, ich will ein Foto von dir machen, das wir ein letztes Bild von dir haben, sagte sein Vater. Christian schluckte, er spürte den Kloß in seinen Hals, er konnte sich nicht verabschieden, von niemanden, nicht von Oma und Opa und auch nicht von Mama und Papa, Christian wusste, dass er sonst keine einzige Fahrt mit dem Van machen konnte. Christian setzte sich wortlos in den Van und zwang sich ein kleines Grinsen auf die Lippen, alles um ihn herum drehte sich. Er schaute nicht in die Kamera von seinem Dad, sondern direkt in das Gesicht seines Papas, direkt in seine blauen Augen, direkt auf die dunkelbraunen Haare, mit den paar grauen Strähnen die er schon bekommen hatte. >>Danke dir Christian, das druck ich aus und es kommt dann über den Karmin,<< zwinkerte Dad Christian zu. Er wusste, dass Christian es nicht mochte Bilder von sich selbst zu sehen, er dachte dann immer nur daran, wie damals alle seine Bilder angestarrt haben in der Schule, wie er vor allen blamiert wurde. Etwas, was weder Mom noch Dad jemals erfahren hatten. Kein Lehrer in der Schule hatte mit ihm darüber gesprochen, als hätte es niemanden interessiert.
Sterben tut dir gut, glaub mir.
Christian drahte sich um, einerseits um seine feuchten Augen wieder zu verstecken, andererseits um sich den van nochmal genau anzusehen. Mama hatte Dad dazu gezwängt an den Seiten Eisengitter anzubringen, wo Christian Sachen verstauen konnte. Papa sträubte sich zuerst, da dass den Wert des Vans senken würde, doch er gab nach. Christian seine Mama war angst einflößend stark, aber mindestens genauso liebevoll. Sie sorgte sich um Christian, wusste immer das er sensibler ist als andere Jungs. Fragte ihn manchmal Löcher in den Bauch, Löcher die manchmal mehr an Christian fraßen als zu helfen. Doch sie kaufte alles für ihn ein, alles was Christian brauchen würde, von Lebensmitteln für die ersten Wochen, bis hin zu Körperhygiene. Alles bereits optimal verstaut, wie bei Tetris gestapelt und festgeschnürt. Tetris. Christian fühlte sich als würden seine Tetrissteine Kreuz und Quer in seinen Leben fallen , bis zum Game Over, bis es ganz oben ansteht.
Keine Chance.
>>Papa, kann man von überall einen Brief nach Hause schicken?<<, fragte Christian. >>Puh, die Jugend, natürlich, überall wo es Poststellen gibt, musst dich nur erkundigen,<< gab sein Papa spaßig zurück, so spaßig wie bloß Eltern sein konnten. Also weniger spaßig als man glaubt. >>Okay, zog es schwer aus Christian heraus. >>Wirklich okay? Christian, du darfst auch einfach übers Handy schreiben, vielleicht mal ne Karte an deine Großeltern, aber deine Mama braucht nicht alle zwei Wochen eine Grußkarte, auch wenn sie das behauptet hat.<<, versucht sein Dad ihn zu beruhigen, aber verfehlte damit das Thema. Er versuchte wirklich immer Christian zu verstehen, versteckte Botschaften zu entschlüsseln, auf die Signale seines Kindes einzugehen, so wie er es damals im Kurs gelernt hat. Er hat extra einen Kurs belegt, welcher helfen sollte den Jugendlichen Zuhause zu verstehen, nur für Christian, nur um Christian zu verstehen. Doch erfolglos. Christian wusste, dass sein Dad sich größte Mühe gab, aber trotzdem war er mit seinen Gedanken allein, es war nicht leicht etwas zu entschlüsseln, das der Andere um jeden Preis verbergen wollte. Niemand sollte wissen was mit Christian wirklich los war, er wollte kein Mitleid, keine zuversichtlichen Zusprüche oder Ähnliches.
Lass ihn nicht ran an dich.
>>Papa echt Danke dir, ohne dich und Mom würde ich das hier nicht schaffen,<< bedankte sich Christian und umarmte seinen Dad erneut, diesmal ließ er die Tränen laufen. >>kein Grund zum Weinen Christian, du bist stark, du schaffst das, es wird einen tolle Zeit für dich,<< ermutigte sein Dad ihn erneut und erwiderte die Umarmung. Christian ließ los, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schaute seinen Papa in die Augen. Das war das letzte Mal, dass Christian seinen Vater so in die Augen schaute, als erhoffte er sich, sein Dad würde in Christian sein Inneres sehen und merken was los war. >>Ich gehe zu Mama, sie muss mir bestimmt noch einiges Wichtiges erklären,<< versuchte Christian zu scherzen. >>Okay, dann sehen wir uns dann drinnen wieder,<< lächelte sein Dad und tätschelte Christian die Schulter, so wie immer wenn er Christian zeigen wollte wie sehr er für ihn da sein will. Christian drehte sich um und ging ins Haus.
Du Idiot, verschwendest soviel Zeit.
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Christian, hör nicht hin.
RomanceChristian, ein junger Mann, gerade erst 19 und doch bereit sich zu verabschieden. Bereit sich von allem zu verabschieden, seiner Familie, seiner wenigen Freunde, seinem Leben. Suizid, schwirrt es ihm tag und Nacht noch im Kopf herum, er weiß noch ni...