Kapitel 6

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Am Morgen war ich schon vor meinem Weckerklingeln wach und hatte somit noch ein paar Minuten Zeit, bevor ich zur Schule musste. In der Zeit machte ich mir Gedanken, was heute so anstand. Ich musste auf jeden Fall mit Abby über die Drogen reden, die ich immer noch in meinem Zimmer versteckt hatte und nur beten konnte, dass meine Mutter keinen Sinneswandel bekommt und der Meinung ist mein Zimmer zu durchsuchen und diese Drogen findet. Nur mit Mühe habe ich es geschafft Liam auszureden die Drogen selbst mitzunehmen und sie loszuwerden. Ich vertraue ihm. Ich würde ihm wahrscheinlich mein Leben anvertrauen, doch ich wollte einfach nicht, dass er im Besitz dessen war, was er hat mitgehen lassen. Ich musste ihm schwören, wenn ich die Drogen nicht bis Ende der Woche los wurde, nimmt er sie selbst wieder. Und das wollte und durfte ich nicht zulassen. Deshalb musste ich einfach die einzig andere Person fragen, der ich komplett vertrauen konnte. Und nach der Schule musste ich mich dann Kayden stellen. Beziehungsweise dem, was er mir erzählen wollte, was es auch sein mag. Ich hoffte einfach nichts schlimmes. Ich war noch immer vollkommen verwirrt von meinen Gefühlen oder eben auch nicht vorhandenen Gefühlen. Ich wusste es eben nicht und das verkomplizierte alles nur. Und ich wusste genauso wenig, was Kayden dachte. Und auch nicht, was in Liams Kopf vor sich ging. Und mich machte es wahnsinnig, dass diese beiden Jungen ständig in meinem Kopf wuselten. Das war doch nicht normal. Ich musste auf jeden Fall mit Abby sprechen. Das war oberste Priorität. Danach war mein Kopf sicher besser geklärt. Mit dem Ziel mir Abbys Ratschlag in all den zu besprechenden Themen zu holen schnappte ich mir meine Kopfhörer und war dabei das Haus zu verlassen, um mich auf den Weg zur Schule zu machen. Jedoch kam ich nicht sonderlich weit. "Taylor", rief es aus der Küche. Ich drehte um und ging in die Küche, in der Hoffnung schnell wieder rauszukommen. In der Küche stand meine Mutter mit meinen Bruder. Nate war gerade dabei eine Schüssel Müsli zu essen. „Fährst du nicht mit Nate mit?", fragte meine Mom. „Ich wollte mit dem Bus fahren.", antwortete ich schlicht. Ich war absolut kein Morgenmensch, deshalb waren mir solche Gespräche früh einfach zu viel. Ich versuchte immer jeglicher Konversation aus dem weg zu gehen. Oft klappte das auch. Doch heute war leider einer dieser Tage, an denen das nicht so funktionierte, wie gedacht. „Weshalb denn das. Fahr doch einfach mit Nate mit, wenn er schon ein Auto hat. Das ist doch der Vorteil an einem älteren Bruder, der auf dieselbe Schule geht. Hast du überhaupt schon etwas gegessen." Das war meine Mom. In den unpassendsten Momenten konnte sie die absolute Mutter raushängen lassen, obwohl ich doch einfach nur gehen wollte. „Ich will bisschen Musik hören und einen klaren Kopf vor der Schule bekommen. Davon abgesehen kann ich in der Zeit, in der ich im Bus sitze auch ungestört lernen. Und ja ich habe schon etwas gegessen Mom.", log ich um hoffentlich schnell einfach hier weg zu kommen. Klar es war total cool einen großen Bruder zu haben, der einen mit zur Schule nehmen konnte, doch manchmal brauchte ich eben einfach meine Freiheit. Mein Bruder war nur ein Jahr älter, als ich und war somit im Abschlussjahr. Er war schon achtzehn und konnte somit legal Auto fahren, was mir einen gewissen Luxus versprach. Doch manchmal brauchte ich den einfach nicht, so sehr ich es auch schätze.

Ich saß im Bus vollkommen in Gedanken versunken. Ich liebte es Bus oder Auto zu fahren und dabei Musik hören zu können. Einfach alles ausblenden zu können und abzuschalten. Um Gedanken zu sortieren. Um wieder klar sehen zu können. Diesem gewissen Freiraum brauchte ich einfach, um einfach nachdenken zu können. Um Erlebtes verarbeiten zu können und verstehen zu können, um vor mich ihn zu träumen und um zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Ich fand es befreiend und beruhigend. Und genauso saß ich gerade im Bus. Als dann die Haltestelle vor der Schule in Sicht kam, sank meine Laune ein wenig. Doch ich konnte mich freuen Abs zu sehen, dass war immerhin eine Motivation, die soweit reichte, dass ich den Bus verließ und ins Schulgebäude lief. Auf dem Weg durch die Flure begegnete ich zahlreichen Schülern, die entweder hyperaktiv waren oder genauso zerstreut und fertig aussahen, wie ich mich fühlte. Da waren mir die halb Untoten definitiv lieber, als die kleinen, hyperaktiven Kinder, die gerade die Schule gewechselt hatten. Ich schlängelte mich durch die Gänge und kam schließlich an dem Zimmer an, wo ich meine erste Unterrichtsstunde für heute haben werde. Deutsch. Was zum Glück wirklich noch ganz in Ordnung war. Besser als in der ersten Stunde Mathe oder Physik zu haben. In Deutsch behandelten wir zur Zeit ein Buch und somit war der Unterricht ganz ok gestaltet. Ich betrat das Klassenzimmer und war Abigail schon auf ihrem Platz zu sehen. Somit musste ich nicht noch länger warten, um mit ihr reden zu können. Ich stellte mein Zeug auf meinem Platz ab und ging dann auf sie zu. Wir umarmten uns zur Begrüßung. „Hey, na alles gut?", fragte Abs mich. „Wir müssen dann unbedingt reden. Können wir irgendwie kurz rausgehen?", fragte ich gleich. Wir hatten noch Zeit bis der Unterricht begann und diese wollte ich definitiv  nutzen. „Klar.", antwortete sie und sah mich mit diesem fragenden Blick an, dass sie auf jeden Fall wissen wollte, was los ist. Wir gingen aus dem Zimmer und fanden eine kleine Ecke, wo uns niemand wirklich hören konnte. „Ok, also jetzt erzähl schon. Was ist passiert?", fragte Abs etwas aufgewühlt. Wenn sie nur wüsste, was in meinem Inneren los wäre, dann würde sie sich, wie der ruhigste Mensch der Welt fühlen. „Ok. Es geht um Liam. Er hat mich am Wochenende abends angerufen. Komplett besoffen.", „Nich wahr oder? Ernsthaft jetzt?", Abs sah mich genervt aber auch mitfühlend an. Sie konnte genauso wenig verstehen, warum man sich so oft so krass abschießen musste. „Warts ab, es wird noch besser.", meinte ich. „Was denn noch?", fragte sie. „Er war hinten bei uns auf dem Feld, Komplett alleine, weil er irgendwie von den anderen weggegangen ist, frag mich nicht, Das Ding war es war mitten in der Nacht, er wusste selbst nicht mehr genau, wo er war, also bin ich los und hab ich aufgegabelt. Weist du aber stopp, dass ist nicht mal das Schlimmste. Bei Barren kamen irgendwie plötzlich ein paar Typen, die mit Drogen zu tun haben. Da die irgendwie abgelenkt waren, war Liam natürlich über intelligent und hat diesen Typen einfach beschissenes Gras geklaut, als sie es nicht mitbekommen haben. Man Abi, er hat Drogendealern was geklaut.", in dem Moment wurde mir noch einmal richtig bewusst, was er eigentlich getan hatte und was für Konsequenzen es haben könnte, wenn diese Typen herausfinden, dass Liam es war, der die Drogen hat mitgehen lassen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was dann alles passieren könnte. „Das ist jetzt nicht wahr. Willst du mich komplett verarschen. Wie hohl kann man denn sein. Also das Liam schon immer ne Macke hatte wusste ich ja, aber so etwas? Ernsthaft?", Abigail sah mich komplett geschockt und auch böse an. Aber dieser Gesichtsausdruck galt nicht mir sondern Liam. „Abi, ich hab die Drogne ihm weggenommen. Das Ding ist nur ich muss dieses Zeug verdammt nochmal losbekommen. Und ich wusste nicht zu wem ich gehen sollte, als zu dir. Es tut mir leid, wenn ich dich da mit reinziehe, dass wollte ich gar nicht.", gab ich zu. „Hey Taylor, alles gut ok. Dafür bin ich da und wir überlegen uns nach der Schule in Ruhe, wie wir das Zeug loswerden ohne das es auf dich oder Liam zurückzuführen wäre, ja?", sie sah mich beruhigend an und ein bisschen funktionierte das auch. „Ok ja. Danke dir ehrlich." „Dank mir nicht zu früh, noch ist nicht sicher, ob ich ihn umbringe oder ob er noch etwas zu leben hat, aber erst einmal müssen wir die Schule hinter uns bringen." Damit gingen wir vorerst wieder zurück in das Klassenzimmer. Und ich war froh jemanden zu haben, der mir selbst in solchen Situationen hilft.

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