|Kapitel 11|

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Louis P.o.V. 

Ich tippte kurz auf den Bluterguss, was wohl ziemlich dumm war, denn alles was von mit kam, war ein zischen. Ich sah Niall an. Ich wusste nicht was er dachte. Keinerlei Emotionen spiegelten sich auf seinem Gesicht wieder, was ziemlich ungewöhnlich für ihn war. Das habe selbst ich in den paar Tagen mitbekommen. 

“Wann war er hier?”, fragte er monoton. 

“Ich weiß nicht, vielleicht zwischen 3 und 4?”

“Was ist passiert?”, kam die nächste Frage von ihm, ohne auch nur auf meine Antwort einzugehen. 

Ich erklärte ihm das Geschehene und hoffte, dass er danach wieder normal mit mir umgehen würde. 

Offensichtlich war das nicht der Fall. 

“Komm”

“Was? Wohin?” Wollte er mich jetzt in einen Sarg sperren und 10 Meter unter der Erde begraben in der Hoffnung, dass mich niemand mehr ausgraben würde? 

“Wir gehen Frühstücken.” Er sagte das in einem so freundlichen Ton, dass es schon wieder Sarkastisch klang. 

“Was? Nein. Das können wir nicht machen”, weigerte ich mich. Ich hatte keine Lust von Harry und Liam überfallen zu werden, wenn mich wieder so eine Welle überkommt. 

Niall nahm mich aber nur am Handgelenk, nicht so sehr das es weh tut, aber doch so fest, dass ich nicht abhauen könnte. Naja, wenn ich vollständig menschlich wäre. 

Er zog mich mit sich. Ich wehrte mich immer noch mit schwachen Protesten, aber ich wollte mich auch nicht losreißen, da ich ihm nicht wehtun wollte. 

Also ließ ich mich mitziehen in Harrys Haus. 

Wahrscheinlich würden sie gerade frühstücken, wenn sie denn schon wach sind. Als wir das Haus betraten, hörte man angeregte Unterhaltungen. Ich versuchte mich noch einmal auf dem Weg zur Küche loszureißen, doch ohne Erfolg. Niall hielt mich noch versteckt hinter sich, begrüßte alle freundlich,wie jeden Morgen. Dann signalisierte er mir, dass ich neben ihn treten solle. Das tat ich. Ein wenig verunsichert stand ich nun neben Niall.

Liam, der gerade ein Schluck von seinem Tee genommen hatte, verschluckte sich an diesem so sehr, dass es ihm wieder aus der Nase kam. Keiner beachtete ihn. Zayn sah mich nicht an. Er sah auf seinen Teller und stocherte mit seiner Gabel in seinem Rührei. Er gab sich also die Schuld. Ich nicht, ich gab sie niemanden. Es ist nichts weiter passiert, also ist doch alles okay, oder nicht?

Harry starrte auf den Fleck auf meinen Hals. Ich hatte ihn noch nicht gesehen, aber anscheinend war der Knutschfleck wohl ziemlich groß. 

“Oops!”, kam es leise von Harry, kaum hörbar. 

“Hi”, begrüßte ich alle. Ich wollte die Situation nicht unangenehmer machen, als sie sowieso schon war. 

“Geht's Liam?” Erst jetzt beachteten die anderen Liam auch. Zayn klopfte ihm kurz auf den Rücken. 

“Ich geh mal kurz Nase putzen”, kam es von ihm. 

Noch immer standen wir im Türrahmen. Ein kurzer Blick zu Niall verriet, dass er Harry so bitterböse anschaute, nein er starrte, dass er normalerweise schon längst tot umgefallen sein sollte. Schaute er ihn schon die ganze Zeit so an? Harry sah ihn auch an. Es wirkte schon fast als ob er Nialls Blicke einfach verschlingen würde, als hätte es sie nie gegeben. Irgendwann konnte Niall Harrys Blick nicht mehr standhalten, also zog er mich mit sich an den Tisch und forderte mich dazu auf, mich hinzusetzen. Also tat ich das. 

Zayn gab mir ein Brötchen, dass ich begann zu belegen und fing dann an mit essen. 

Ich sah niemanden mehr an. Ich war zu beschämt. Dafür spürte ich Harrys Blicke auf mir. Als ich einmal nachgeschaut habe, schien er nicht mal dran zu denken mich aus dem Blick zu lassen. Ich fühlte mich unwohl. Sehr unwohl. Keiner sprach, nicht mal ein piepsen einer Maus hätte man überhören können. 

Niall räusperte sich. 

“Wieso hast du das getan?”, fragte er ohne auch nur annähernd irgendwen anzuschauen. Es war als würde er mit seinem Teller sprechen. Keiner reagierte. Alle hielten zwar in ihrer Bewegung inne, aber niemand antwortete. Wir wussten alle das Harry gemeint war. 

Es vergingen vielleicht 2 Minuten in denen sich keiner auch nur bewegte. 

Anscheinend schien Niall wirklich sehr wütend zu sein, denn er schmiss sein Messer, mit dem er sich eben noch Butter auf sein Brötchen geschmiert hat, geräuschvoll auf seinen Teller, sodass ein lautes klirren durch den Raum ging. Ich zuckte. Ich wusste nicht ob sich irgendjemand noch erschrocken hat, denn ich traute mich nicht von meinem Teller aufzusehen. 

“WAS NIALL? WAS WILLST DU VON MIR HÖREN?”, schrie Harry auf einmal los. Wieder zuckte ich. Zayn strich mir kurz mit seinem Daumen über mein Knie um mich zu beruhigen. 

“Willst du das ich mich entschuldige? Wofür? Er wollte es doch auch!”, ergänzte er. 

“ER IST IN SEINER VERFICKTEN HITZEPHASE!”, kam jetzt auch Niall zu Wort. 

“Und natürlich will ich das du dich bei ihm entschuldigst!”, beantwortete er Harrys Frage. 

“Wofür, verdammt?!”

“Für das, was du ihm angetan hast!”, schrie Niall zurück, als ob es selbstverständlich wäre. 

“Was hab ich ihm denn bitte angetan?! Ich hab ihm verdammt nochmal einen Handjob gegeben!” 

Einen Funken von Verwunderung sah man in Harrys Gesicht, der jedoch schnell wieder verflog und sich wieder in Wut verwandelte. 

“Zeig es ihm Louis! Wenn er selbst nicht weiß was er getan hat, wirst du es ihm eben zeigen!”, forderte er mich auf. 

“Was?” Kleinlaut stand ich auf. Langsam hob ich den Pullover an und schob den Bund der Jogginghose ein Stück runter. Nun sah man den dunkelblauen, fast schon schwarzen Handabdruck. 

Ich sah Harry in die Augen. Ich fühlte eine gewisse Verbundenheit. Ich wusste nicht woran es lag, doch ich spürte sie. 

Harry hatte seine Augen weit aufgerissen. Von Liam kam ein mitfühlend schmerzerfülltes zischen und Zayn sah noch immer auf seinen Teller. Er traute sich nicht hochzuschauen. 

“Ich-...”, mehr kam nicht von Harry. Er war das erste mal, seit dem ersten Augenblick in dem ich ihn getroffen hatte, sprachlos.

“Halb so schlimm…”, warf ich ein, aber wurde von Niall unterbrochen. 

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