|Kapitel 25|

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Trigger Warnung! 
(Wer mit starken psychischen Problemen zu kämpfen hat, sollte dieses Kapitel wohlmöglich nicht zu Ende lesen.)



Louis P.o.V. 

Ich wachte auf, als ich hörte wie jemand die Treppe runter kam. Das Licht wurde angemacht und mir entwich ein genervtes Stöhnen. 
Schnell legte ich meinen Arm über meine Augen. 

"Louis?", flüsterte Zayn, erhielt von mir aber nur ein gequältes 'hmm'. 
"Worum ging es da gestern?", fragte er, während er sich auf meine Beine setzte, die von der Decke bedeckt waren. Erst jetzt bemerkte ich, dass mich jemand mit einer dickeren Decke zugedeckt hat. 
"Nichts weiter", winkte ich nur ab. 
"Hörte sich nicht nach 'nichts weiter' an", bohrte er nur weiter nach. 

"Er will nicht drüber reden, merkst du das nicht!", zischte Harry, der ebenfalls gerade die Treppe herunterkam. 
"Ist ja gut." Abwehrend hob er die Hände und ging in die Küche. 

"Ich geh Liam wecken." Somit war auch Harry wieder verschwunden. 
Seufzend ließ ich mich wieder nach hinten fallen. Frühes aufstehen war einfach nichts für mich. 

Als Zayn kauend wieder aus der Küche kam, murmelte er irgendwas unverständliches mit '10 Minuten' und 'gehts los'. 
Ich nickte nur teilnahmslos, bis ich verstand was er meinte. 
"10 Minuten?!" Ich sprang auf. 
"Ja, theoretisch brauchst du dich ja nicht mal anziehen, wenn man's so sieht." Er zuckte mit den Schultern. 
"Essen würde ich dir auch nicht raten, da wird einem nur schlecht wenn man dann so rumrennt." Misstrauisch sah ich ihn an. Er kam doch gerade aus der Küche und hat irgendwas gegessen. 
"Guck mich nicht so an. Das was ich mache, kann man gar nicht rennen nennen", lachte er. 
Ich schmunzelte ihn an. 

Und er hatte nicht gelogen. 10 Minuten später standen wir vier, pünktlich um 5 Uhr, in unserer Wolfsform im Wald. 

Liam und Harry liefen einige Meter vor uns und rempelten sich ab und an aus Spaß an. Zayn und ich liefen gemütlich hinterher. 
"Meinst du, wir könnten ein Stück rennen?" fragte ich Zayn in seinem Kopf. 
"Ich kann es mal versuchen, aber wenn es nicht geht, kannst du ruhig mit den anderen mitgehen." 
Er fing an ein wenig schneller zu laufen. Immer und immer mehr steigerte er sein Tempo und rannte tatsächlich. Liam und Harry sahen wir gar nicht mehr. 
Ich rannte einige Meter neben Zayn her und passte auf, dass er sich nicht verletzte. Einige Bäume zogen zwischen uns vorbei, die ab und an meine Sicht versperrten. 

Zayn wurde langsamer, konnte wahrscheinlich einfach nicht mehr. Auch ich zügelte mein Tempo. 
Hinter ihm sah ich etwas fliegen und nur einen Moment später hörte man Zayn durch den ganzen Wald fiepen.
Ich stürzte auf ihn zu, fing ihn in meiner menschlichen Gestalt auf und ließ uns beide zu Boden gleiten. Irgendwas hatte ihn in den unteren Rücken getroffen. Panisch blickte ich mich um, sah aber niemanden. 
"Scheiße, scheiße, scheiße!", redete ich mehr mit mir selbst, als mit Zayn.
"Zayn, du musst wach bleiben."
So behutsam wie möglich versuchte ich an seinen Rücken zu kommen. Ich fuhr mit meiner Hand über seinen Rücken, bis ich etwas nasses spürte. Er blutete. Das war keine normale Kugel gewesen, was hieß, dass hier noch irgendwo Jäger sein mussten. 
Noch einmal sah ich mich panisch um und drückte fast schon mechanisch meine Hand auf die Wunde, damit er nicht verblutete. 

"Wieso kommt hier denn keiner! Fuck!", schrie ich. 
Es kam mir wie eine verdammte Ewigkeit vor, wie ich da saß und einfach hoffte, nicht auch getroffen zu werden. 
"Zayn!" Liam erschien hinter mir und auch Harry tauchte hinter Liam auf. 
Zayn wurde mir von Liam abgenommen. 
"Sein Rücken! Irgendwas hat seinen Rücken getroffen." 
Immer noch mit Panik erfüllt sah ich Harry an, der wiederum auf meine Hände und meinen Körper sah. Als ich an mir runter sah, wusste ich auch warum. Ich war völlig Blutverschmiert. 

Und genau das war der Moment, in dem ich realisierte was hier gerade passiert war. 
"Zayn! Zayn, bitte schlaf nicht ein." Es war nurnoch ein hauchen, vermischte mit einem herzzerreißenden Schluchzen, was von Liam kam, der sich auf den Rückweg machte.
Mir lief ebenfalls eine Träne über die Wange, die von meinem Kinn auf meine Brust tropfte und sich ihren Weg bahnte. 
Sie hinterließ eine sauber Spur zwischen all dem Blut, das langsam anfing zu trocknen. 
Auch ich wendete mich von Harry ab und rannte zurück. 

"Macht die Tür auf!" schrie Liam verzweifelt. Ich riss die Haustür von Nialls Haus auf und lief direkt auf die Tür zu, die zum Raum führte, in dem Niall auch mich vor ein paar Wochen gerettet hatte. Auch diese riss ich auf. Liam legte Zayn so sanft wie möglich auf die kalte Metallliege. 
Mich wunderte, dass er überhaupt noch sah was er tat, so wie ihm die Tränen über das Gesicht liefen. Sturzbäche, das war wohl das Wort was es am besten beschreiben würde. 

Ich rannte zurück in den Flur. 
"Niall! Niall, hilf uns, er stirbt!", rief ich so laut ich konnte. 
Niall kam die Treppe runtergestürzt. Ich zeigte nur auf den Raum. Ich konnte nicht mehr reden. 

Mit aufgerissenen Augen betrat der den Raum, ging direkt auf das Desinfektionsmittel zu und verrieb es zwischen seinen Händen. 
"Was ist passiert?", fragte er und versuchte so sachlich wie möglich zu klingen, doch der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. Harry und Liam sahen mich an. Ich konnte nicht reden. Mein Hals war wie zugeschnürt und ich bekam kaum Luft. 
"Ich weiß es nicht. Ich hab nur etwas auf ihn zufliegen sehen und dann traf es ihn in den Rücken", presste ich raus. 
Niall atmete laut aus. 
"Ihr müsst den Raum verlassen. Auch du Liam. Hat hygienische Gründe."
Also verließen wir drei den Raum. 

"Ich versteh nicht wieso ich auch den Raum verlassen muss. Du durftest doch bei Louis auch dabei bleiben."
"Da war aber die Kugel nicht im Körper, Liam", hörte ich die beiden reden. Es klang so fern, als ob sich Watte auf meine Ohren gelegt hätte. 
Ich verließ einfach das Haus. Nackt und blutverschmiert. 

Ich lief zurück in den Wald und wechselte von meiner menschlichen Gestalt zurück in meine tierische. 
Ich rannte. 
Ich rannte nicht nur von diesem Ort weg, sondern auch vor meinen Problemen. 
Das tat ich immer.
Nicht mal verabschiedet habe ich mich, oder mich für gestern bei Harry entschuldigt.
Nichts. 

Ich spürte wie sich mein Brustkorb schmerzhaft zusammenzog. Es fühlte sich schrecklich an und doch drehte ich nicht um oder blieb stehen. Nie wieder neben Harry einzuschlafen oder aufzuwachen, fühlte sich für mich verdammt kalt und trostlos an und doch drehte ich nicht um. 
Wenn ich eines gelernt hatte, dann war es niemals umzudrehen. 

Der Gedanke daran, dass ich damit nicht nur mich verletzte, sondern auch Harry, entfachte den Selbsthass in mir. 
Genau wie der Fakt, dass ich immer vor allem wegrannte, doch mittlerweile glaubte ich nicht mal mehr, dass ich nur vor meinen Problemen wegrannte, sondern vielmehr vor mir selbst. 
Ich rannte vor mir selbst weg. Ich war feige und schwach und das wusste ich. 
Und auf einmal wurde mir völlig egal, was mit mir passieren würde. Ob diese Jäger von vorhin mich in die Finger bekommen würden, ob ich über einen Stein stolpern und mir das Genick brechen würde oder ob ich einfach elendig im Regen verhungern würde. 

Es war mir so egal, da alles was ich fühlen konnte, der Hass auf mich selbst, war. 

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